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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf?“
    „Gewiß.“
    „Wer und was sie sind und den Ort und das Haus, in welchem sie wohnen?“
    „Sehr genau sogar.“
    „Was sie getan haben und was du mit ihnen gesprochen und über sie erfahren hast?“
    „Alles das!“
    „Allah, Allah! Du bist ein großer Verräter! Man muß dich ja fürchten!“
    „Die Guten brauchen mich nicht zu fürchten, sondern man wird sie in allen Ländern rühmen, da diese Bücher auch in andere Sprachen übersetzt werden. Den Bösen aber geschieht ganz recht, wenn sie bekannt werden und Abscheu und Verachtung erregen.“
    „Wirst du auch über Sbiganzy schreiben?“
    „Sehr viel sogar, denn ich habe dort sehr viel erlebt.“
    „Vielleicht auch dann über Kilissely?“
    „Jedenfalls, denn Kilissely ist ein schöner Ort, den ich nicht übergehen darf.“
    „Was wirst du über ihn schreiben?“
    „Das weiß ich noch nicht. Ich muß erst warten, was ich hier sehe, höre, erlebe und erfahre. Aber daß du prächtige Pfeifen und einen herrlichen Kaffee hast, das werde ich rühmend erwähnen.“
    Er blickte still vor sich hin, und es verging eine Weile des Schweigens. Ich hatte ihn gleich von meinem Eintritt an scharf betrachtet. Er kam mir so bekannt vor. Wo hatte ich nur sein Gesicht gesehen!
    Er machte keineswegs den Eindruck eines reichen Mannes. Sein Turbantuch war alt und schmutzig und sein Kaftan gleichfalls. Von seinen Beinen sah ich nur, daß sie wegen des Podagra dick umwickelt waren. Trotzdem waren die Füße nackt und steckten nur in alten, dünnen abgeschlurften Pantoffeln.
    Er war allerdings sehr lang und sehr hager. Sein Gesicht lag in frühzeitigen Falten. Die scharfen Züge, die kleinen, stechenden, harten Augen, das stark entwickelte Kinn, der breite, an den Spitzen nach unten gezogene Mund ließen sein Gesicht nichts weniger als angenehm erscheinen. So, genau so war das Gesicht eines Geizhalses zu denken, der nur auf Erwerb sinnt, der nur zusammenscharrt, ohne zu fragen, auf welche Weise er zu Gewinn kommt.
    „Ich hoffe“, sagte er endlich, „daß es dir bei mir gefallen wird und daß du nur Gutes von mir schreibst.“
    „Das bin ich überzeugt. Du hast mich so gastfreundlich aufgenommen, daß ich dir nur dankbar sein kann.“
    „Ich hätte dich noch ganz anders aufgenommen und würde dich noch viel besser verpflegen, aber die Herrin meines Hauses ist verreist, und ich kann mich nicht bewegen. Die Nikris plagt mich an den Füßen. Ich habe sie mir im Krieg geholt.“
    „So warst du Soldat? Wohl gar Offizier?“
    „Ich war etwas noch weit Besseres und Höheres. Ich war Asker zachredschiji (Armeelieferant) und habe den Helden des Sultans Kleidung und Nahrung gegeben.“
    Ah, ein Kriegslieferant! Ich dachte an die armen, halb nackten und ausgehungerten Soldaten und an die Geldsäcke, welche diese Herren Lieferanten sich während des Krieges gefüllt hatten.
    „Da hast du allerdings ein hochwichtiges Amt verwaltet und das größte Vertrauen des Großherrn besessen“, erwiderte ich.
    „Ja, so ist es“, sagte er stolz. „Der Lieferant gewinnt die Schlachten; der Lieferant führt die Krieger zum Sieg. Ohne ihn gibt es keinen Mut, keine Tapferkeit, sondern nur Hunger, Elend und Krankheit. Das Vaterland hat mir viel, sehr viel zu verdanken!“
    „Soll ich das in meinem Buch erwähnen?“
    „Ja, erwähne es; ich bitte dich darum. Hast du über das Reich und über die Untertanen des Padischah viel Gutes zu schreiben?“
    „Sehr viel“, antwortete ich kurz, denn ich bemerkte, daß er jetzt auf das Thema übergehen wollte, welches für ihn das wichtigste war.
    „Wohl auch manches Böse?“
    „Auch das; es gibt ja überall gute und böse Menschen.“
    „Hast du von den letzteren viele bei uns getroffen?“
    „Besonders in der letzten Zeit und zwar hier in dieser Gegend.“
    Er rückte hin und her. Auf dieses Thema hatte er kommen wollen.
    „Da werden die Leser des Buches ja alles erfahren. Wenn ich doch ein solches Buch haben könnte!“
    „Du würdest es nicht lesen können, da es nicht in deiner Sprache gedruckt werden wird.“
    „So könntest du mir wenigstens jetzt etwas von dem Inhalt erzählen.“
    „Vielleicht später, wenn ich mich ausgeruht habe.“
    „So werde ich dir deine Wohnung anweisen lassen. Vorher aber könntest du mir wenigstens einiges erzählen.“
    „Ich bin wirklich sehr müde; aber damit du siehst, daß ich den Wunsch meines Gastfreundes achte, soll dir mein Gefährte Halef Omar eine kurze Übersicht dessen geben, was wir in

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