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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stieß sie möglichst tief und fest in das Zündloch. Indem ich sie nach links und rechts bog, brach ich sie ab. Das Löchelchen war vollständig verstopft und die Flinte nun so unbrauchbar, wie eine vernagelte Kanone. Jetzt setzte ich das Zündhütchen wieder auf und ließ den Hahn herab. Nachdem ich die Flinte wieder an den Sattel gehängt hatte, wie sie vorher hing, hinkte ich zu meinem Rappen zurück und stieg wieder auf.
    Jetzt war ich ihm doch zu nahe. Ich kehrte um einen Busch weiter zurück und blieb hinter demselben halten. Nach einiger Zeit vernahm ich Hufschlag und menschliche Stimmen, die sich näherten.
    „Die Zeit ist uns lang geworden“, hörte ich sagen, und wenn ich mich nicht täuschte, so war es Barud el Amasat. „Wir wollen nicht noch einen ganzen Tag lang vergebens hinter ihnen herschleichen, sondern wir reiten voraus und erwarten sie. Inzwischen können wir ausruhen, bis sie kommen.“
    „Die Hunde brachen zu spät auf“, antwortete ein anderer, dessen Stimme ich nicht kannte und der also sehr wahrscheinlich der Miridit war. „Auch mir ist die Zeit sehr lang geworden. Nun aber werde ich eilen.“
    „So sieh dich vor, daß es nicht abermals mißlingt, wie gestern abend.“
    „Das war etwas ganz anderes; heute entgeht er mir nicht. Ich habe den Lauf sogar mit gehacktem Blei geladen.“
    „Nimm dich in acht! Er ist kugelfest!“
    „Gehacktes Blei ist ja keine Kugel!“
    „Wahrlich, da kannst du recht haben. Auf diesen Gedanken hätten wir längst kommen sollen!“
    „Übrigens glaube ich nicht an dieses Märchen.“
    „Oho!“ hörte ich Manach el Barscha antworten. „Ich habe gestern abend sorgfältig geladen, mich an den Laden geschlichen und sogar mein Gewehr auf dem Fensterbrett aufgelegt. Dann zielte ich genau nach seinem Kopf, und als ich losdrückte, gab es einen furchtbaren Knall, und mein Gewehr riß mich über den Haufen. Daß ich ihn nicht getroffen habe, hast du ja selbst gesehen.“
    „Ja, ich stand unter der Haustür. Es ist freilich wunderbar. Ich konnte dich gegen die Lampe sehen, welche in der Stube brannte. Ich konnte auch diesen Verdammten der Hölle sehen, nämlich seinen halben Kopf. Ich sah dich auflegen und zielen, den Lauf ganz genau auf seinen Kopf gerichtet. Dein Schuß krachte und blitzte auf, als ob du ein ganzes Pfund Pulver geladen hättest. Du stürztest zur Erde, dieser Mensch aber stand drüben – aufrecht und unversehrt – ich kann es heute noch nicht begreifen.“
    „Er ist eben kugelfest!“
    „Nun, so will ich es einmal mit gehacktem Blei versuchen, und tut auch das ihm nichts, so greife ich zu meinem Heiduckenbeil. In der Führung desselben bin ich Meister, dieser Franke aber wird noch niemals eine solche Waffe in der Hand gehabt haben. Ich werde ihn nicht etwa von hinten töten, sondern ihn offen und frei überfallen.“
    „Wage nicht zu viel!“
    „Pah! Ehe er Zeit hat, sich zu wehren, ist er tot!“
    „Aber seine Leute!“
    „Die fürchte ich nicht.“
    „Sie werden sich sofort auf dich werden.“
    „Dazu finden sie gar keine Zeit. Bedenkt, daß ich hier den Braunen reite! Übrigens werde ich einen mit Büschen besetzten Platz wählen, wo ich ihnen hinter den Sträuchern rasch aus den Augen bin.“
    „Vergißt du, daß sein Rappe deinem Braunen jedenfalls unendlich überlegen ist?“
    „Was kann mir der Rappe schaden, wenn ich den Reiter getötet habe?“
    „Ein anderer wird ihn besteigen und dich einholen, vielleicht der kleine Satan, der gewandt und flink wie ein Affe ist.“
    „Das wäre mir nur lieb. Dann könnte ich ihm eins für gestern geben.“
    „Nun, wir wünschen dir Glück! Du hast deinen Bruder zu rächen und also eine gerechte Sache, welcher Allah wohl Sieg verleihen wird. Gelingt es dir dennoch nicht, nun, so kommst du uns nach. Du weißt, wo wir zu finden sind, und heute abend wird es beschlossen, wie wir diesen Burschen zu Leibe gehen. Jetzt scheiden wir, da wir nun wissen, daß sie aufgebrochen sind und nach Uskub reiten wollen.“
    „Ihr schlagt also wirklich nicht denselben Weg ein wie sie?“
    „Nein, denn wir reiten über Engely, während sie über Jerßely gehen. Wir kommen eher an als sie.“
    „Nun, so kann ich doch noch eine Weile bei euch bleiben. Wenn ich also heute nicht komme, so ist's geglückt, und ihr bekommt auch diesen Effendi nie wieder zu sehen, denn er liegt irgendwo verscharrt. Vorwärts!“
    Wieder hörte ich Pferdegetrappel, aber es entfernte sich.
    Jetzt ließ auch ich meinen Rappen

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