159 - Magie der Rothäute
erklärte Tim und markierte mit Rotschrift und einem gelben Marker die einzelnen Wege. „Und es wird schwierig sein, ihn auf dieser Seite des großen Sees zu verfolgen."
„Verstehe. An unserer Ausrüstung soll es nicht liegen, Kamerad."
Einige Büchsen Marke Holland & Holland, Magnum, Kaliber .357 und eine schwere Weatherby- Magnum, Kipplauf mit einem variablen Zielfernrohr 2-10fach lagen auf dem Sideboard. Daneben die Schachteln mit der Spezialmunition: Teilmantelgeschosse aus Silber, die beim Einschlag aufpilzten und ihren Durchmesser verdoppelten, Pyrophoritgeschosse mit nicht weniger tödlichen Eigenschaften.
Fast hundertsechzig Meterkilogramm Energie leisteten die Büchsen mit der Munition, und man hätte mit ihnen Brontosaurier jagen können. Dazu gab es die schweren Revolver, die auf kürzeste Entfernung tödliche Treffer setzten: Ausnahmslos Smith & Wesson-Magnum Kaliber .44.
„Sieht aus, als wollten wir die Vereinigten Staaten erobern", scherzte Parker. „Gute Massenregie, nicht wahr?"
„Du bist scheinbar wirklich so gut, wie Dorian androhte", erwiderte etwas mürrisch der FBI-Mann. An das lässig-selbstsichere Auftreten Parkers mußte er sich erst gewöhnen.
„Wir gehen zu zweit los. Funksprechgeräte, klar? Jeder Bär hinterläßt unübersehbare Spuren. Hoffentlich fassen wir ihn, ehe er ein weiteres Gemetzel veranstaltet."
„Zeitungen und Nachrichten sind voll von diesem unglaublichen Zwischenfall."
„Ich fürchte", mischte sich der Hubschrauberpilot ein und blickte auf die Uhr, „daß wir uns vorläufig noch einige Illusionen über die Schwierigkeiten machen. Dieses Kanada ist zu keiner Jahreszeit lieblich und lebensfreundlich. Nehmt euch ja in acht."
„Ich hab's schon begriffen", brummte Morton. „Deswegen auch die lange Liste an Ausrüstung."
Der Pilot stand auf, steckte ein Funkgerät in die Manteltasche und sagte:
„Ich bin jede volle Stunde empfangsbereit. Ich denke, ich warte in Barry oder Huntsville."
Parker reichte ihm eine Liste, an der er in den letzten dreißig Minuten gearbeitet hatte.
„Bringe das Zeug bitte mit. Wir wollen ja keine Hungerkur veranstalten. Du hast noch genügend Bucks?"
„Kanadische Dollar sind dank deiner Großzügigkeit noch vorhanden. Ich richte mich darauf ein, kurz nach Sonnenaufgang in drei Tagen hier zu landen."
„Richtig."
Sie brachten ihn hinunter zum Helikopter und sahen der davonschwebenden Maschine mit der auffallenden Lackierung nach. Tim erklärte, indem er in die verschiedenen Richtungen deutete, wo Corrings Haus stand, wie die Fährten verliefen, und in welcher Richtung sie morgen vorstoßen würden. Dann füllten sie den Kamin mit Holzscheiten, kochten Kaffee und öffneten einige Dosen, und schließlich saßen sie in den gepolsterten, hochlehnigen Sesseln vor dem Eßtisch, tranken Kaffee mit Calvados und sprachen über den Werkodiak, den sie jagen würden.
Jeff Parker legte die Füße auf den Tisch und erklärte:
„Ohne von dieser Bestie zu wissen, habe ich mit einem Ethnologen gesprochen. In einem kanadischen Museum. Er wußte erstaunliche Dinge."
„Sprich!"
„Ich habe mir natürlich nicht jedes Wort gemerkt. Aber die Ureinwohner dieses herrlichen Landes standen in einem unvorstellbar engen Kontakt mit der Natur. Ihre Legenden sprechen von menschlichen Geistern, die in Adler übergingen, in Wölfe oder Bären, in Luchse und auch in Bisons und Rens sich manifestierten. Diese Tiermenschen konnten unvorstellbare Entfernungen überwinden, konnten sich in Menschen zurückverwandeln, waren untötbar und rächten die unvorstellbaren Grausamkeiten der Weißen an den Indianern."
„Also Weradler, Wergrislys, Werbisons? Schwer vorstellbar, aber nach unseren Erfahrungen durchaus denkbar."
„Denke daran, daß die Vorfahren der Beothuk und Algonkin immerhin noch Mammute gejagt haben. Die letzten Jagden fanden nachweislich neuntausend vor Christi Geburt statt."
„Weradler! Das fehlt uns gerade noch", brummte Tim. „Fahren wir morgen mit einer oder beiden Snowcats?"
„Mit beiden. Doppelte Sicherheit. Wer macht das Abendessen? Wo schlafe ich?"
Tim deutete auf einen Paravent, aus kanadischen Weiden geflochten.
„Dahinter. Ich schlafe dort oben. Wenn der Kodiak kommt, bist du zuerst dran."
Jeff Parker stieß ein fröhliches Gelächter aus und hob sein Glas. „Cheers! Du gefällst mir, Mann!" „Danke gleichfalls, Bruder", grinste Tim.
Sie brieten sich knapp doppelt handtellergroße Steaks, mischten eine große Schüssel
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