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1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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murmelte ich.
    »Dass noch jemand in der Nähe war. Eine andere Macht oder so?«
    »Nein, das haben wir nicht.«
    »Tja, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.«
    Da ging es ihr nicht anders als uns. Ziemlich frustriert zogen Suko und ich uns in unser Büro zurück.
    Suko fragte: »Siehst du ein Licht am Ende des Tunnels?«
    »Nein. Und wenn, dann stammt es höchstens von einem Gegenzug…«
    ***
    Die Hufe des Pferdes klopften auf den weichen Boden. Das Tier schnaubte, aber es ging willig weiter, und die Reiterin auf seinem Rücken erlebte das große Glück.
    Sie hieß Melanie Morton und war zehn Jahre alt. Reiten, Pferde, der Stallgeruch, das war ihre Welt. Es gab keinen Tag, den sie nicht auf dem Reiterhof verbrachte. Sobald sie die Schule beendet hatte, musste ihre Mutter sie zum Reiterhof fahren, wo sie Gipsy, ihre Stute, bestieg und losritt.
    Die Übungen in der Halle hatte sie längst hinter sich. Jetzt ritt Melanie im Freien. Nur wenn es zu stark regnete, blieb sie im Stall. Das war an diesem Nachmittag nicht der Fall. Zwar hatte der Wetterbericht Regen angesagt, aber er würde erst am Abend aus den Wolken fallen, die zu dieser Zeit noch Lücken zeigten.
    Einzig der Wind störte das Mädchen. Er blies in ihr rundes Gesicht mit der kleinen Nase, dem herzförmigen Mund und den großen Augen. Das braune Haar hielt Melanie unter einem hellen Kopftuch versteckt, damit es nicht flatterte.
    Ihr Ziel war der Wald. Kein dichtes, dschungelartiges Gebilde. Ein lichtes Gelände, das von Wegen durchzogen war, auf denen man auch reiten durfte.
    Melanie kannte das Gebiet wie ihre Schultasche. Sie hatte schon alle Wege ausprobiert und fürchtete sich auch nicht, solange es nicht dunkel war. Sie freute sich auf die Tour, die Gipsy auch nicht überanstrengte.
    Von der Wiese weg ritt sie direkt auf den Waldrand zu. Der Weg war bereits aus einer gewissen Entfernung zu sehen, und genau diese Einmündung war ihr erstes Ziel.
    Noch hatte der Herbstwind nicht alle Blätter von den Bäumen geholt.
    Überall lösten sich welche von Ästen und Zweigen. Manche trudelten auf ihr Gesicht zu, trafen es hin und wieder auch wie kurze feuchte Küsse.
    Gipsy kannte den Weg. Die Stute trottete dahin und wusste genau, welches Tempo sie einzuschlagen hatte. Zwischen ihr und der Reiterin schien ein unausgesprochenes Einverständnis zu herrschen. Melanie behandelte das Pferd wie eine gute Freundin. Sie sprach ab und zu mit ihm, und es war nur Lob, das aus ihrem Mund drang.
    »Bald wirst du wieder zurück in deinem Stall sein. Dann reibe ich dich ab. Dann bekommst du etwas Leckeres zu fressen und zu saufen, und danach kannst du schlafen. Aber ich komme morgen wieder, wenn es nicht zu stark regnet. Hast du gehört?«
    Das Tier hatte etwas gehört, aber nichts verstanden. Trotzdem schnaubte es.
    So war die junge Reiterin zufrieden, die tiefer in den Wald eindrang. Sie wusste, dass sie bald eine Kreuzung erreichen würde. Im Sommer wäre sie über die Kreuzung hinweg weiter geritten. Das ließ sie im Herbst bleiben. Sie würde nach rechts reiten und einen Bogen schlagen, um danach zum Stall zurückzukehren.
    Das alles kannte sie. Es gab keine Probleme, und sie fürchtete sich auch nicht davor, dass sie allein unterwegs war. Gipsy konnte sie voll und ganz vertrauen.
    An der Kreuzung zog sie die Zügel an und stoppte. Ganz so, wie es ein umsichtiger Autofahrer tat. Die Vorsicht war wichtig, denn es war schon vorgekommen, dass hin und wieder Jogger oder Walker durch den Wald liefen. Gerade die Jogger konnten kaum stoppen. Da war es schon besser, vorsichtig zu sein.
    Der Blick nach rechts und der nach links.
    Beide Seiten waren frei, und das Pferd schnaubte, als wollte es dies bestätigen.
    »Dann wollen wir mal wider.« Melanie brauchte nur einen leichten Schenkeldruck zu geben, und Gipsy lief in die Richtung, die sie sich gewünscht hatte.
    Der Weg war hier enger. Laub bedeckte den Boden wie eine feuchte und matschige Flut. Die hellen Herbstfarben der Blätter waren längst verschwunden, sodass der Erdboden vor ihr rötlich und auch braun schimmerte. Hier war kein Sandstreifen ausgelegt, auf dem ihr Tier hätte gehen können, und so blieben Reiterin und Pferd auf der Wegmitte.
    Auch wenn die Bäume hier dichter beisammen standen, fühlte sich Melanie nicht unsicher oder ängstlich. Sie kannte den Weg genau.
    Der Himmel hatte sich in den letzten Minuten weiter bezogen und eine geschlossene Wolkendecke gebildet. Es sah danach aus, als würde der Regen schon

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