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160 - Der untote Kreuzritter

160 - Der untote Kreuzritter

Titel: 160 - Der untote Kreuzritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Vetters!
    Heinrich stürmte brüllend ins Zimmer. Das Schwert umklammerte er mit beiden Händen.
    Osmund hob den Kopf, und seine Augen wurden groß. Da war Heinrich auch schon heran. Das Schwert sauste nieder. Runhild, die vor Entsetzen den Mund aufgerissen hatte, brachte keinen Laut hervor.
    Heinrich packte seinen toten Vetter und schleuderte ihn durch das Zimmer.
    „Aufstehen!" befahl er mit krächzender Stimme.
    Die junge Frau konnte sich vor Grauen und Entsetzen nicht bewegen. Sie hatte geglaubt, daß Heinrich tot war, doch jetzt stand er vor ihr. Er wirkte zwar stark verändert, aber er war es, da gab es keinen Zweifel.
    „Aufstehen!" sagte er nochmals.
    Endlich bekam Runhild Gewalt über ihre Glieder.
    „Töte mich nicht!" kreischte sie und stand auf. Schwankend blieb sie stehen.
    „So hast du also deinen Schwur gehalten", sagte Heinrich.
    „Ich dachte, daß du tot bist", wimmerte sie.
    „Nie werde ich einen anderen Mann ansehen. Das hast du doch zu mir gesagt?"
    „Du mußt mich verstehen, Heinrich", sagte Runhild flehend, die am ganzen Leib zitterte. „Osmund ließ mir keine Ruhe. Er bedrängte mich ständig, und dann gab ich seinem Verlangen nach."
    „Du lügst, elende Dirne."
    „Nein, du mußt mir glauben, Heinrich. Ich habe nur dich geliebt. Alles habe ich nur für dich getan. Den Schatz habe ich gefunden. Die Burg ist schuldenfrei. Warte! Ich führe dich hin. Glaubst du mir, Heinrich?"
    Der Untote antwortete nicht.
    „Alles wird wieder so, wie es früher gewesen ist, Heinrich. Ich bin ja so froh, daß du…"
    „Schweig!" donnerte Heinrich und hob das Schwert. „Ich glaube dir nicht, Runhild. Du bist verlogen. Führe mich zum Schatz!"
    Sie griff nach ihrem Kleid. Ihr Gesicht war kreideweiß, und ihre Hände zitterten.
    „Du brauchst dich nicht anzukleiden. Geh!"
    Rasch lief Runhild zur Tür, öffnete sie und trat in den Gang hinaus. In der Burg war es ruhig. Runhild griff nach einer Fackel und lief die Stufen hoch, die zum Turm führten. Sie öffnete die Geheimtür und sprang die Stufen hinunter.
    Noch immer hatte sie sich nicht gefangen. Mein Leben ist sinnlos geworden dachte sie. Langsam wurde ihr bewußt, daß Heinrich ihren geliebten Osmund kaltblütig ermordet hatte.
    „Da ist der Schatz", sagte sie und zeigte auf die Truhe.
    „Ich werde dir treu sein",
spottete Heinrich.
Niemals werde ich einen anderen Mann ansehen. Ich schwöre es dir.
Erinnerst du dich an diese Worte, Runhild?"
    „Ich erinnere mich daran", antwortete sie gefaßt.
    „Ich hatte dir geglaubt. Doch du hast mich betrogen. Kaum war ich für dich tot, hast du dir einen Ersatz gesucht. Knie nieder!"
    „Nein, ich will nicht sterben!" brüllte Runhild. „Denk an unseren Sohn Guntmar. Er braucht dich und mich!"
    Sie versuchte auf die Treppe zu gelangen, doch er Untote versperrte ihr den Weg. Langsam schritt er auf sie zu. Das Schwert hielt er in der rechten Hand.
    „Knie nieder!"
    Angstvoll wich sie zurück, dann schleuderte sie ihm die Fackel ins Gesicht und versuchte an ihm vorbeizulaufen, doch seine linke Hand verkrallte sich in ihrem langen Haar. Er riß sie an sich und drückte sie auf die Knie.
    „Stirb, betrügerisches Weib", zischte er, als er sie tötete.
    Lange stand Heinrich vor Runhilds Leichnam.
    Ihm fielen die Worte des Zauberers ein, daß er niemals Ruhe finden würde.
    Stunden später schleppte er seinen toten Vetter in das unterirdische Gewölbe, und am nächsten Tag begrub er die beiden unweit der Truhe.
    Sein Reich waren die Geheimgänge und unterirdischen Gewölbe und Räume. Hier schlief er tagsüber seinen unmenschlichen Schlaf. Erst wenn die Sonne untergegangen war, erwachte er zu unwirklichem Leben. Dann geisterte er durch die Burg und lauschte an den versteckten Türen. Niemand konnte sich das rätselhafte Verschwinden Runhilds und Osmunds erklären.
    Ein paar Tage später erschien Baphomet in der Burg und verhöhnte ihn. Er konnte nicht sterben, sosehr er es sich auch wünschte; er mußte den Befehlen des Zauberers gehorchen, und einer der Befehle lautete, daß er sich nicht selbst zerstören durfte.

    „Das war es", sagte Virgil und legte das Manuskript zur Seite.
    „Eine merkwürdige Story", stellte Abi fest. „Skarabäus Toth nannte sich im Mittelalter Baphomet. Rebecca ist Toths Erbin. Glaubst du, daß dieser untote Kreuzritter noch in der Burg spukt, Dorian?" Darüber hatte ich bereits in den vergangenen Minuten nachgedacht. Diese Geschichte war völlig verschieden von jener, die Nadja

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