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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geschickt – nirgends hat sich eine Martine Crackenthorpe eingeschrieben. Nach Ihrem Anruf aus Paris sind wir dem Namen Anna Strawinska nachgegangen. Sie hat wie auch andere Ensemblemitglieder ein Zimmer in einem billigen Hotel in der Nähe von Brook Green gebucht. Da steigen viele Theaterleute ab. Dort ist sie nach der Vorstellung am Donnerstag, dem 19. Dezember, verschwunden. Keine weiteren Anhaltspunkte.»
    Craddock nickte. Er schlug eine neue Ermittlungsrichtung vor – versprach sich aber nicht viel davon.
    Nach einigem Nachdenken rief er die Kanzlei Wimborne, Henderson & Carstairs an und bat um einen Termin mit Mr. Wimborne.
    Zur vereinbarten Zeit wurde er in ein ungewöhnlich stickiges Zimmer geführt, wo Mr. Wimborne hinter einem großen, altmodischen Schreibtisch saß, der mit staubigen Papierstößen bedeckt war. Verschiedene Dokumentenkästen mit Aufschriften wie Sir John ffouldes, Nachlass, Lady Derrin, George Rowbottom, Esq. zierten die Wände; ob als Relikte einer versunkenen Epoche oder als Teil noch laufender Verfahren, konnte der Inspector nicht erkennen.
    Mr. Wimborne musterte seinen Besucher mit der höflichen Zurückhaltung, die jedem Familienanwalt der Polizei gegenüber eigen ist.
    «Was kann ich für Sie tun, Inspector?»
    «Dieser Brief…» Craddock schob Martines Brief über die Tischplatte. Mr. Wimborne berührte ihn angewidert, nahm ihn jedoch nicht in die Hand. Er verfärbte sich eine Spur und presste die Lippen aufeinander.
    «Ganz recht», sagte er, «ganz recht! Ich habe gestern Morgen einen Brief von Miss Emma Crackenthorpe erhalten, der mich über ihren Besuch bei Scotland Yard und all die – ähm – anderen Umstände in Kenntnis gesetzt hat. Es ist mir schleierhaft, absolut schleierhaft, warum man mich bei Eintreffen dieses Briefes nicht unverzüglich konsultiert hat! Äußerst ungewöhnlich! Man hätte mich sofort informieren müssen…»
    Inspector Craddock erging sich in all den begütigenden Plattitüden, die ihm Mr. Wimborne gewogen machen mussten.
    «Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass eine Heirat Edmunds je zur Debatte stand», sagte Mr. Wimborne gekränkt.
    Inspector Craddock sagte, er nehme an… in Kriegszeiten… dann verlor sich seine Stimme ins Ungefähre.
    «Kriegszeiten!», giftete Mr. Wimborne. «Wahrhaftig, wir befanden uns bei Kriegsausbruch in Lincoln’s Inn Fields, das Nachbarhaus bekam einen direkten Treffer ab, und Unmengen unserer Schriftstücke wurden zerstört. Die wichtigsten Urkunden natürlich nicht; die waren aus Sicherheitsgründen rechtzeitig aufs Land gebracht worden. Aber es stiftete doch große Verwirrung. Gewiss, die Angelegenheiten der Familie Crackenthorpe lagen damals noch in den Händen meines Vaters. Er ist vor sechs Jahren verstorben. Ich könnte mir denken, dass er über Edmunds angebliche Heirat unterrichtet war, aber allem Anschein nach ist diese Heirat geplant, aber nie vollzogen worden, und deswegen maß mein Vater der Geschichte wohl auch keine weitere Bedeutung bei. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass an der Geschichte etwas faul ist. Da meldet sich jemand nach all den Jahren und beruft sich auf eine Heirat und einen ehelichen Sohn. Wirklich sehr faul. Ich wüsste gern, ob sie das beweisen kann.»
    «Nur nebenbei gefragt», sagte Craddock, «in welcher Lage befände sie – beziehungsweise ihr Sohn – sich denn?»
    «Ich nehme an, sie wollte erreichen, dass die Crackenthorpes für ihren Unterhalt und den ihres Sohnes aufkommen.»
    «Gewiss, aber ich meinte, worauf hätten sie und ihr Sohn juristisch denn Anspruch – falls sie ihre Behauptung untermauern könnte?»
    «Ah, verstehe.» Mr. Wimborne setzte die zuvor irritiert abgenommene Brille wieder auf und starrte Inspector Craddock mit listiger Konzentration an. «Also, im Moment auf gar nichts. Aber wenn sie beweisen könnte, dass der Junge der ehelich empfangene Sohn von Edmund Crackenthorpe ist, dann hätte der Junge nach dem Tod von Luther Crackenthorpe Anspruch auf seinen Anteil am Treuhandvermögen von Josiah Crackenthorpe. Darüber hinaus würde er als erster Sohn des ältesten Sohns Rutherford Hall erben.»
    «Ist das Haus ein wünschenswertes Erbe?»
    «Um dort zu wohnen? Nein, wenn Sie mich fragen. Aber das Grundstück ist von beträchtlichem Wert, mein lieber Inspector. Ganz beträchtlich. Man könnte es industriell nutzen, aber auch Wohnungen draufstellen. Das Land liegt heute im Herzen von Brackhampton. O ja, das wäre ein äußerst

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