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1592 - Der Ilt und der Tod

Titel: 1592 - Der Ilt und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nur noch mühsam auf den Beinen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, seine Wangen waren hohl, und seine Haut war so dünn und straff, daß- Verscor die Zähne darunter erkennen konnte. Mit einem Blick erfaßte er, daß der Biont unmittelbar vor dem Zusammenbruch stand. Es erschien wie ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte. „Du brauchst keine Angst zu haben, Wanox", sagte er zu dem Arkoniden, während er gleichzeitig die Hilfskräfte alarmierte. „Der Mann hat nicht vor, dir etwas zu tun. Er ist so schwach, daß er gar nicht dazu in der Lage wäre."
    Er fing den Bionten auf und legte ihn behutsam auf den Boden. Dann wandte er sich dem Arkoniden zu, drückte ihn sanft auf den Rücken zurück und sprach beruhigend auf ihn ein. Zugleich stellte er einige der Verbindungen zu den lebenswichtigen Versorgungs- und Kontrollsystemen wieder her. Zwei Roboter und drei junge Ärztinnen stürmten in den Raum, um ihm zu helfen. Er überließ ihnen die Arbeit und kehrte zu seiner Frau zurück, die auf dem Gang gewartet hatte. Mit ihr zusammen verfolgte er, wie einer der Roboter den sterbenden Bionten hinausschaffte. „Schrecklich", flüsterte Serncos. „Können wir ihm nicht mehr helfen?"
    „Leider nein", erwiderte er. „Die Bionten sterben. Einer nach dem anderen.
    Wir können keinen von ihnen retten. Ihre Lebenskraft erlischt. Da ist wirklich nichts zu machen."
    Sie blickte hinter dem Roboter her, der den Bionten quer über seinen Armen liegen hatte. Die Beine des Sterbenden baumelten haltlos herab. „Hast du versucht, ihnen zu helfen?"
    „Selbstverständlich. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, aber das war nicht genug. Die Lebenskraft ist erschöpft, und dagegen können wir gar nichts tun."
    In den folgenden Stunden kam es zu weiteren Vorfällen dieser Art. Bionten tauchten aus dem Nichts heraus auf. Es waren die Patienten, die aus ihren Betten heraus verschwunden waren, und die Verscor danach vergeblich gesucht hatte. Er war sich darüber klar, daß sie in den Hyperraum vorgedrungen waren und wieder daraus zurückkehrten. Dabei erweckten sie den Eindruck, als verlören sie bei ihren Ausflügen in den Hyperraum ihre letzten Kräfte.
    Voller Sorge eilte Verscor zu Gucky, und seine Befürchtungen bestätigten sich. Die Aktivitäten der Bionten bremsten den Aufwärtstrend seiner gesundheitlichen Entwicklung. „Hört auf damit", rief der Chefarzt, als es ihm nach seinem Besuch bei dem Ilt gelang, einen weiblichen Bionten anzusprechen. Die Frau sah erschöpft aus, konnte sich jedoch noch aus eigener Kraft auf den Beinen halten und verstand ihn auch. Sie blickte ihn flehend an und streckte eine Hand nach ihm aus. „Bitte, hilf mir", stammelte sie. „Ich sterbe."
    „Hört auf damit, in den Hyperraum vorzudringen", forderte Verscor. „Damit schwächt ihr euch selbst zu sehr."
    Die Biontin blickte ihn an, als verstünde sie nicht, doch dann hellte sich ihr Gesicht allmählich auf. „Aufhören?" fragte sie und schüttelte den Kopf. Ihre Arme fielen schlaff herab, und die Schultern sanken nach vorn. „Aber wir können nicht."
    „Sicher könnt ihr", erwiderte der Ara. „Ihr müßt nur wollen."
    Sie lächelte, und ihre Blicke gingen an ihm vorbei in eine nicht erfaßbare Ferne. „Wir wollen nicht als Hyperraum-Scouts tätig werden", behauptete sie. „Ich habe nicht versucht, in das 5-D-Kontiriuum zu kommen. Ich bin dort aufgewacht.
    Ich bin sofort zurückgekehrt, als ich begriff, wo ich war. Deshalb war ich nur für Bruchteile von Sekunden dort."
    „Das ist ein Irrtum", korrigierte er sie. „Du warst exakt vier Stunden und siebzehn Minuten weg."
    „Nein", erwiderte sie, und dabei lächelte sie, als habe sie es mit einem kleinen Kind zu tun, das die komplizierten Gedanken der Erwachsenen noch nicht verstehen konnte. „Es waren höchstens einige Sekunden."
    Er gab es auf, sie überzeugen zu wollen. Zudem wurde er sich dessen bewußt, daß im Hyperraum eine andere Zeit galt als in diesem Kontinuum, und daß es müßig war, beide miteinander zu vergleichen. Wichtig war allein die Aussage der Biontin, daß die Exkursionen in den Hyperraum unfreiwillig erfolgten.
    Verscor war sicher, daß diese Biontin im Koma gelegen hatte, bevor sie im Nichts verschwunden war. Ebenso wenig wie die anderen konnte sie den Ausflug in den Hyperraum bewußt gesteuert haben.
    Er ließ die Biontin zu den anderen Kunstwesen in die weit entfernte Klinik bringen, mußte jedoch schon bald einsehen, daß die räumliche Distanz

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