1580 - Das Zombie-Schiff
nicht, was sie antworten sollte. Dafür stieg ihr das Blut in den Kopf und rötete ihr Gesicht. Wahrscheinlich dachte sie über die Vergangenheit nach, in der sie tatsächlich zahlreiche Fehler begangen hatte, und sie rang sich auch zu einer Antwort durch.
»Bitte, ich weiß es. Keiner ist perfekt. Diese Ausrede will ich gar nicht benutzen. Aber Fehler sind dazu da, um sie zu korrigieren. Das musst auch du einsehen.«
»Ja, das habe ich eingesehen. Du musst nicht glauben, dass ich dich nicht liebe oder ablehne. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe dich immer lieb gehabt.«
»Ich dich auch, mein Junge. Ich war immer besorgt um dich. Dass es nun mal so gelaufen ist, nun ja, ich kann das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Die Vergangenheit ist vorbei.«
»Ist sie nicht.« Die Antwort war dem Jungen so herausgerutscht, und er erschrak über sich selbst.
»Was sagst du da?«
»Nichts, Ma, nichts.«
Maggie Clair schaute ihrem Sohn direkt in die Augen und sagte mit leiser und trotzdem fester Stimme: »Ich bin nicht taub, Robby. Was ich gehört habe, das habe ich gehört. Du hast so seltsam von der Vergangenheit gesprochen, und ich weiß ja, was mit dir geschehen ist. Die Antwort hat schon ihre Bedeutung. Weißt du mehr über die Vergangenheit, über Zeiten, die längst vorbei sind?«
Robby schüttelte nicht den Kopf. Er nickte auch nicht. Er holte nur tief Atem und sagte: »Ma, das ist ein Thema, über das ich mit dir nicht sprechen möchte.«
»Aber es ist wichtig, Junge.«
»Nein, das ist es nicht für dich. Nimm einfach alles so, wie es ist, dann bin ich zufrieden. Du musst die Vergangenheit ruhen lassen, Ma, verstehst du?«
»Ja, Robby, ich habe genau zugehört. Mir ist auch deine Betonung aufgefallen. Ich kann daraus folgern, dass die Vergangenheit zwar keine Bedeutung für mich hat, aber für dich.«
»Kann man so sagen.«
»Und warum ist das so?«
»Ich weiß es selbst nicht genau. Ich weiß nur, dass es nicht vorbei ist. Ich habe mir das selbst eingebrockt, und ich werde es auch durchziehen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Tut mir leid. Und deshalb ist es am besten, wenn du jetzt gehst und mich allein lässt. Bei meinem Problem kannst du mir nicht helfen, Ma.«
»Aber das will ich unbedingt, mein Junge.«
»Warum?«
»Weil ich dich nicht tot sehen will. Ich möchte, dass du lebst, verstehst du?«
»Ja, das weiß ich, Ma. Nur liegt es nicht in deiner Hand. Dabei spielen ganz andere Faktoren eine Rolle. Es ist das Schicksal, das bei mir zugeschlagen hat.«
Maggie Clair schüttelte den Kopf. »Was redest du da? So kenne ich dich gar nicht, Robby!«
»Wieso?«
Ihr Blick steckte voller Misstrauen. »Das ist nicht deine Sprache, mein Sohn. Die Stimme klingt echt, die Worte sind es nicht. Sie klingen für mich fremd.«
»Das ist möglich. Aber ich kann nicht anders. Ich muss so mit dir reden, tut mir leid.« Er drehte seinen Kopf zur Seite, weil er schluckte und er das Gefühl hatte, weinen zu müssen. Er hätte seine Mutter gern in die Arme genommen, aber dann wäre sie noch länger geblieben, und das wollte er auf keinen Fall. Nicht nur er wollte leben, seine Mutter sollte es auch. Genau das musste er erreichen.
»Und jetzt?«, fragte sie. »Wie hast du dir denn die nächsten Stunden vorgestallt.«
»Das weißt du doch.«
»Du willst allein bleiben?«
»Ja.«
»Du möchtest keinen Besuch mehr haben?«
»So ist es.«
»Auch den deines Vaters nicht?«
Er drehte sich wieder um und blickte seine Mutter an. »Es ist besser, wenn niemand kommt. Du musst es mir glauben, Ma. Ich bitte dich.«
Maggie Clair musste erst mal tief durchatmen. Dass das Gespräch so verlaufen würde, das hätte sie sich niemals vorstellen können. Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen.
»Ich kann dich nicht verstehen, mein Junge. Beim besten Willen nicht. Ich weiß, dass du Schlimmes erlebt hast, aber gerade jetzt brauchst du Schutz und deshalb…«
»Das Schlimme ist noch längst nicht vorbei.« Er setzte sich mit einem Ruck auf, und er achtete nicht darauf, dass der Tropf dabei gefährlich wackelte. »Begreif das doch, es gibt diese Zombies noch!«
»Und wo?«
»Hier, Ma, hier!«
Maggie Clair hatte große Mühe, nicht zu lachen. Sie presste ihre Lippen zusammen, weil sie sich zusammenreißen musste. Kein Wort verließ ihren Mund.
»Bitte, Ma, das ist einzig und allein meine Sache. Ich möchte dich da nicht mit hineinziehen.«
»Wo hinein nicht?«
»In die Vergangenheit, die für mich nicht gestorben
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