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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wuchsen Haare. Sie sprossen hervor, es war ein Bündel, das sich da verdichtet zeigte, und es gehörte nicht zu den Haaren, die auf seinem Kopf wuchsen. Maxine ging davon aus, dass es sich um ein Fell handelte.
    Auch der Biologe merkte, dass mit ihm etwas geschah. Er konnte einfach nicht mehr ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleiben. Der Atem pfiff aus seinem Mund und verwandelte sich in einen Stöhnlaut.
    »Noah, was ist mit Ihnen?«
    Sie erhielt eine Antwort. Nur anders, als sie es erwartet hatte.
    Der Mann sprang so hastig von seinem Stuhl hoch, dass dieser umkippte und zu Boden prallte. Er presste seine Hände gegen die Stirn und stieß einen Schrei aus, dem Worte folgten, die bei Maxine eine Gänsehaut hinterließen.
    »Es geht los, verflucht! Es geht los! Das ist schlimm! Das ist grausam…«
    Sein Geschrei erfüllte plötzlich die Küche.
    Maxine, die eigentlich immer eine Lösung wusste, musste zugeben, dass sie dem Phänomen ratlos gegenüberstand. Sie konnte nichts tun, und sie schaute entsetzt in das Gesicht ihres Besuchers, das zwar verzerrt war, aber immer noch menschlich aussah. Auch den Schaum in den Mundwinkeln betrachtete sie noch als normal.
    Dann noch ein Schrei!
    Gleichzeitig warf sich Noah Lynch herum und sprang auf die Tür zu. Sie stand offen, und so war er Sekunden später aus der Küche verschwunden. Schreiend lief er durch den Flur auf die Haustür zu.
    Erst jetzt schnellte auch Maxine hoch. Sie hatte zunächst eine Starre überwinden müssen, und dann rannte auch sie aus der Küche.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ob sie versuchen sollte, ihn zurückzuholen, ihn irgendwie zu stoppen, und sie fragte sich auch, ob das etwas gebracht hätte.
    Die Haustür stand offen. Noah hatte sogar seine Jacke mitgenommen.
    Jetzt war er schon draußen und rannte auf seinen Wagen zu, der nahe am Haus stand. Er hatte ihn nicht abgeschlossen und zerrte die Tür auf.
    »Noah!« Maxine schrie ihm nach.
    Der Mann kümmerte sich nicht darum. Er warf sich in sein Fahrzeug.
    Aus seinem Mund drang ein Schrei, der sich schon kaum mehr menschlich anhörte.
    Wie weit er sich inzwischen verwandelt hatte, sah Maxine nicht.
    Jedenfalls war er in der Lage, seinen Wagen zu starten.
    Der Motor heulte auf. Noah legte den Rückwärtsgang ein und fuhr an.
    Wenig später wendete er den Wagen, wobei die Reifen kleine Kiessteine in die Höhe schleuderten. Dann gab er Gas.
    Er hatte sogar die Scheinwerfer eingeschaltet. Ihr Licht vertrieb die Schatten der inzwischen angebrochenen Dunkelheit. Die Rücklichter leuchteten wie zwei Blutpunkte in der Finsternis, bis sie dann auch schnell verschwanden…
    ***
    Maxine Wells stand auf dem Fleck und dachte darüber nach, ob sie einen bösen Traum erlebt hatte oder sie von einer bösen Wirklichkeit eingeholt worden war.
    Hätte sie jetzt jemand angesprochen, wäre sie nicht in der Lage gewesen, eine Antwort zu geben. Sie musste gegen einen leichten Schwindel ankämpfen.
    Erst jetzt spürte sie den kalten Abendwind, der in ihr schweißnasses Gesicht fuhr. Sie fing an zu frieren, aber wie gefesselt blieb sie trotzdem vor der Haustür stehen. Sie musste erst verkraften, was sie durchgemacht hatte.
    Mit Werwölfen war sie noch nie konfrontiert worden, aber jetzt stand fest, dass eine Werwölfin unterwegs war und sich ihre Opfer suchte.
    Eines hatte sie bereits gefunden.
    Maxine stöhnte auf. Es war auch ein Zeichen ihrer eigenen Hilflosigkeit.
    Es ging ihr alles andere als gut, und ihr war klar, dass dieser Anfang nicht zugleich das Ende war. Es würde weitergehen, daran gab es nichts zu rütteln.
    Und sie wusste auch, dass dies ein Fall war, bei dem sie nicht allein bleiben wollte. Es war zu befürchten, dass er ihr über den Kopf wuchs - oder schon darüber gewachsen war.
    Sie hatte schon eine Idee. Davon wurde sie abgelenkt, als sie über ihrem Kopf ein bestimmtes Geräusch vernahm. Dieses leise Rauschen, das immer dann auftrat, wenn ihre Ziehtochter zur Landung ansetzte, und das war auch jetzt der Fall.
    Als sie in die Höhe schaute, sah sie den Schatten, der schon recht tief war. Einen Moment später streckte Carlotta ihre Beine aus und berührte den Boden.
    Der Tierärztin fiel ein Stein vom Herzen.
    Auf den ersten Blick sah Carlotta aus, als wäre ihr nichts passiert, und auch das folgende Lächeln wies darauf hin.
    »He, du stehst draußen?«
    »Ja«, antwortete Maxine etwas geistesabwesend.
    »Warum?«
    »Weil ich Besuch hatte.«
    Carlottas Augen weiteten sich. »Etwa von der Person

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