16 Science Fiction Stories
Er hielt einen Fotoapparat in den Händen, als hätte er gerade von mir und dem Schiff ein Bild gemacht. Unter den Arm hatte er einen großen Strauß roter Rosen geklemmt, deren Stiele in eine Zeitung gewickelt waren.
Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, aber ich wußte natürlich, wer er war. Ralph A. Henley, dem das große Sommerhaus drüben an der anderen Seite des Dorfes gehörte. Er war vor zwei Monaten eingezogen. Millionär, Junggeselle, Aristokrat, gebildet, überhaupt alles. Nur sah er sehr viel älter aus, als Gipsy ihn beschrieben hatte.
»Stimmt genau«, sagte ich und richtete mich auf, wobei ich mir mit der Hand glättend über das Haar strich. Ich wußte, daß ich seit sechs Wochen keinen Haarschnitt mehr gehabt hatte, und wünschte, ich hätte mich rasiert und einen Schlips umgebunden. »Entschuldigen Sie meine Aufmachung, ich bin gerade von einer langen, anstrengenden Reise zurückgekehrt und sehe wahrscheinlich etwas mitgenommen aus. Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Name ist Henley«, sagte er und ging auf den Rand des Pfuhls zu. »Ich bin ein Freund von Mrs. Brock. Wir sind während des ganzen letzten Sommers immer im gleichen Zug in die Stadt gefahren und haben uns dabei etwas näher kennengelernt. Ich fuhr gerade zufällig hier entlang und dachte mir, ich halte schnell an, um ihr ein paar von den neuen Rosen zu überreichen, die mein Gärtner gezüchtet hat. Ich dachte mir, ich nenne sie die Glorreiche Gipsy, mit ihrer Erlaubnis natürlich.«
»Sie wird sehr geschmeichelt sein«, sagte ich. »Sie hat schon von Ihnen gesprochen. Ihre Büros befinden sich im gleichen Gebäude im Rockefeller Center, wo sie ihren Zeitungsstand hat, glaube ich. Wie ich hörte, waren Sie so freundlich, sie ab und zu zum Essen einzuladen. Um ehrlich zu sein – ich glaube, daß Sie sie morgens immer an der Straßenecke vorn mit dem Wagen abholen, um sie zum Bahnhof zu bringen, und am Abend setzen Sie sie dort wieder ab. Das war sehr freundlich von Ihnen, und ich danke Ihnen dafür. Sie liebt ihren kleinen Job. Sie hat ihn kurz nach unserer Heirat angenommen, bis ich mein Buch beendet und mehr Zeit haben werde, mich ihr zu widmen. Dadurch hat sie etwas Abwechslung und Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen. Aber natürlich ist es auch ein wenig ermüdend.«
»Ich habe es vielmehr so verstanden, daß sie diese vorübergehende Tätigkeit nun schon seit zwölf Jahren oder mehr ausübt und daß es deshalb geschieht, um Sie zu unterhalten«, sagte er mit freundlichem Gesicht. »Ich kann mir vorstellen, daß sie das viel mehr ermüdet, als Sie zu denken scheinen. Aber vielleicht können wir uns später einmal über gewisse Dinge unterhalten. Ich werde ihr jetzt nur die Rosen überreichen und dann wieder gehen.«
»Geben Sie acht!« rief ich. »Das Zeug dort hat keinen Boden!«
Ich hatte nicht erwartet, daß er an Bord zu kommen versuchen würde, ohne eingeladen zu sein. Die Planke lag noch ein wenig schief. Er hatte sich gar nicht um sie gekümmert, sondern war mit einem schnellen Satz von dem Gras über den Pfuhl gesprungen, bevor ich ihn noch zurückhalten konnte. Er landete auf der Türschwelle und beugte den Kopf ein wenig, um einzutreten. »Willkommen an Bord der Rakete«, sagte ich ironisch. Ich war ein wenig entrüstet wegen seines sorglosen Sprunges.
»Rakete?« fragte er mit einem milden Lächeln.
»Raumschiff, um es technisch richtig auszudrücken«, erwiderte ich. »Eine Rakete ist es eigentlich nicht. Aber das ist heutzutage anscheinend das übliche Wort für jedes supraterrestrische Fahrzeug, ganz gleich, was für Antriebssysteme es besitzt, und auch ganz gleich, wie es geformt ist. Entschuldigen Sie, wenn die Kabine nicht sehr ordentlich aussieht. Ich bin es nicht gewohnt, Besucher zu empfangen.«
»Ich hatte ganz vergessen, daß Sie Raumfahrer sind«, sagte er. »Mrs. Brock hat mir davon erzählt. Jetzt erinnere ich mich.«
»Wenn Sie ein paar Sekunden Geduld gehabt hätten, dann hätte ich die Planke geradegerückt und Ihnen geholfen, an Bord zu kommen«, sagte ich. »Wissen Sie, was das schwarze Zeug ist, über das Sie hinweggesprungen sind?«
»Sieht wie ziemlich zäher Schlamm aus«, antwortete er spöttisch. »Bodenlos, sagten Sie?«
»Vielleicht ist es nur ein paar hundert Meter tief«, sagte ich. »Es läßt sich nicht direkt messen. Aber das ist immer noch tief genug, wenn Sie hineingefallen wären. Es ist das reinste Infinitum, mit einer Nullgravitation. Sie wären schneller als eine
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