1595 - Die sterbenden Engel
bald kommen und der Pfarrer sie bei uns abliefern würde. Als das nicht passierte, machten wir uns Sorgen. Und jetzt treffe ich hier einen Mann vom Yard! Was hat das zu bedeuten?«
Es war normal, dass sich ein Vater Sorgen um sein Kind machte und die entsprechenden Fragen stellte. Jetzt war es wichtig, dass der Mann erst mal beruhigt wurde.
»Ihre Tochter befindet sich in der Kirche.«
»Aha.« Es deutete sich bei Phil Morton so etwas wie eine Entspannung an. »Was tut sie dort?«
»Der Pfarrer und ein Kollege von mir sind bei ihr. Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
Das akzeptierte Phil Morton nicht. »Hören Sie mal. Zwei Männer vom Yard, dazu der Pfarrer und meine Tochter. Verdammt noch mal, was ist das denn für eine Konstellation?«
Suko zeigte ein Lächeln. »Ich weiß, dass es sich seltsam anhört. Aber die Umstände haben das nun mal so ergeben. Ich möchte Sie bitten, das zu akzeptieren und keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Es ist auch in Ihrem Interesse und dem Ihrer Tochter.«
Sekunden später war Suko klar, dass er die falschen Worte gewählt hatte.
Das Gesicht des Mannes verhärtete sich. »Was reden Sie denn da für einen Mist? So was habe ich von einem Polizisten noch nie gehört! Sind Sie noch ganz richtig im Kopf?«
Suko wollte seinen Fehler wieder ausbügeln. »Ich weiß, dass es sich für Sie kompliziert anhört.«
»Nein!«, schrie Morton. Er sah aus, als wollte er Suko angreifen. »Das ist nicht kompliziert. Ich will einfach nur wissen, was mit meiner Tochter ist. Das ist doch alles nicht wahr, was Sie mir hier erzählen.«
»Ich kann Sie nur bitten, sich zu beruhigen.«
»Ach ja?« Phil Morton ging einen Schritt auf Suko zu. »Schwebt meine Tochter in Gefahr? Oder ist schon etwas mit ihr passiert, das ich nicht erfahren darf?«
»Sie müssen mir vertrauen, Mr. Morton. Manchmal gibt es Vorgänge, die man besser…«
»Gar nichts ist besser!«, schrie er Suko ins Gesicht. Ein scharfer Atemzug folgte. »Wenn meiner Tochter etwas passiert ist, dann gnade Ihnen Gott. Dann mache ich Sie fertig, das kann ich Ihnen versprechen. Ob Bulle oder nicht.«
Morton war der Bulle. Der Mann war nicht mehr zu halten. Er wirbelte auf der Stelle herum und lief mit langen Schritten auf die Kirchentür zu, um in das Innere zu stürmen.
Um ihn zu stoppen, hätte Suko schon fliegen müssen. Er nahm die Verfolgung trotzdem auf. Vielleicht war der Mann noch zur Vernunft zu bringen.
Beide wurden von dem überrascht, was plötzlich geschah.
Während des Gesprächs hatte Suko vergessen, um was es hier eigentlich ging. Nahezu brutal wurde er daran erinnert, obwohl er selbst nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Phil Morton befand sich noch knappe zwei Meter von der Kirchentür entfernt, als es ihn erwischte. Er hatte nichts gesehen, und Suko auch nicht.
Der Angriff erfolgte aus dem Unsichtbaren, und er traf Phil Morton mit vehementer Wucht.
Plötzlich verlor er den Kontakt zum Boden. Er wurde in die Höhe gerissen, schrie auf, und während sein Schrei noch in der Luft hing, krachte er zu Boden.
Aus dem Unsichtbaren fielen sie über ihn her. Suko sah sie nicht, er wusste auch nicht, wie viele es waren, aber er sah die Folgen davon, denn Phil Morton schrie auf, als die andere Seite dabei war, von der Stirn herab blutige Streifen über sein Gesicht zu ziehen.
Der Inspektor war für einen Moment ratlos, was er unternehmen sollte. In die Kirche zu laufen und John Bescheid zu sagen wäre eine Möglichkeit gewesen. Das allerdings hätte nur Zeit gekostet.
Und so griff er zu einem anderen Mittel.
Er holte die Dämonenpeitsche hervor und schlug damit den Kreis. Die drei Riemen rutschten aus der Öffnung hervor. Das alles lief innerhalb einer kurzen Zeitspanne ab.
Dann rannte Suko auf Phil Morton zu!
***
Menschen sind oft ratlos. Da ich ebenfalls ein Mensch war, erging es mir nicht anders. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. In der Kirche bleiben oder nach draußen gehen, um nach Suko zu sehen.
Ich musste mich entscheiden. Von draußen hatte ich noch nichts gehört.
Wäre dort etwas passiert, hätte mich Suko längst gewarnt. Dass ich aus dieser Richtung nichts gehört hatte, ließ mich hoffen.
Und ich brauchte nur in die Augen der kleinen Melanie zu blicken, um zu wissen, wie sehr sie sich fürchtete.
Ich lächelte ihr zu und strich ihr über das Haar.
»Du musst keine Furcht haben, Kind, wir schaffen das schon.«
»Aber sie sind so stark, Mr. Sinclair.«
Ich zwinkerte ihr zu und gab
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