1596 - Dämonengold
»Es ist auch schwer«, gab Waiden zu. »Aller Anfang ist schwer. Aber du wirst dich an deinen neuen Zustand gewöhnen müssen. Du bist nicht verletzt, Ciaire. Du lebst, obwohl dich der Schnitt in den Hals hätte töten müssen. Er hat es nicht getan…«
Endlich fand sie die passenden Worte.
»Und warum ist das nicht passiert?«
»Habe ich dir nicht gesagt, dass du eine Göttin geworden bist? Ja, das bist du. Und du bist noch mehr. Unverwundbar. Das Gold ist einfach wunderbar. Es schützt dich. Selbst diese scharfe Klinge kann dir nichts anhaben. Eine Göttin kann man nicht so leicht töten. Das solltest du dir merken.«
Eine Göttin!
Die Worte wollten nicht mehr aus ihrem Kopf. Sie erweiterten sich mit einem Satz.
Ich bin zu einer Göttin geworden. Ich bin mehr als ein Mensch. Ich bin ich bin…
Sie stöhnte auf. Es war einfach zu viel für sie gewesen. Das Neue hatte sie erfasst wie ein Sturmwind.
Ricky Waiden sah, dass die Unsicherheit der Frau noch nicht vorbei war.
Er wollte ihr die entsprechende Sicherheit geben und reichte ihr das Messer mit dem Griff voran.
»Was soll ich damit?«
»Nimm es!«
»Und dann?«
»Führe einen Test durch!«
»Wie?«
»Versuche einfach, es in deine Brust zu stoßen. Dann wirst du sehen, was passiert.«
Ciaire Barkin wollte sich dagegen auflehnen. So verrückt konnte kein Mensch sein. Sich bei vollem Bewusstsein eine Klinge in den Körper zu stoßen, das war Wahnsinn.
Und dann sagte Ricky etwas, was bei ihr alle Schranken zum Einsturz brachte.
»Denk immer daran, das du eine Göttin bist. Du siehst zwar aus wie ein Mensch, aber du bist zugleich etwas anderes. Vertraue auf deinen neuen Zustand und tu es!«
Sie konnte nicht sprechen. Ihr Blick war auf das Messer gerichtet, und dann nickte sie.
Ihre goldene Hand umklammerte den Griff. Ciaire drehte die Waffe so, dass die Spitze auf ihren Körper zeigte. Er war nicht starr. Die Haut bewegte sich, wenn sie dagegen drückte. Das war wirklich alles wie gehabt und okay.
Und der Stich?
Noch zögerte sie.
»Tu es!« flüsterte Claire und stieß das Messer nach vorn. Nicht zu schnell und zu hart. Sie wollte sich nur verletzen und nicht töten.
Der Treffer war keiner. Die Spitze berührte ihre Haut in Herzhöhe, aber sie drang nicht hinein. Nicht die kleinste Wunde war entstanden.
Ciaire ließ die Waffe in dieser Stellung. Sie sah sie nicht an, sondern hielt den Blick auf Ricky Waiden gerichtet, der lächelte.
»Nun?«, fragte er. »Habe ich dir zu viel versprochen?«
»Ich - ich weiß nicht…«
»Du bist eine Göttin, Ciaire. Denk daran. Denk immer daran, dass du anders geworden bist. Dir kann niemand etwas anhaben. Du kannst über die Menschen einfach nur lachen. Das muss auch so sein. Lache über sie, denn du kannst dir sicher sein, dass du ihnen über bist. Niemand kann dich verwunden oder gar töten. Du bist besser. Du bist die Gewinnerin.«
Allmählich sah Ciaire ein, dass dieser junge Mann recht hatte.
Dennoch startete sie einen zweiten Test und verstärkte dabei den Druck der Spitze. Dabei schaute sie an ihrem Körper hinab, um vielleicht eine Blutperle zu sehen, die aus einer Wunde quoll.
Da war nichts.
Es gab keine Wunde. Die dünne Goldschicht hielt selbst diesem Druck stand, und zum ersten Mal begann sie an ihre Unverwundbarkeit zu glauben.
Ab jetzt sah sie auch den Begriff »Göttin« mit anderen Augen an, und ihr Atmen glich einem schweren Stöhnen.
»Weißt du jetzt Bescheid?«, flüsterte Ricky.
»Ja, ja - ich weiß.«, Er nickte und deutete damit seine Zufriedenheit an.
»Von nun an wird für dich alles anders werden. Nicht nur äußerlich bist du eine andere Person geworden. Die Macht der Göttin hat auch dein Inneres übernommen. Du und ich, wir werden uns ein Reich aufbauen. Wir Werden das wieder auferstehen lassen, was vor langer Zeit untergegangen ist.«
»Und wie soll das gehen?«
»Wir sind die Goldenen, und wir werden dies weitergeben. Es ist allein das Gold, das seine alte Kraft nicht verloren hat. Wir werden Zeichen setzen, damit die alten Zeiten wieder zurückkehren. Und das Tausende von Kilometern entfernt.«
»Ja, ich bin dabei«, flüsterte Ciaire. »Und wann soll dies alles geschehen?«
»Sofort, meine Liebe. Wir wollen doch keine Zeit verlieren - oder?«
»Nein, das sollten wir nicht…«
***
Wer mich näher kennt, der weiß, dass ich meistens auf mein Bauchgefühl achte.
Das hatte ich auch in diesem Fall getan. Ich hatte über das nachgedacht, was ich von Johnny
Weitere Kostenlose Bücher