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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Darf ich fragen, wo?«
    Für einen Moment schaute er sie an und antwortete noch nichts. Dafür sagte er: »Darf ich Ihren Worten entnehmen, dass Sie mir glauben?«
    »Ja, das dürfen Sie.«
    »Gut«, sagte Lynch und klang irgendwie erleichtert. »Ich fühle mich jetzt etwas wohler.«
    »Deshalb sind Sie ja hier.«
    Er sagte nichts mehr und handelte. Etwas nervös knöpfte er sein Hemd auf. Er zog es nicht aus, sondern schob es nur über seine Schultern, sodass sie frei vor Maxine lagen. Auf beiden Schultern war die Haut nicht mehr glatt. Sie zeigten die Bissstellen, aus denen auch Blut geflossen war. Allerdings waren die kleinen Wunden bereits von Krusten bedeckt.
    »Da sehen Sie es. Da können Sie erkennen, dass ich mir nichts eingebildet habe.«
    Die Tierärztin sagte nichts. Sie konnte ihren Blick nicht von den Wunden lösen und glaubte nicht daran, dass dieser Mann sie sich selbst zugefügt hatte.
    »Und? Reicht das?«
    »Ja, das reicht.«
    Noah Lynch köpfte sein Hemd wieder zu.
    Maxine fiel auf, dass seine Bewegungen fahriger geworden waren. Er atmete zudem heftiger als zuvor. In einem Zug leerte er sein Glas, stellte es ab, nickte und flüsterte: »Jetzt haben Sie den Beweis. Mich hat eine Bestie attackiert, die es nicht geben kann und darf. Sie existiert aber trotzdem, und das ist für mich nicht zu fassen. Ich habe noch immer das Gefühl, Mittelpunkt in einem Horrorfilm zu sein. Es ist einfach nur grauenhaft. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas in der Realität gibt. Werwölfe. Vampire. Irgendwelche Monster. Das gehört in Romane oder Filme, nur nicht in die Wirklichkeit. Aber es ist dazu gekommen, und das macht mich einfach fertig.«
    »Ich kann es verstehen, Noah.«
    Er lachte scharf. »Und ich verstehe noch mehr, auch wenn ich daran nicht wirklich glauben will, immer noch nicht. Aber ich muss mich dem stellen. Wenn ich mich an diese Gruselgeschichten erinnere, dann muss ich daran denken, was mit den Menschen passiert ist, die von einer solchen Bestie attackiert worden sind. Wenn der Werwolf sie biss, dann steckte der Keim in ihnen. Wissen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ich denke schon. Sie fürchten sich davor, sich zu verwandeln und Ihr Menschsein zu verlieren.«
    Aus großen Augen schaute er Maxine an.
    »Ja, so ist es. Diese Morgana Layton hat mich gebissen. In mir steckt ein Keim, und ich habe eine schreckliche Angst vor der Nacht. Ich werde Sie gleich verlassen, aber wenn irgendetwas geschieht, was nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist, dann wissen Sie Bescheid, wem ich das zu verdanken habe.«
    Maxine nickte ihm zu, obwohl sich ihre Gedanken auf einer anderen Ebene bewegten.
    Ihr war etwas eingefallen. Sie erinnerte sich an das Telefongespräch mit ihrer Ziehtochter. Carlotta hatte von einer fremden Frau gesprochen, die sie aufgehalten hatte. Einen Namen hatte sie nicht erwähnt. Sie hatte diese Person auch nicht beschrieben. Aber Maxine war schon jetzt davon überzeugt, dass es zwischen Carlotta und dieser Morgana Layton zu einer Begegnung gekommen war.
    Ihr Herz klopfte plötzlich schneller. Sie traute Carlotta zwar einiges zu, aber ob sie sich gegen eine Werwölfin durchsetzen konnte, das war die Frage.
    Noah Lynch nahm wieder das Wort auf.
    »Das habe ich Ihnen sagen wollen, Maxine. Sie können sich jetzt selbst ein Bild von allem machen. Sie können mich auslachen, aber auch ernst nehmen, das liegt an Ihnen. Ich jedenfalls sehe mein Schicksal bereits vor mir.«
    »Und wie?«, fragte Maxine.
    »Das wissen Sie doch. Ich werde mich in einen Wolf verwandeln. Zwar nicht auf der Stelle, aber es ist nicht aufzuhalten. Das spüre ich bereits in mir.«
    »Wieso?«
    Er verzog den Mund und bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl. Dann fing er an, sich zu kratzen, und aus seinem Lächeln, das alles verharmlosen sollte, wurde ein Grinsen.
    Maxine tat nichts. Sie schaut ihn nur an.
    Und das Licht über dem Tisch war hell genug, um alles in seinem Gesicht erkennen zu können. Die sonnengebräunte Haut ebenso wie die Falten um die Augen herum.
    Auf der breiten Stirn, die frei lag, weil er die Haare nach hinten gekämmt trug, geschah jetzt tatsächlich etwas.
    Da bewegte sich die Haut, ohne dass der Mann sie irgendwie berührt hätte. Sie schob sich zusammen, und zwischen diesen beiden Hautfalten gab es eine Bewegung.
    Zuerst glaubte sie, sich geirrt zu haben. Sie sagte noch nichts und betrachtete weiterhin starr die Stirn.
    Ja, es war nicht zu übersehen. Dort

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