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158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

Titel: 158 - Die Seele aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ihren Peitschen auf die leuchtende Erscheinung wiesen und ihr befahlen, zu ihnen hinunterzukommen. Die Seele gehorchte, setzte den Fuß auf die erste Stufe, und etwas Unerwartetes geschah: Die weiße Gestalt tauchte in einen Körper ein, der sich vor ihr gebildet hatte. Sie belebte ihn und stellte fest, daß er genauso aussah wie jener, aus dem sie geholt worden war.
    Nun gab es Roy Del Kidd zweimal.
    Der junge Mann blieb verwundert stehen. Er hatte glatte Wangen und wasserhelle Augen, mit denen er sich erstaunt betrachtete. Die Männer, die auf ihn warteten, zeigten wenig Geduld.
    »Willst du wohl endlich zu uns kommen?« riefen sie. »Wie lange soll das denn noch dauern?«
    Del Kidd zögerte, den nächsten Schritt zu tun. Er spürte die Angst und das Verderben, die auf ihn warteten. Diese Männer rochen penetrant danach.
    »Hierher!« bellten die Schergen.
    Del Kidd wollte umkehren.
    Was würde dann passieren? Würde es so sein, als ließe man einen Film zurücklaufen? Würde seine Seele diesen Leihkörper wieder verlassen, durch den Nebel ziehen und kurz darauf im ›Hell Gate‹ stehen?
    Die Schergen verloren die Geduld. Da er nicht gehorchte, wollten sie ihm Gehorsam beibringen. Sie setzten ihren Fuß nicht auf die Treppe. Waren sie dazu nicht in der Lage?
    Schnell wie der Blitz sausten die Peitschenschnüre heran und schlangen sich um Del Kidds Hals. Ein wilder Ruck folgte. Der junge Mann schrie erschrocken auf, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Die Schergen rissen ihn mit ihren Peitschen die Treppe hinunter und vor ihre Füße.
    »Nun weißt du, wie es hier zugeht!« knurrten die Männer. Sie behaupteten, es würde noch weit Schlimmeres auf ihn warten, dann lachten sie schallend und zerrten ihn hoch.
    Er schwankte.
    »Wenn du umfällst, erledigen wir dich gleich hier, dann siehst du das Lager erst gar nicht«, machten ihm die Männer klar.
    Er nahm sich zusammen. Schwarze Flocken tanzten vor seinen Augen, die Vorboten einer Ohnmacht, gegen die er verzweifelt ankämpfte, denn er glaubte zu wissen, daß diese grausamen Männer ihre Drohung wahrmachen würden. Wenn er das Bewußtsein verlor, würde er nicht mehr aufwachen. Diese Teufel würden ihn, den Wehrlosen, gnadenlos töten.
    Sie nahmen ihn in die Mitte und brachten ihn ins Camp. Er sah die Wachttürme, die Männer mit den Armbrüsten, die primitiven Hütten - und den Galgen, an dem immer noch Sterling Dru hing. Der Tod hätte ihn -ebenso wie jenen Dru auf der Erde - auflösen müssen, doch da sein Leichnam abschrecken sollte, ließen schwarze Kräfte ihn weiter bestehen.
    »Das passiert mit denen, die zu fliehen versuchen«, erklärten die Männer. »Wenn du Sterling Dru also Gesellschaft leisten möchtest, brauchst du nur auszubrechen. Du kämst garantiert nicht weit. Wir würden dich zurückholen und aufknüpfen.«
    Eisige Schauer rannen dem jungen Mann über den Rücken. Er erfuhr, wer das Camp leitete und zu welchem Zweck er hier war. Sie zählten ihm auf, was verboten war. Eigentlich alles, nur das Atmen war ihm erlaubt.
    Da Lloyd Hemmings ›Platz gemacht‹ hatte, stießen sie ihn in die Hütte, in der Hemmings seine Tage gefristet hatte. Sie führten ihn zu dem freien Bett und legten ihn mit dem Peitschenknauf schlafen. Der Treffer warf ihn vornüber auf das Bett.
    Als er zu sich kam, lag er auf dem Rücken, und jemand wusch ihm mit einem kalten, nassen Lappen das Gesicht: Ben Rudnik, sein Bettnachbar.
    Roy wollte sich aufsetzen, doch Rudnik legte ihm die Hand auf die Brust und drückte ihn zurück. »Bleib liegen, mein Junge. Sie sind fort, für den Augenblick hast du nichts zu befürchten.«
    »Sie haben mich mißhandelt«, schluchzte Roy.
    Rudnik nickte traurig. »Sie mißhandeln uns alle, fast täglich.«
    »Warum tun sie das?«
    »Sie hassen uns, weil wir das Gute verkörpern. Sie wollen dich im Dreck liegen sehen, möchten, daß du sie fürchtest, daß du deiner Überzeugung untreu wirst. Sie verleiten dich, Böses zu tun, deine Freunde zu bespitzeln oder Yotephat, ihren Herrn, anzubeten. Dafür versprechen sie dir Schonung, ja sogar die Freiheit, doch wehe, wenn du auf sie hereinfällst. Sofort hast du dein Leben verwirkt. Sie schicken dich ins Feuer, deine Seele geht in Rauch auf, und Yotephat übernimmt ihre Energie. Das Schicksal jedes einzelnen hier ist ungewiß. Fest steht nur eines: daß wir in diesem Lager den Tod finden werden. Darauf solltest du dich vorbereiten, damit es dich nicht so hart trifft, wenn es soweit ist. Von nun

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