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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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keine gute Tänzerin. Sehen Sie, hätte sie zugeben müssen, ‹mein Vater war Textilkaufmann in Amiens›, dann hätte das nichts Romantisches gehabt! Also hat sie Dinge erfunden.»
    «Selbst in London», sagte das erste Mädchen, «machte sie Anspielungen auf einen schwerreichen Mann, der sie auf eine Kreuzfahrt um die ganze Welt mitnehmen wollte, weil sie ihn an seine Tochter erinnerte, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Quelle blague!»
    «Mir hat sie erzählt, sie wollte zu einem reichen Lord nach Schottland gehen», sagte das zweite Mädchen. «Sie hat gesagt, sie würde dort Hirsche schießen.»
    All das half nicht weiter. Daraus ging lediglich hervor, dass Anna Strawinska eine begnadete Lügnerin war. Sie schoss bestimmt keine Hirsche mit einem schottischen Peer, und es war ähnlich unwahrscheinlich, dass sie auf dem Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffes lag und um die Welt segelte. Andererseits gab es auch keinen stichhaltigen Grund, warum ihre Leiche in einem Sarkophag in Rutherford Hall gefunden worden sein sollte. Ihre Identifizierung durch die Tänzerinnen und Madame Joilet war äußerst fragwürdig und zweifelhaft. Die Leiche hatte Ähnlichkeiten mit Anna, da waren sich alle einig. Aber alles was recht war! So aufgedunsen – das hätte jede sein können!
    Fest stand nur, dass Anna Strawinska am 19. Dezember beschlossen hatte, nicht nach Frankreich zurückzukehren, und dass eine Frau, die ihr oberflächlich ähnlich sah, am 20. Dezember mit dem Zug um 16.33 nach Brackhampton gefahren und unterwegs erdrosselt worden war.
    Wenn die Frau im Sarkophag nicht Anna Strawinska war, wo war diese dann?
    Madame Joilets Antwort auf diese Frage war einfach und unvermeidlich.
    «Bei einem Mann!»
    Und wahrscheinlich war diese Antwort auch richtig, dachte Craddock und seufzte.
    Einer anderen Möglichkeit musste er noch nachgehen – diese ergab sich aus der Bemerkung, Anna habe beiläufig einen englischen Ehemann erwähnt.
    War dieser Ehemann Edmund Crackenthorpe gewesen?
    Nach den Beschreibungen Annas durch ihre Bekannten schien das unwahrscheinlich. Weit eher war davon auszugehen, dass Anna das Mädchen Martine einst gut genug gekannt hatte, um alle erforderlichen Einzelheiten zu wissen. Es konnte Anna gewesen sein, die Emma Crackenthorpe den Brief geschrieben hatte, und wenn dem so war, dann konnte ihr bei dem Gedanken an mögliche Nachforschungen mulmig geworden sein. Vielleicht hatte sie es daher auch für klüger gehalten, ihre Verbindungen zum Ballet Maritski zu lösen. Wieder stellte sich dann die Frage, wo sie jetzt war.
    Und wieder schien Madame Joilets Antwort unanfechtbar.
    Bei einem Mann…
     
    II
     
    Bevor Craddock aus Paris abreiste, erörterte er mit Dessin die Frage der Frau namens Martine. Dessin war wie sein englischer Kollege der Auffassung, die Angelegenheit weise vermutlich keine Berührungspunkte mit der Toten im Sarkophag auf. Auch er war jedoch der Ansicht, man müsse dieser Frage nachgehen.
    Er versicherte Craddock, die Sûreté werde alles tun, um etwa vorhandene Unterlagen einer Eheschließung zwischen Lieutenant Edmund Crackenthorpe vom 4. Southshire Regiment und einer Französin mit dem Vornamen Martine beizubringen. Zeitpunkt – unmittelbar vor dem Fall Dünkirchens.
    Er machte Craddock jedoch darauf aufmerksam, dass eine eindeutige Antwort kaum zu erwarten sei. Nicht nur war die betreffende Gegend Frankreichs damals unter deutsche Besatzung geraten, sondern hatte auch während der nachfolgenden Invasion schwerwiegende Kriegsschäden davongetragen. Zahllose Bauten und Archive waren zerstört worden.
    «Aber seien Sie versichert, lieber Kollege, dass wir alles tun werden, was in unserer Macht steht.»
    Damit verabschiedeten sich die beiden voneinander.
     
    III
     
    Craddock wurde bei seiner Rückkehr von Sergeant Wetherall erwartet, der mit einer Art finsteren Behagens berichtete:
    «Gästezimmer, Sir – das steckt hinter der Adresse 126 Elvers Crescent. Die Pension hat einen ganz guten Ruf.»
    «Ergebnisse bei der Identifizierung?»
    «Nein, niemand hat auf der Fotografie eine Frau erkannt, die dort ihre Post hätte lagern lassen, aber das ist auch kein Wunder – es ist knapp einen Monat her, und dort gehen viele Menschen ein und aus. Die Pension wird hauptsächlich von Studenten bewohnt.»
    «Sie könnte unter anderem Namen abgestiegen sein.»
    «Aber niemand hat die Frau auf der Fotografie erkannt.»
    Er fügte hinzu:
    «Wir haben den Hotels ein Rundschreiben

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