16 Science Fiction Stories
Geschlechter nicht – nun, ein wenig labil?« fragte Sandoval.
Hurley blickte ihn an, sein Gesicht wirkte jetzt wieder härter. »Ein Raumschiff hat nur eine bestimmte Kapazität, und Ihre Leute nehmen davon ein ganz schönes Stück in Anspruch, wenn man die ganzen UN-Männer bedenkt. Die Männer der Besatzung wurden zum Teil deshalb für diese Fahrt ausgewählt, weil sie unverheiratet sind. Eine andere Wahl blieb uns nicht.«
Sandoval nickte mit einem Stirnrunzeln.
»Es ist nicht so schlimm, wie es Ihnen erscheinen mag, Mr. Sandoval. Die meiste Zeit über liegen wir in den Gefrierkisten, wenn ich Sie daran erinnern darf. Auch die Frauen nehmen daran teil, so daß sich bei der Rückkehr keine Altersunterschiede ergeben können. Ein wirkliches Problem besteht nicht – außer wir müßten über eine angemessene Zeit hinaus im aldebaranischen System bleiben. In diesem Fall unterstehe ich Ihrem Befehl.« Schaefer lächelte. »Das haben Sie ja ganz schön auf uns zurückgewälzt, Sir.«
»Aber so ist es nun einmal.«
Hurley erhob sich, um anzuzeigen, daß er das Gespräch zu beenden wünschte.
Schaefer hätte gern erfahren, warum der Verlangsamungseffekt der Zeit nicht auch für das Schiffsinnere zutraf, da sie sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegten. Irgendwo hatte er einmal eine Erklärung gelesen und wußte, daß es etwas mit der Art der Fahrt zu tun hatte, aber er schämte sich, nach näheren Einzelheiten zu fragen. Der Admiral schien sowieso nicht allzu viel von ihm zu halten.
Lees Gesicht war vom Sherry gerötet. »Süße Träume«, sagte sie zu Hurley, als sie den Raum verließ. Die Tür schloß sich hinter ihnen.
Schaefer und Sandoval nahmen Lee in die Mitte und gingen den Gang entlang. Es war fast, als drängten sie sich wärmesuchend aneinander; obgleich sich die Temperatur im Schiff nicht geändert hatte, schien ein kalter Wind durch die weißen Gänge zu fegen …
»Sie haben nichts zu befürchten.« Wann immer ihm das jemand sagte, wußte Schaefer, daß es Zeit war, sich Sorgen zu machen.
Um irgendwelche Szenen zu vermeiden, trennte man sie voneinander; Wenn ein Mann zusah, wie seine Frau vor seinen eigenen Augen starb, wenn sich ihr Atem verlangsamte, bis er ihn kaum noch wahrnehmen konnte, wenn sich der Frost auf den Haarspitzen zu bilden begann –
Es war besser, das nicht sehen zu müssen.
Sandoval kam als erster an die Reihe; vorher rauchte er noch eine Zigarette.
Dann folgte Lee. Sie lächelte Schaefer an, und er wurde sich dessen bewußt, daß er seine Frau nach zwanzigjähriger Ehe noch genauso liebte wie früher. Sie ließ sein Herz noch immer höher schlagen, erweckte in ihm immer noch den Wunsch, sie zu berühren, nur um sich zu vergewissern, daß sie da war. Es war nicht nur das Haar, die Augen oder ihr Körper. Es war die warme Gewißheit, daß sie ihn verstand, und ihr Glauben daran, daß er sie immer als das, was sie war, akzeptieren würde.
In einem Universum von Wundern war dies das größte.
Dann war er an der Reihe.
Sie führten ihn in einen kalten, kleinen Raum. Darin stand eine Art Operationstisch. Er zog sich aus und legte sich darauf. Die Oberfläche des Tisches war warm. Der Arzt schenkte ihm sein bestes Lächeln und überprüfte ein letztes Mal seine Aufzeichnungen.
»Bis dann also …«, sagte der Doktor. »Bis in fünf Jahren.«
Er zückte eine große Nadel. Einen Augenblick lang verspürte Schaefer einen stechenden Schmerz.
Als die Krankenhelfer ihn auf eine Bahre hoben, stellte er fest, daß sein Körper gefühllos war. Er versuchte, die Finger zu krümmen. Nichts geschah.
Eine Tür schwang auf.
Die Helfer verschlossen ihre Raumanzüge und trugen ihn hindurch.
Sie befanden sich in der Eiskiste. Es mußte sehr kalt sein, denn von den Anzügen der Männer stiegen Dunstwolken auf. Sein nackter Körper spürte nichts. Er vermochte nicht, den Kopf zu wenden, aber er sah genug. Er sah mehr, als er zu sehen wünschte.
Katakomben.
Glitzernde Wände, in die Schlafkammern eingehauen waren. Darinnen lagen Gestalten, steif und reglos. Er konnte nicht ihre Gesichter sehen, denn diese waren mit Masken und Röhren verdeckt.
Sie hoben ihn in seine Koje; er fühlte nichts. Er sah, wie sie zwei dünne, biegsame Schläuche in seine Nasenlöcher einführten. Dann kam die Maske. Er konnte nichts mehr sehen.
Dies ist wie der Tod selbst. Ich kann weder sehen, noch hören, noch riechen; ich kann nichts fühlen. Es gibt keine Panik, keine Furcht, keine
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