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160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Selbstmörder hielt. Das Licht des Zugs bestrahlte die Gestalt grell.
    Sieht ziemlich blaß aus, der Bursche! dachte Arthur Mann. Totenblaß !
    Er spürte, wie seine Knie zitterten, öffnete die schmale Tür und kletterte zum Gleiskörper hinunter.
    Fahrgäste streckten ihre Köpfe aus den Fenstern und wollten den Grund für die Notbremsung erfahren, doch Arthur Mann kümmerte sich nicht um sie.
    »Was ist denn dort vorn los?« rief einer. »Ich habe mir beinahe die Zähne eingeschlagen.«
    »Der Zugführer hat ein heimliches Rendezvous mitten im Tunnel«, gab ein anderer Fahrgast zurück.
    Arthur Mann beugte sich über den Leblosen, und einen Moment später wurde er so blaß wie dieser, denn nun stand für ihn fest, daß auf den Schienen kein verhinderter Selbstmörder, sondern ein bereits Toter lag.
    Es widerstrebte ihm, die Leiche anzufassen, aber es mußte sein. Er durchsuchte den Toten, aus dessen Papieren hervorging, daß er Jerry Howard hieß.
    Unschwer erkennbare Würgespuren am Hals verrieten, auf welche Weise der grauhaarige Mann ums Leben gekommen war.
    Der Zugführer begriff, daß ein Mordopfer vor ihm lag.
    ***
    Ich bat Vicky Bonney um Shelley Robinsons neue Adresse. Meine Freundin schrieb sie mir auf und die Telefonnummer darunter. Sie bot mir an, uns den Weg zu zeigen, doch ich erwiderte: »Nicht nötig, das finde ich auch ohne Hilfe.«
    »Und dabei ist er nicht einmal ein gebürtiger Londoner«, stänkerte Mr. Silver grinsend, »sondern ein Sohn aus der Provinz.«
    »Dein Glück, daß du nicht Bauer gesagt hast«, brummte ich.
    »Würde ich mir nie erlauben«, bemerkte Mr. Silver mit erhobenen Händen, als würde er sich ergeben.
    »Bist du bereit, Boram?« fragte ich. »Ja, Tony, wir können gehen.«
    »Ich postiere ihn vor Shelleys Apartment und komme danach wieder heim«, sagte ich zu meiner Freundin.
    Kurz darauf waren der Nessel-Vampir und ich zu Shelley Robinson unterwegs.
    »Du verhältst dich völlig unauffällig!« schärfte ich dem weißen Vampir ein. »Hältst die Augen offen und bürgst mir für Shelleys Sicherheit.«
    »Dü kannst dich auf mich verlassen«, versicherte mir die hellgraue Dampfgestalt.
    »Sollten dir diese Hexen über den Weg laufen…«
    »Schlage ich entweder Alarm, oder ich vernichte sie unverzüglich, das hängt von der jeweiligen Situation ab«, fiel mir der Nessel-Vampir ins Wort. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Tony. Das Mädchen ist bei mir bestens aufgehoben. Ich werde ihr unsichtbarer, aber allgegenwärtiger Schutzengel sein.«
    »Aber riskiere nicht zuviel!« warnte ich den weißen Vampir. »Ich möchte dich nicht noch mal verlieren. Als du Rufus in die Feuerfalle gingst, war das ein schlimmer Schock für uns. So etwas darf sich nicht wiederholen.«
    Wir erreichten Bloomsburry in einer guten Zeit, weil wenig Verkehr war. Ich fand die Adresse auf Anhieb. Als wir aus dem Rover stiegen, stemmte sich eine Sturmbö, die viel Staub aus der Gosse hochgewirbelt hatte, gegen uns. Boram hielt ihr mühelos stand. Obwohl er aus Nesseldampf bestand, schaffte es der Sturm nicht, seine Gestalt auseinanderzureißen, fortzutragen und aufzulösen. Magie hielt ihn zusammen.
    Wir betraten das Haus, in dem Shelley Robinson wohnte.
    Genau wie Vicky Bonney war auch ich der Meinung, daß dieses Mädchen genug mitgemacht hatte. Es sollte reichen.
    Hin und wieder gibt es Menschen, die das Unglück förmlich anziehen. Shelley Robinson schien zu dieser bedauernswerten Minderheit zu gehören. Sie war in ein gefährliches Räderwerk geraten. Ein Zahn nach dem anderen hatte sie erfaßt und weiterbefördert. Wir mußten dieses schwarze Getriebe zum Stillstand bringen, damit es Shelley nicht zermalmte.
    Sie wohnte im ersten Stock, aus ihrem Apartment drang Musik. Ihr Vater war ein wohlhabender Mann gewesen. Shelley hatte alles geerbt. Finanziell brauchte sie sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen, aber wie war es sonst um ihre Zukunft bestellt?
    Ich wollte dafür sorgen, daß sie die besten Chancen hatte, gut über die Runden zu kommen.
    Ich läutete nicht an Shelleys Tür, hatte nicht die Absicht, mit ihr zu reden. Besser, sie wußte nicht, was wir befürchteten. Vielleicht unternahmen die Hexen nichts gegen sie, dann wäre es unvernünftig gewesen, ihr Angst zu machen.
    »Okay, Boram«, sagte ich und wies auf die Fußmatte. »Du bleibst hier und rührst dich nicht von der Stelle, machst dich unsichtbar und läßt niemanden zu Shelley. Wenn sie das Apartment verläßt, folgst du

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