1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
und rätselhaft sogar.
Er sah, dass Julia beide Arme anhob und sie dabei leicht ausbreitete.
In diesem Moment sah sie aus wie eine Priesterin, die vor einer Kultstätte stand und zu irgendeinem Götzen betete. Diese neue Stellung hatte etwas Erhabenes an sich, vielleicht auch etwas Wissendes. Sie war der Beginn eines bestimmten Vorgangs. Etwas spielte sich darin ab, und das legte sich auch auf ihre Augen nieder, denn ihr Blick veränderte sich noch stärker.
Er wirkte gefährlich. Er sah böse aus. In den Augen sammelte sich alle Grausamkeit, zu der sie fähig war.
Julia bewegte ihre Lippen, ohne dass Tony Foster etwas hörte. Dennoch spürte er, dass plötzlich etwas anderes vorhanden war. Es hatte von diesem Raum Besitz ergriffen. Es war nicht zu sehen, nicht zu erklären, nur zu spüren.
Es war ihm fremd, es war böse. Er wollte es nicht, doch er konnte nichts dagegen tun.
Hinter Julia befand sich das Fenster mit der schmutzigen Scheibe. Sie war nicht so verschmutzt, als dass er nicht gesehen hätte, was sich hinter ihm tat.
Draußen blitzte es auf.
Tony Foster sah das Gebilde jenseits des Fensters. Dort schienen Lichtspeere die Luft zu durchschneiden. Sie sahen nicht aus wie Blitze.
Von ihnen strahlte ein feuriges Schimmern ab, als wären sie Abkömmlinge eines irgendwo leuchtenden Feuers.
Die Luft in der Hütte hatte sich ebenfalls aufgeladen, sie war zum Bersten voll. Was sich in Tonys Umkreis befand, blieb nicht unsichtbar, denn auf einmal sah er diese Blitze auch zwischen den Wänden im Innern der Hütte.
Nur sahen sie hier anders aus. Sie strahlten von den Händen der Frau ab, die plötzlich so hell glänzten, als wären sie aus Silber. Sie waren die Quelle und die von ihnen ausgehenden Blitze zuckten von verschiedenen Seiten aufeinander zu und legten sich um den Körper des Gefesselten.
Foster spürte noch nichts. Er wusste nur, dass dies nicht so bleiben würde. Eine Angst erfasste ihn, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Bisher hatte er die Angst nur bei anderen Personen erlebt.
Jetzt war er an der Reihe.
Er wollte nicht sterben, und so verlegte er sich aufs Bitten und aufs Betteln.
»Nein, nicht, Julia. Ich mache alles wieder gut. Das verspreche ich dir. Ich will auch dein Geld nicht. Lass uns getrennt bleiben. Ich entschuldige mich auch und…«
Julia unterbrach ihn mit harter Stimme, als sie sagte: »Gibt es für Mord eine Entschuldigung?«
»Nein, ja, ich meine…«
»Es ist meine Rache. Ich habe dir gesagt, dass ich die Siegerin sein werde. Du kannst nicht gewinnen, niemals wird ein normaler Mensch gegen mich gewinnen können. Das solltest du dir hinter die Ohren schreiben. Aber dazu ist es jetzt zu spät. Ich habe meinen Entschluss einmal gefasst und bin davon nicht mehr abzubringen.«
Tony Foster wusste, dass es ihre letzten Worte vor der Tat waren.
Er versuchte es trotzdem und bäumte sich noch mal so weit auf, wie es die Fesseln zuließen.
Da sprang die Blitzkette wieder auseinander. Das Licht suchte sich ein neues Ziel. Und von zwei verschiedenen Seiten jagte es in die Brust des Mannes.
Tony Foster brüllte wie noch nie in seinem Leben. Seine Stimme hatte nichts Menschliches mehr an sich. Es war eine Mischung aus Schreien und Röhren, die durch das Innere der Blockhütte hallte. Grauenhaft hörte es sich für einen Fremden an, und Tony Foster erlebte Schmerzen in seinem Körper wie niemals zuvor.
Sein Schreien wollte nicht aufhören. Er sah nichts mehr. Er spürte nur, dass sich in seinem Innern etwas tat, was er noch nie erlebt hatte. Dort schienen sich zahlreiche kleine Nager eingenistet zu haben, die damit anfingen, das zu fressen, was in seinem Körper steckte. Zugleich hatte er den Eindruck, innerlich zu verbrennen.
Er wusste, dass er das nicht lange durchhalten konnte. Er ging davon aus, dass der Tod bereits wartete, und als eine feurige, aber unsichtbare Lohe durch seine Brust bis hinein in seinen Kopf schoss, da war es vorbei.
Zwar hielt er noch die Augen offen, es war nur nichts mehr für ihn zu erkennen.
Die Welt um ihn herum zerplatzte und verlor sich in einem wirren Spektrum aus Farben.
Im nächsten Augenblick stülpte sich die Dunkelheit über ihn und ließ ihn nicht mehr los.
Tony Foster war auf seinem Folterbett einen grausamen Tod gestorben…
***
»Weißt du, was ich jetzt gern hätte?«, fragte ich Glenda Perkins, nachdem ich sie mit zwei Wangenküssen begrüßt hatte.
»Ja, das weiß ich.«
»Super. Und was?«
»Du
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