1587 - Midnight-Lady
wehren. Dass es schwer war, damit fertig zu werden, glaubte ich ihr.
Wichtig war, dass wir bestimmte Informationen erhalten hatten, denen wir nachgehen konnten. Und das nicht erst morgen, sondern schon heute und so rasch wie möglich.
»Sie haben von diesem Internat gesprochen, Mrs. Tresko. Ich würde gern von Ihnen wissen, wo wir es finden können.«
»Es ist nicht weit von hier. Nur ein paar Kilometer.«
»Das ist keine Antwort!«, blaffte die Cavallo.
»Aber es trifft zu. Es liegt recht versteckt in einem kleinen Park.«
»Was wissen Sie noch darüber?«
Martha Tresko blickte mich an.
»Nicht viel, fast gar nichts. Ich war ja nie dort. Ich weiß auch nicht, wie viele Schülerinnen dort unterrichtet werden. Ja, das ist alles.« Sie hob ihre Schultern an.
Ich stieß meinen Atem heftig aus. Da passte einiges zusammen. Die einsame Lage, die Dunkelheit. Eigentlich ideale Voraussetzungen für eine Blutsaugerin. Auch Justine Cavallo hätte sich so etwas gewünscht.
Das wäre für sie eine ideale Nahrungsquelle gewesen, aber die war von einer anderen Person ausgenutzt worden.
Ich sah ihr in die Augen, als ich sie ansprach.
»Hören Sie zu, Mrs. Tresko. Wenn wir Sie verlassen haben, möchten wir, dass Sie nur eines tun: Sich ruhig verhalten. Wir werden die beiden toten Frauen so lange bei Ihnen lassen. Ich rate Ihnen, mit keinem Menschen über das zu sprechen, was sich hier abgespielt hat. Keine Anrufe. Keine Warnungen an die Schule. Das ist besonders in Ihrem Interesse. Habe ich mich klar und deutlich genug ausgedrückt?«
»Ja, das haben Sie.«
»Gut. Und jetzt beschreiben Sie uns noch den Weg, den wir fahren müssen, um das Ziel so schnell wie möglich zu erreichen. Gibt es eine normale Straße, die zum Internat führt?«
»Nein. Nur einen Weg. Sie müssen die normale Straße nehmen, bis Sie das Hinweisschild sehen. Da müssen Sie abbiegen. Dann werden Sie genau auf das Gebäude zufahren.«
»Gut.«
Sie fügte noch einige wichtige Einzelheiten hinzu. Danach waren wir davon überzeugt, den richtigen Weg zu wissen.
Justine Cavallo musste bei ihr das letzte Wort haben.
»Solltest du uns belogen haben, werde ich dich allein besuchen und dich bis auf den letzten Tropfen leersaugen.«
Martha Tresko erbleichte noch stärker. Sie nickte. Es war ein Zeichen, dass sie begriffen hatte. Weitere Auskünfte bekamen wir von ihr nicht.
Wir gingen davon aus, dass sie über die Schule nichts wusste, denn sie gehörte ganz gewiss nicht zu den Insidern.
Justine Cavallo und ich verließen das Haus. Martha Tresko und die beiden Toten blieben zurück.
»Ich hätte sie mir gern geschnappt«, erklärte die blonde Bestie.
Meine Lippen verzogen sich.
»Bist du so gierig darauf, an Blut zu kommen? Du hast doch schon getrunken und…«
»Es gibt eben Nächte, John, da ist mein Durst größer.« Sie lachte scharf auf und ließ sich noch vor mir in den Rover fallen.
Ich stieg ebenfalls ein. Mein und ihr Denken lagen meilenweit auseinander. Es gab auch nichts, wo wir eine Schnittstelle hatten. Doch leider hatten wir beide dasselbe Ziel, und deshalb konnte ich nicht wählerisch sein.
Irgendwann in der Zukunft jedoch würden sich die Dinge wieder zurechtrücken, davon ging ich einfach aus…
***
Es war natürlich nicht die richtige Zeit, um einem Internat einen Besuch abzustatten, aber bis zum anderen Morgen konnten wir auf keinen Fall warten. Da hätten wir von einer Vampirin kaum etwas gesehen, denn gerade die Nacht war ihre Zeit. Obwohl es Ausnahmen gab, und eine davon saß neben mir und schaute stur geradeaus durch die Frontscheibe.
»Besser kann sie es nicht haben«, sagte Justine schließlich. »Sie muss sich in der Nähe des Internats ein Versteck suchen und einfach nur abwarten.«
»Das sehe ich auch so.«
»Und ich denke, dass sie erst am Beginn steht. Diese Eve und Bianca waren wohl ihre ersten Opfer.«
»Kann sein.«
»Verlass dich drauf.«
Ich stellte ihr eine weitere Frage und schaute dabei in den weißen Lichttunnel des Fernlichts hinein, der die Finsternis über der Fahrbahn zerriss.
»Wie bist du eigentlich auf Selma Blair gekommen? Was hat dich zu ihrer Feindin gemacht?«
»Ich mag keine Konkurrenz.«
»Die Antwort ist mir zu billig.«
»Was willst du denn noch wissen?«
»Hintergründe. Woher diese Selma Blair kommt. Sie kann schließlich nicht vom Himmel gefallen sein.«
»Bestimmt nicht. Höchstens aus der Hölle gestiegen.«
Das war ebenfalls keine Erklärung, die ich akzeptierte.
»Hat
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