1579 - Der Kopf des Dämons
Festland aus beliefert. Verhungern muss man hier nicht. Ich weiß allerdings nicht, ob es Menschen gibt, die einen PC besitzen. Da bin ich überfragt.«
»Und wem gehört das Geschäft?«
»Einer jüngeren Schwester von Irvin. Sie heißt Rhonda. Ich kam mit ihr gut zurecht und habe auch in ihrem Haus gewohnt. Direkt über dem Geschäft. Dort vermietet sie Zimmer. Sie ist nicht verheiratet und hat auch keine Kinder.« Pat kaute auf ihrer Unterlippe. »Soweit ich mich erinnern kann, ist sie sogar Witwe. Ihr Mann war Seefahrer und kam auf dem Meer um.«
»Und mit ihr würden auch wir zurechtkommen?«, erkundigte ich mich.
»Ich denke schon. Aber ich weiß nicht, wie sie reagieren wird, wenn sie hört, was mit dem Hügel passiert ist. Dabei grübele ich noch jetzt darüber nach, ob die Bewohner alle über das informiert sind, was wir entdeckt haben. Wenn ja, dann reden sie zumindest nicht darüber. Mit mir haben sie es jedenfalls nicht getan. Und ich habe ihnen auch nichts von meinem Ausflug berichtet. Nach dem Unglück der beiden Segelflieger bin ich sehr bald wieder gefahren.«
So weit war alles klar. Ich warf noch einen letzten Blick zurück zu der Stelle, wo es mal diesen Buckel gegeben hatte. Er war nicht mehr zu sehen, und die Insel hatte ein ganz anderes Gesicht bekommen. Wie es die Bewohner aufnahmen, das war noch abzuwarten. Möglicherweise sahen sie uns nun als ihre Feinde an.
So etwas war Suko und mir nicht neu. Wir kannten es aus zahlreichen Begebenheiten, die wir in kleinen Orten erlebt hatten. Da hielten die Menschen zusammen. Wer sich ihnen als Fremder näherte, der hatte es mehr als schwer, und auf einer Insel wie dieser gleich doppelt.
»Gehen wir?«, fragte Suko.
Ich hatte nichts dagegen. Auf den Ablauf der nächsten Stunden war ich gespannt…
***
Unser Weg in die bewohnte Umgebung glich zwar keinem Spießrutenlaufen, aber die misstrauischen Blicke der wenigen Menschen waren nicht zu übersehen. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass sich drei Fremde auf der Insel befanden, denn Patricia Wells zählten sie sicher auch dazu.
Unser Ziel war der Kramladen. So hatte Patricia ihn bezeichnet. In den großen Städten gab es diese Geschäfte nicht mehr, in einsamen Gegenden aber waren sie nicht wegzudenken. Wo sonst sollten sich die Menschen mit ihrem täglichen Bedarf eindecken?
Ich schaute mir vor dem Betreten des Ladens noch mal den Himmel an.
Seine strahlende Bläue hatte er verloren. Ein grauer, dunstiger Schleier war von Westen her über ihn hinweg gewandert, und in dieser Richtung sahen wir auch die ersten Wolkenberge. Es konnte zu einem Wetterumschwung kommen, denn auch der Wind war aufgefrischt, was sich auch auf der Wasserfläche bemerkbar machte, denn sie war jetzt mit Schaumkronen übersät.
Wir ließen Patricia vorgehen.
Sie drückte die Tür nach innen, und eine kleine Glocke fing an zu bimmeln.
Hinter der Verkaufstheke, die mit zahlreichen Waren bedeckt war, erhob sich eine Frau mit rotblonden Haaren. Ihr Alter schätzte ich auf fünfzig Jahre. Das Gesicht war glatt, die Augen hell, und man konnte sie schon als vollschlank bezeichnen. Auf der Oberlippe wuchs ein heller Damenbart.
»He, Pat, wieder da?«
»Hallo, Rhonda. Aber du weißt doch sicher längst, dass ich wieder auf der Insel bin.«
»Klar.« Sie schaute an ihr vorbei auf uns. »Und du hast Besuch mitgebracht, wie ich sehe.«
»Ja, es sind Bekannte.«
»Wie schön.« Ihr Lächeln war nicht echt. »Wollt ihr denn hier ein paar Tage Urlaub machen und sucht Zimmer, die…«
»Nein, nein, das nicht. Wir werden nicht lange bleiben. Vielleicht bis morgen.«
»Aha.« Rhonda suchte nach Worten. »Und was hat euch hergeführt? Manche sagen, dass dies hier das Ende der Welt ist und niemand freiwillig herkommt.«
»Wir schon, nicht?« Patricia drehte sich um. Sie schaute uns an, und ich übernahm das Wort.
Ich stellte uns erst mal vor, dann sprach ich davon, dass wir zu einer Filmgesellschaft gehörten, die etwas über die einsamsten Orte des Landes drehte.
»Und da schließen wir die Inseln natürlich nicht aus. Pat schwärmte uns einiges vor. Sie meinte, dass hier die Vergangenheit noch lebendig sein würde, weil sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert hätte.«
»Zumindest nicht viel«, gab die Frau zu. Sie blieb allerdings ernst, und ich sah ihr das Misstrauen deutlich an.
Patricia versuchte, die Situation etwas aufzulockern. »Sollten wir noch einen Tag benötigen, können wir doch bei Ihnen
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