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16 Science Fiction Stories

16 Science Fiction Stories

Titel: 16 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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wäre. Ich hätte meine Augen schließen und mich an die Gesetze halten können. Ich hätte sie sterben lassen können, und niemand hätte diesen Verlauf der Dinge irgendwie in Frage gestellt.«
    »Das weiß ich, Ben«, sagte Schaefer.
    Der Wind erhob sich stärker, rüttelte an den Wänden. Die Luft roch nach Regen. Von Westen her kam gedämpftes Donnergrollen auf. »Das Gesetz sagt, daß der vierte Planet von Aldebaran für uns verbotene Zone ist.« Der alte Mann stieß die Worte voller Haß aus. »Es ist ein gutes Gesetz, das wissen wir alle. Diese Welt ist schutzlos, und die Leute haben ein Recht, allein gelassen zu werden. Und trotzdem mußte ich das Gesetz brechen, sonst wären Tausende von Menschen verhungert. Sie alle haben das gesehen, aber Sie haben nur das halbe Problem gesehen. Ich mußte das Gesetz brechen – und ich mußte es auf eine solche Art brechen, daß es nie wieder gebrochen werden könnte. Ich mußte absolut sichergehen, daß der einzige Präzedenzfall, den ich setzte, ein schlechter war. Es mußte etwas Schlimmes passieren. Andernfalls …«
    »Andernfalls wäre die Geschichte bekannt geworden«, beendete Schaefer den Satz für ihn. »Die Menschen würden auf das, was sie getan haben, schon beim nächstenmal zeigen, wenn sie über irgendwelche hilflosen Völker herfallen wollten. Sie hätten unsere Fahrt als eine Rechtfertigung für fast alles in der Zukunft nehmen können. Sie hätten sagen können, daß es einmal versucht worden war und daß niemand dabei gelitten hätte, so daß nichts dagegen spräche, vielleicht diese oder jene Mineralien zu gewinnen, mit Eingeborenen Handel zu treiben, nur eine ganz winzige Kolonie zu starten. Das wäre der Anfang vom Ende gewesen, für Millionen menschlicher Wesen. Ich weiß genau, warum Sie so gehandelt haben und nicht anders, Ben.«
    Moravia sprach weiter, als hätte er Schaefer überhaupt nicht gehört, ohne Ausdruck, als läse er eine Anklageschrift vor. »Ich habe Hurley als Befehlshaber des Schiffes ernannt, weil ich wußte, daß er die Fehler machen würde, die er dann auch begangen hat. Ich habe die Männer der Besatzung ausgesucht, weil ich wußte, daß sie so und nicht anders handeln würden. Ich habe Sie dorthin geschickt, obgleich ich wußte, daß Sie vielleicht nicht zurückkommen würden. Ich wollte einen Vorfall, und ich habe ihn erhalten. Auf diese Weise sind wir sicher, und das ist die Sache wert. Keine Regierung wird je über diese Reise sprechen, denn alle teilen gemeinsam die Verantwortung. Die UN wird nie etwas davon erwähnen. Hurley wird seinen Mund halten oder vor das Kriegsgericht gestellt werden. Das Gesetz ist gesichert, Ivan. Wir haben hundert Leben genommen und Tausende gerettet. Ich habe immer wieder versucht, mir einzureden, daß das ein gutes Verhältnis ist. Ich habe versucht …«
    »Wenn Sie gewußt hätten, wie viele getötet werden würden – wenn Sie sicher gewußt hätten, daß selbst nur ein Leben verloren wäre – hätten Sie dann weitergemacht?« Der alte Mann stand auf. »Das kann kein Mensch allein entscheiden. Wahrscheinlich bin ich ruiniert – meine Karriere, alles – und ich weiß nicht einmal, ob ich richtig oder falsch gehandelt habe. Ich weiß nicht, was für eine Bedeutung diese Worte noch haben. Ich versuchte mich zu töten, als ich hörte, was ich angerichtet hatte, und selbst das konnte ich nicht tun.«
    Lee trat neben ihn und berührte seinen Arm; sie sagte nichts.
    Moravia drehte sich um und blickte in Schaefers Augen. »Sie sind dort gewesen, Ivan. Sie haben alles gesehen. Was hätte ich tun sollen, Ivan? Sagen Sie es mir. Was hätte ich tun sollen?«
    Schaefer sah wieder das grüne Gras der Ebenen vor sich, die Bäume eines neuen Waldes, ein lebendes Land, wo vorher nur Tod geherrscht hatte. Und er sah den alten Priester Loquav und die Männer vom Schiff, die getötet worden waren, und einen dunklen Haufen von Körpern unter einer heißen, roten Sonne.
    »Das kann kein Mensch beantworten, Ben«, sagte er leise.
    Fast blind taumelte Moravia auf die Terrasse, wo ihm der kühle Wind in das Gesicht schlug. Schaefer trat neben ihn, er fühlte den Sturm kommen. Seite an Seite standen sie da, getrennt durch einen Abgrund, den keine Worte überbrücken konnten. Ein weißer Blitzstrahl zuckte aus den schwarzen Wolken. Die Welt hielt den Atem an, und dann krachte der Donner und rollte mit dem Wind davon. Wie gelbe Feuerfliegen blitzten in der Dunkelheit Lichter auf, und weit unter ihnen tanzten die

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