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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn darum ersuchte.“
    „Das glaube ich gern!“
    „Übrigens läßt er sein Gesicht nie sehen. Er schwärzt es stets. Könnte er aber mit einem solchen Antlitz hierher kommen?“
    „Nein; das sehe ich gar wohl ein. Wie aber soll ich denn in die Hütte kommen?“
    „Es gibt nur ein Mittel: Du mußt dich tragen lassen.“
    „Das ist zu unbequem. Die Träger würden ermüden.“
    „O nein. Sie sollen dich doch nicht auf den Armen tragen; man nimmt einfach eine Sänfte dazu. Du wirst sie von mir bekommen. Meine Mutter ist so alt und schwach, daß sie nicht gehen kann. Ich habe ihr daher eine Sänfte anfertigen lassen, damit sie ihre Besuche machen kann, ohne ihre Füße anzustrengen.“
    „Ich werde dir Dank wissen. Wirst du auch die Träger bestellen?“
    „Wo denkst du hin? Träger! Können wir fremde Leute bei uns brauchen? Es wäre ja sofort um unser Geheimnis geschehen. Du wirst dich von deinen Leuten tragen lassen müssen.“
    „Gut; so mögen sie die Sänfte holen.“
    „Aber nicht sogleich. Ich muß erst den Schut benachrichtigen. Und sodann mußt du dem Wirt sagen, daß du mein Freund bist, und daß er alles zu tun hat, was ich ihm sage.“
    „Warum?“
    „Weil ich nicht weiß, was du dem Schut zu melden hast, und was das Ergebnis eurer Unterredung sein wird. Es ist ja möglich, daß ich als Bote zurück in das Dorf gehen muß. Vielleicht ladet der Schut dich ein, sein Gast zu sein, oder wer weiß, was sonst beschlossen wird. Da muß ich mich doch vor dem Wirt als deinen Beauftragten ausweisen können.“
    „Auch dazu bin ich bereit“, erklärte ich.
    „Wohlan denn: von jetzt an in einer Stunde holt ihr die Sänfte und kommt vor das Dorf hinaus, da rechts von dem Tor aus. Ich warte draußen, denn man soll uns hier nicht beisammen sehen.“
    Er trat an den in den Hof führenden Laden und rief den Wirt herein, zu dem er sagte:
    „Ich habe mit diesem Effendi ein Geschäft. Er wird sich in einer Stunde entfernen und dir vielleicht später durch mich eine Botschaft senden. Darum läßt er dir jetzt sagen, daß du alles tun sollst, was ich dir in seinem Auftrage mitteile. Frage ihn selbst.“
    Der Wirt sah mich fragend an, und ich bestätigte es. Dann entfernte sich der Fleischer. Ich sah ihn in sein Haus treten, das er bald darauf wieder verließ.
    „Herr, ich begreife dich nicht“, begann nun der Wirt, welcher stehengeblieben war. „Ich denke, du hältst den Fleischer für einen Verbrecher, und doch gibst du ihm eine solche Vollmacht. Wenn er kommt, muß ich nun gehorchen.“
    „Durchaus nicht. Ich tat es nur zum Schein und nehme jetzt diese Vollmacht wieder zurück. Es ist möglich, daß ich ihn sende, aber dann werde ich ihm hier aus meinem Notizbuch ein Blatt mitgeben, auf welches ich nur das eine Wort ‚Allah‘ schreibe. Zeigt er es dir vor, so tust du, was er will; hat er aber kein solches Blatt mit dem Wort, so weigerst du dich.“
    „Er wird mir zürnen.“
    „Das ist für dich nicht so schlimm, als wenn ich dir zürne. Er könnte es vielleicht auf unsere Waffen und auf mein Pferd abgesehen haben. Hast du einen verschließbaren Stall?“
    „Ja, Herr.“
    „So laß unsere Pferde in denselben bringen, und zwei Knechte sollen dabei wachen; ich bezahle sie. Du wirst die Pferde nur uns selbst übergeben. Verstanden?“
    „Sehr wohl. Du bringst mich aber in eine Lage, welche nicht sehr angenehm ist.“
    „Ich finde gar nichts Unangenehmes dabei. Du hast uns die Tiere aufzubewahren und dafür zu sorgen, daß sie nicht gestohlen werden. Das ist alles. Du würdest uns freilich für den Schaden haften müssen.“
    „Um des Himmels willen! Wenn ich dir den Rappen ersetzen müßte, könnte ich nur gleich mein Haus verkaufen! Ich werde selbst auch Wache halten!“
    „Tue das, und bringe uns nun ein Essen.“
    Wir aßen, und nach einer Stunde holten Osco und Omar aus dem Hause des Fleischers die Sänfte. Ich stieg ein, schärfte dem Wirt noch einmal ein, wie er sich zu verhalten habe, und dann brachen wir auf.
    Die beiden Genannten trugen die Sänfte. Ihre Flinten hatten sie über den Achseln hängen. Halef schritt voran und trug drei Gewehre: das seinige und meine beiden, für welche es in der Sänfte keinen Raum gab. Als wir das Dorf hinter uns hatten, bemerkten wir den Fleischer. Er sah uns kommen und schritt uns nun ein großes Stück voraus. Erst als der Wald begann, wo man nicht von weitem beobachtet werden konnte, blieb er stehen und erwartete uns.
    Mit verwundertem, beinahe zornigem

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