1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
hättest gern eine Idee, was du mir zu Weihnachten schenken könntest.«
Ich schaute sie an und schüttelte den Kopf. »Nein, dass du immer daran denken musst.«
»Wieso immer? Wir haben nur einmal im Jahr Weihnachten, und das ist nicht mehr lange hin.«
»Man kann es nicht übersehen.«
»Und da schenkt man sich etwas«, erklärte Glenda wie eine Lehrerin, die vor der Klasse steht.
»Und ich habe bereits etwas gekauft«, meldete sich Suko aus unserem Büro, das er bereits betreten hatte.
»Da hörst du es«, sagte Glenda.
»Ja, ja, er hat ja laut genug gesprochen. Aber ich bin nicht er, und ich habe jetzt großen Durst auf deinen weltberühmten Kaffee. Das ist doch ein Kompliment für dich.«
Glenda winkte ab. »Ja, so kann man sich auch aus der Affäre ziehen.«
Neben ihrem Computer lag eine Zeitung. »Willst du sie mit in euer Büro nehmen, John?«
»Ja, ich habe Zeit.«
»Gut.«
Ich schenkte mir den Kaffee in die Tasse und fragte wie nebenher: »Gibt es denn irgendetwas Besonderes, was ich lesen müsste?«
»Nein, nur der übliche Kram. Keine Nachrichten, über die man sich freuen könnte. Krieg, Terror, Krawalle, schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft und einen schon widerlichen Mord an einem Mann, der in einer Blockhütte gefesselt auf dem Tisch gefunden wurde.«
»Wie hat man ihn denn getötet?«
»In der Zeitung steht nichts Genaues darüber. Es ist aber ein Foto abgebildet. Ich weiß auch nicht, wie der Reporter so schnell da sein konnte, um es zu schießen.«
»Okay, ich nehme die Zeitung mit.«
Sie in der einen und die Tasse Kaffee in der anderen Hand betrat ich unser gemeinsames Büro, wo Suko hinter seinem Schreibtisch saß und irgendetwas notierte. Ich war nicht neugierig und fragte nicht nach.
Dafür setzte ich mich und schlug die Zeitung auf. Es war die dritte Seite, auf der ich das Foto sah. Obwohl die Zeitung nicht aus Hochglanzpapier bestand, war die Aufnahme beinahe gestochen scharf. Es war alles zu sehen, und ich schüttelte den Kopf.
Der Mann lag gefesselt auf einem Tisch. Ein straff gespannter Ledergurt hatte dafür gesorgt, dass er sich zu Lebzeiten nicht befreien konnte. Er musste in den letzten Sekunden seines Lebens stark gelitten haben, denn diese Gefühle waren in seinem starren Gesicht wie eingemeißelt.
Ich sah schon auf den ersten Blick, was mit ihm los gewesen war, und ich schenkte dem Foto auch einen zweiten und dritten Blick.
Etwas störte mich an dem Bild. Es ging nicht um den entsetzten Ausdruck, es war etwas anderes.
Obwohl sich das Gesicht dem Betrachter so verzerrt präsentierte, hatte ich den Eindruck, es schon mal gesehen zu haben, und es lag noch nicht lange zurück.
Ich schüttelte den Kopf. Wo war das nur gewesen?
Ich schloss die Augen, um mich besser konzentrieren zu können. An diesem noch jungen Tag war es nicht gewesen, aber es lag auch noch nicht lange zurück.
»Gestern?«, murmelte ich.
Suko hatte mich gehört und fragte quer über den Schreibtisch hinweg: »Führst du Selbstgespräche?«
»So ähnlich.«
»Aha, ist es schon so weit mit dir gekommen?«
»Das hat damit nichts zu tun.« Ich ließ die Zeitung sinken. »Es geht um das Foto eines ermordeten Mannes. Ich bin davon überzeugt, dass ich diesen Menschen kenne.«
»Zeig mal her.«
Ich schob Suko das Blatt rüber. Auch er sah es sich an, schüttelte aber den Kopf und regte sich dann darüber auf, dass jemand überhaupt so ein Foto geschossen hatte.
»Da stimme ich dir zu, Suko, aber mir geht es darum, dass ich glaube, den Toten zu kennen.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Ich kenne ihn nicht.«
Mein Blick fiel wieder auf das Bild und da besonders auf das verzerrte Gesicht. Es hatte nicht so ausgesehen, als mir der Mann über den Weg gelaufen war. Aber wo war das gewesen? Ich wusste nur, dass es nicht lange zurücklag.
Darüber sprach ich auch mit Suko.
»Ist das den so wichtig für dich?«
»Ja, schon.« Vier Finger klopften auf die Zeitung. »Ich bin sicher, dass hinter dem Tod dieses Mannes mehr steckt.«
»Wie ist er denn umgekommen?«, fragte Suko. »Äußere Verletzungen habe ich nicht erkennen können.«
»Das stimmt. Trotzdem ist die Angst vor dem Tod in seinen Zügen nicht zu übersehen.«
»Ja, das denke ich auch.« Er schnippte mit den Fingern und schaute zu, wie ich meinen Kaffee trank. »Es ist am besten, wenn du die letzten Tage mal Revue passieren lässt. In Frankreich hast du ihn wahrscheinlich nicht gesehen.«
»Das ist klar.«
»Also hier.«
Ich
Weitere Kostenlose Bücher