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1597 - Abschied von der Unsterblichkei

Titel: 1597 - Abschied von der Unsterblichkei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sehr schwach funktionierte, machte sie mehrere Versuche, den Marsianern Mut zuzusprechen, die noch ihre Empfänger eingeschaltet hatten.
    Wie zwei Schatten folgten ihr die Marsmädchen Anna und Noro. Anna war für die Friedensstifterin ein kleines Phänomen. Sie konnte reden, sie konnte sich der Menschen annehmen, sie trösten und aufrichten.
    Ihre Stimme und ihre Worte gaben ihnen Frieden, wenn sie ihr zuhörten. Ihre Mimik war sanft, aber eindringlich.
    Nie hatte Dorina Vaccer traurigere Augen gesehen. Nur wenn sie sich anblickten, dann ging eine kleine Sonne in ihnen auf. Annas Bewunderung für die Linguidin schien grenzenlos zu sein, und sie wollte sie immer noch begleiten, wenn sie den Mars wieder verließ. „Du wirst niemals eine echte Schülerin von mir sein können, so wie die anderen", hatte ihr Dorina gesagt. „Was du tust, ist erstaunlich, aber es hat nichts mit der Gabe der Linguiden zu tun. Du besitzt kein Kima."
    „Ich habe eine Seele", hatte Anna geantwortet. „Und wenn ihr anders seid, dann laßt mich eure Kultur kennenlernen. Ich kann nicht wie ihr sein, das weiß ich. Aber ich kann dennoch von euch lernen.
    Von dir, Dorina."
    Die Friedensstifterin hatte Anna versprochen, es sich zu überlegen. Inzwischen bemühten sie sich weiter um die Bevölkerung.
    Noros verspäteter Schock, als sie richtig begriff, daß ihr Gefährte Jeth nicht mehr am Leben war, hatte von Dorina Vaccer leicht geheilt werden können. Auch Noro klammerte sich an sie, aber vor allem weiterhin an Anna. Sie hatte tatsächlich sonst niemanden mehr in einer Welt, in der nichts mehr so zu sein schien, wie es hätte sein sollen.
    Weit draußen, jenseits der ehemaligen Plutobahn, stand weiterhin Wanderer und sandte seine verderblichen Impulse. Das Bild hatte sich nicht geändert. Wanderer durchlief alle Phasen der Voll-, Halb- und Instabilität und bewegte sich im Gefüge des Solsystems nicht von der Stelle, so als warteten der Kunstplanet und sein schweigender Bewohner auf etwas.
    An diesem 28. März begann sich das Zustandsbild der Marsbewohner zu verändern.
    Sie wurden nicht mehr von lebensbedrohlichen Todesängsten und schlimmsten Depressionen überfallen, sondern fielen in tiefe Lethargie. Seit Tagen bereits voneinander isoliert und kontaktscheu, standen sie nun erst gar nicht mehr auf und blieben in ihren Betten liegen, wie um langsam dem unausweichlichen Ende entgegenzudämmern. Sie aßen und tranken so gut wie nichts mehr.
    Andauernd kamen neue Ärzte- und Helferteams von der Erde und den anderen solaren Planeten, doch sie konnten nicht die ganze Marsbevölkerung versorgen. Auch sie mußten schwerpunktmäßig arbeiten.
    In den Kliniken war kein Platz mehr. Zehntausende von Marsianern wurden auf Wiesen, auf Plätzen und auf den Straßen versorgt, wo so gut wie kein Verkehr mehr herrschte.
    Dorina Vaccer blickte in kraftlose Augen, deren Besitzer den letzten Kampf um ihr Leben aufgegeben zu haben schienen. Sie schaffte es, viele hundert Männer und Frauen aus dem tödlichen Schlummer herauszuholen. Anna redete auf Leute ein, und sie hatte nicht viel weniger Erfolg. Dorina Vaccers Achtung vor diesem Mädchen wuchs. Noro konnte ihnen nur die Arbeit durch Handreichungen und ähnliches erleichtern, aber auch sie war wie in einem Fiebertaumel.
    Nur lange konnten sie das nicht mehr durchhalten.
     
    *
     
    Ronald Tekener saß bei ihr und konnte ihr nicht helfen.
    Dao-Lin-H’ays Anfälle waren während der letzten vierundzwanzig Stunden immer häufiger gekommen.
    Niemand konnte es sich erklären, daß es ausgerechnet sie traf. Eine Hypothese besagte ja, daß Psibegabte Wesen weitgehend immun gegen die Ausstrahlungen von ES waren. Doch andererseits war das nur auch wieder eine von vielen. Myles Kantor verfügte über latente parapsychische Kräfte, und ihn hatte es als ersten richtig getroffen.
    Warum sollte dann also die ehemalige kartanische Esperin verschont bleiben?
    Tekener interessierte es im Moment nicht, weshalb Dao unter den Ausstrahlungen von Wanderer litt. Es zählte einzig und allein, daß sie litt. Und daß er jetzt bei ihr war, um ihr wenigstens das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.
    Dabei, während er auf dem Rand ihrer Liege saß, wurde ihm erst richtig bewußt, wieviel sie ihm längst bedeutete.
    Er hielt ihre Hand, die jetzt wieder ganz ruhig war. Überhaupt schien sich Dao in den letzten Stunden beruhigt zu haben. Sie wurde nicht mehr von Krämpfen geschüttelt und schrie auch nicht mehr. Ob das ein gutes

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