1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
standen.
Er hatte so etwas wie ein Bett in Erinnerung. Das stand an der gegenüberliegenden Wand und war noch deutlich zu sehen. Er wunderte sich nur über den großen und klobigen Holztisch, der in der Mitte des Raumes stand. Den hatte er nicht mehr in Erinnerung, aber das war auch nicht wichtig.
Etwas anderes fiel ihm auf.
Es war ein Duft.
Und nicht nur das. Foster konnte von einem besonderen Duft sprechen, von einem, den er kannte, denn er stammte von einem Parfüm, das seine Frau so geliebt hatte.
Der Duft einer Toten…
Oder doch nicht?
Julia musste einfach tot sein! Einen derartigen Sturz überlebte niemand!
Plötzlich schlug sein Herz schneller. Bisher hatte er sich trotz allem sehr gut gefühlt. Das war nun nicht mehr so. Es lag auch am Duft des Parfüms.
»Julia…?« Der Name löste sich wie von selbst von seinen Lippen.
Es blieb still.
»Melde dich doch! Du hast mich herbestellt. Wir sollten miteinander reden.«
Es machte ihm jetzt nichts mehr aus, dass er mit einer angeblich Toten sprach. Es musste einfach aus ihm raus.
Julia gab keine Antwort. Nur den Parfümduft nahm er weiterhin wahr, und das brachte ihn durcheinander.
Sekundenlang bewegte er sich nicht. Er wollte auch kein Feigling sein und wieder den Rückweg antreten. So ging er den ersten und auch langen Schritt in die Hütte hinein, deren Boden ebenfalls aus Holzbohlen bestand.
Es geschah genau in dem Augenblick, als er stehen blieb. Der Luftzug erreichte ihn von der rechten Seite, doch nicht die offen stehende Tür war daran schuld.
Es war ein schwerer Gegenstand, der ihn erwischte und seinen Hinterkopf sowie den Nacken an der rechten Seite traf.
Vor seinen Augen explodierte die Welt, die bald darauf in eine tiefe Schwärze verfiel.
Tony Foster merkte nicht mehr, dass er zu Boden fiel und dort aufschlug, und auch das triumphierende Lachen der Frau blieb ihm erspart.
Tony Foster war zunächst einmal von der Welt abgetreten…
***
Er war nicht tot, und so konnte er wieder erwachen.
Und es war etwas, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Aus der dunklen Tiefe riss ihn etwas hervor, und mit dem Erwachen verspürte er zugleich den Schmerz, der sich in seinem gesamten Kopf festgesetzt hatte.
Jemand stöhnte herzerweichend in seiner Nähe. Es dauerte seine Zeit, bis er herausfand, dass er es war, der dieses Geräusch von sich gegeben hatte.
Auf seinen Augenlidern schienen Gewichte zu liegen. Es bereitete ihm große Mühe, überhaupt die Lider zu heben, denn die Schmerzen blieben weiterhin in seinem Kopf bestehen. Er war sich sicher, dass sie auch nicht so schnell wieder verschwinden würden.
Foster bewegte die Lippen, ohne dass er ein Wort hervorbrachte. Er wollte reden, aber er konnte es nicht. Sein gesamter Körper schien nicht mehr ihm zu gehören, und es war auch schwer für ihn, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber er musste sich orientieren und war eigentlich froh, dass er sich noch erinnern konnte.
Bis zur Hütte war alles glatt gelaufen. Dann hatte er die Tür geöffnet und war dabei ebenfalls sehr vorsichtig gewesen.
Leider hatte ihm das nichts genutzt. Der Schlag war aus dem Verborgenen gekommen und hatte ihn voll erwischt.
Er hätte auf dem Boden liegen müssen, was aber nicht der Fall war.
Er lag höher, und Foster erinnerte sich, einen Tisch gesehen zu haben.
Der war jetzt zu seiner Liegestatt geworden. Er lag dort ausgestreckt wie auf einem Krankenbett, den Blick in die Höhe gegen eine dunkle Decke gerichtet.
Foster konzentrierte sich wieder auf sich selbst und stellte fest, dass er seine Arme und auch die Beine bewegen konnte. Die Hände waren ebenfalls nicht gefesselt.
Trotzdem konnte er nicht aufstehen. Auf seiner Körpermitte spürte er den Druck, der ihn auf den Tisch presste.
Er wollte sich nicht aufrichten, sondern fühlte mit den Fingern nach, und da ertastete er den breiten Lederriemen, der ihn am Tisch festhielt.
Er konnte nicht aufstehen, dann hätte er schon den Tisch mitnehmen müssen. Und er konnte auch nicht unter dem Riemen hervorrutschen, denn er war zu fest gespannt.
Jemand hatte ihn niedergeschlagen, und er wusste nicht, wer es getan hatte.
Die Lösung lag auf der Hand. Es musste die Frau gewesen sein, die ihn mit Julias Stimme an diesen Platz gelockt hatte. Und er war ihr in die Falle gelaufen.
Vor Wut hätte er sich selbst irgendwo hin beißen können, aber das war nicht möglich. Hinzu kamen die drückenden Schmerzen und Stiche in seinem Kopf, die auch sein Denken beeinflussten,
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