1580 - Das Zombie-Schiff
dabei schaute er sich um und sah die Schlinge vom Kronleuchter hängen.
Die beiden fremden Gestalten allerdings gab es nicht mehr. Sie hatten sich aufgelöst, und ich versuchte mich daran zu erinnern, wie der Vorgang abgelaufen war.
Die Zombie-Piraten waren plötzlich nicht mehr da gewesen. Als hätte man eine schnell auflösende Säure über sie gekippt, so waren sie regelrecht verdampft.
Bruce Clair versuchte, einige Worte zu sagen. Es fiel ihm schwer. Nur Keuchlaute drangen über seine Lippen, die nur manchmal von heftigen Schluckbewegungen unterbrochen wurden.
Ich nickte Bill zu. »Bleib du bitte bei ihm. Ich werde mich mal im Haus umschauen.«
»Ja, tu das.«
Wenig später war ich unterwegs. Mit angespannten Sinnen durchsuchte ich die Villa, was mir unangenehm war, doch etwas Verdächtiges entdeckte ich nicht. Ich fand keine weiteren Eindringlinge. Sie waren wohl nur zu zweit gewesen.
Aber wo kamen sie her?
Darüber machte ich mir Gedanken. Im Laufe der Jahre hatte auch ich meine Erfahrungen sammeln können, und dabei kam schon einiges zusammen. Ich wusste, dass es Zeitreisen gab, dass man große Entfernungen überbrücken konnte, dass sich manchmal Grenzen öffneten, und genau so etwas mussten die beiden Zombie-Piraten hinter sich haben.
Eine Reise aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Stellte sich nur die Frage, wie das möglich gewesen war. Welche Magie hatte dafür gesorgt, dass so etwas geschehen konnte?
Es war und blieb mir noch ein Rätsel. Es würde nicht einfach sein, es zu lösen, und ich dachte daran, dass wir erst einmal mit Robby Clair sprechen mussten, um zu erfahren, wie alles abgelaufen war.
Möglicherweise konnte er uns einen Schritt nach vorn bringen.
Ich betrat wieder den großen Wohnraum, in dem Bill und der Hausherr auf mich warteten.
Noch bevor Bill mir eine Frage stellen konnte, hob ich die Schultern.
»Meine Suche hat nichts gebracht. Ich habe nichts Verdächtiges entdeckt. Alles normal.«
Bill nickte. »Das dachte ich mir.«
»Und was ist mit Bruce Clair?«
»Er hat sich einigermaßen erholt. Mit den Nerven ist er allerdings am Ende.«
»Das kann ich mir denken.«
Ich warf ihm einen Blick zu. Er lag weiterhin in seinem Sessel und war dabei, sich den Hals zu reiben. Die Spuren aber bekam er nicht weg. So schnell würden sie nicht verschwinden.
»Hast du denn von ihm erfahren, wie alles abgelaufen ist?«, fragte ich meinen Freund. »Wenn ich daran denke, dass wir in seiner Nähe waren und nicht haben eingreifen können, wird mir ganz anders.«
Bill verzog die Lippen und deutete auf den Hals des Mannes.
»Er hat noch Probleme. Hinzu kommt die psychische Seite. Er hat das Gefühl, in dem eigenen Haus nicht mehr sicher zu sein, was ja nachvollziehbar ist, und das macht ihn völlig fertig.«
»Wasser - kann ich noch mehr Wasser haben?«, flüsterte Bruce Clair mit rauer Stimme.
»Sofort.« Bill nahm das Glas und verschwand.
Ich setzte mich auf eine braune Ledercouch. So konnte ich dem Hausherrn ins Gesicht schauen. Er blickte zurück. Es war ein Flatterblick. So richtig in der Gewalt hatte er sich nicht.
»Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, über das Erlebte zu sprechen, Mr. Clair, aber wären Sie vielleicht trotzdem in der Lage, mir die eine oder andere Frage zu beantworten?«
»Ich muss erst was trinken.«
»Das ist klar.«
Wir warteten, bis Bill zurückgekehrt war und ihm das volle Glas reichte.
Auch jetzt war sein Zittern noch nicht völlig verschwunden. Nachdem das Glas leer war, strich Bruce Clair über sein Gesicht. Wenig später hörten wir, dass er nicht nur an sich dachte.
»Wie geht es denn meinem Sohn?«
»Keine Sorge, er ist in Sicherheit.«
»Glauben Sie das wirklich, Mr. Sinclair?«
»Schon.«
»Das dachte ich auch. Aber dann waren sie plötzlich da. Ich wollte telefonieren, doch dazu kam ich nicht mehr. Es war auf einmal alles anders. Ich konnte mich auch nicht wehren, nicht mal schreien. Der Schock war zu groß. Sie schlugen mich nieder. Als ich am Boden lag, haben sie dann die Schlinge geknüpft und mich aufgehängt.«
Er musste eine Pause einlegen und massierte seinen Hals. Das weitere Sprechen fiel ihm schwer, allerdings auch aus psychischen Gründen. Er schluckte und brachte die Worte nur unter großen Mühen hervor.
»Ich hing - und - es war grauenhaft. Mir blieb die Luft weg. Ich konnte nichts mehr tun, bis Sie kamen und mich gerettet haben. Gott!« Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Bill, der sich in der
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