16 Science Fiction Stories
darauf vorbereitet, das Äußerste, das ihm Furcht antun kann, zu ertragen, denn wenn ihm das gelingt, dann darf er triumphieren. Aber … noch nicht jetzt. Bitte, noch nicht.
Etwas fliegt (oder flog oder wird fliegen – darüber ist er sich nicht ganz im klaren) auf ihn zu, und zwar von der rechten Seite, auf der die Sterne noch immer blinken. Es ist kein Vogel, und es gleicht auch keinem Flugzeug der Erde, denn seine Aerodynamik stimmt nicht mit der der Erde überein. Die Flügel sind zu breit und zu leicht, so daß sie nutzlos wären, schmelzen und abfallen würden, wenn sie sich in die äußeren Regionen der Erdatmosphäre begeben würden. Dann sieht er (denn er will es so sehen), daß es das Modell des Kindes ist, oder wenigstens ein Teil davon, und für ein Spielzeug macht es sich wirklich sehr gut.
Es ist der Teil, der Gamma heißt, er gleitet dahin, über den Sand, immer niedriger, dann läßt er sich nieder, ganz langsam, wühlt den feinen Sand mit den Spitzen auf. Er gleitet eine lange Strecke über den Boden, senkt sich immer tiefer, sieh nur, Kind, sieh nur! Dann bohrt Gamma seinen breiten linken Flügel in den Sand, gräbt sich darin fest; und während der Flügel abbricht, gleitet Gamma, rutscht vorwärts, senkt sich zur Seite, bis sich der andere Flügel gegen den Himmel richtet. Dann stürzt es krachend in die Felsen am Ende des Tales.
Während es sich überschlägt, bricht die breite Wurst am hinteren Teil ab, das kleine Delta, überschlägt sich und reißt auf den spitzen Felsen auf. Sieh nur, sieh! Und im gleichen Augenblick löst sich von Gamma eine Puppe, die in den Sand taumelt, gegen die Felsen und das heiße Graphit des Wracks von Delta schlägt.
Benommen beobachtet der kranke Mann, wie sich das Spielzeug selbst zerstört: Was werden sie sich als nächstes ausdenken? – Entsetzt betet er, daß die Puppe, die in der Nähe des zerstörten Atomreaktors liegt, sich entfernen möge! Bleib nicht dort, Mann – schnell, geh fort! Das ist heiß, weißt du? Aber es scheint eine Nacht und ein Tag und die Hälfte einer anderen Nacht zu vergehen, bevor die Puppe auf die Füße taumelt und unbeholfen in ihrem Druckanzug durch das Tal läuft, auf einen Sandhügel steigt, ausrutscht, niederfällt, vom langsam fließenden, kalten, fremden Sand begraben wird, bis nur noch ein Arm und der Helm hervorschaut. Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel, hoch genug, um zu zeigen, daß die See gar keine See ist, sondern eine braune Fläche, von der der nächtliche Rauhreif weggebrannt ist, so wie er jetzt auch von den Hügeln verschwindet, sich in Luft auflöst, die Kanten der Sonnenscheibe verwischt, bis nach wenigen Minuten keine Sonne mehr da ist, sondern nur ein matter Schein im Osten. Dann verschwinden die Schatten im Tal und geben die Trümmer frei: Es ist keine Zeltstadt, sondern das Wrack von Gamma und der ausgebrannte Leib von Delta. Alpha waren die Schubkräfte, Beta war das Gehirn, Gamma war ein Vogel, aber Delta, Delta – das war der Weg nach Hause!
Und von diesem Wrack führen die Fußabdrücke zu dem kranken Mann hin. Wessen Fußabdrücke? Er weiß, wessen Fußabdrücke es sind, ganz gleich, ob er es wissen möchte oder nicht. Er weiß, welcher Satellit eine solche Umlaufzeit wie diese hat. Er weiß, welche Welt eine solche Nacht hat und solch einen frostigen Schimmer. Er weiß diese Dinge, genausogut wie er weiß, daß atmosphärische Störungen, durch die Kopfhörer eines Empfängers vermittelt, sich wie das Rauschen der Meeresbrandung anhören.
Angenommen, du wärest dieses Kind oder vielmehr, dieser kranke Mann, denn beide sind ein und dieselbe Person; sicher könntest du dann verstehen, warum all diese Dinge, selbst jetzt, da du einen Schock hast, unter dem Sand begraben liegst, krank, von Strahlen zerstört, daß du in diesem Augenblick an die See denken möchtest. Denn kein Bauer, der den Ackerboden bestellt, kein Poet, der davon singt, kein Künstler, kein Ingenieur, selbst kein Kind, das bei der unbeschreiblichen Schönheit eines Blumenbeets in Tränen ausbricht – keines dieser Dinge ist so eng mit der Erde verbunden wie jene, die in ihren Meeren und Seen leben, atmen und dahingleiten. Deshalb mußt du an diese Dinge denken; mit ihnen mußt du leben, bis du nicht mehr so krank und besser für die Wahrheit gewappnet bist.
Die Wahrheit ist nämlich, daß der Satellit, der über dir seine Bahn zieht, Phobos ist, daß diese Fußabdrücke deine eigenen sind, daß es hier gar keine See
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