160 - Die Mörderkette
flossen aus dem Boden und durch ihren Körper. Sie fühlte sich gemeinsam mit Nobitha unglaublich stark.
»Wir müssen zusammenbleiben«, sagte Yolanda beeindruckt. »Wir ergänzen einander vortrefflich, harmonieren wie zwei Hälften, die zu einem Ganzen gehören.«
»Wir werden uns nicht mehr trennen.«
»Auch ich werde von nun an Yotephat, dem Siebenfachen, dienen«, bemerkte Yolanda.
»Wir werden ihm den Weg auf diese Welt bereiten. Er wird uns dafür reich belohnen.«
Schwärze wallte aus dem Boden.
»Das ist es!« rief Nobitha triumphierend aus. »Das ist die Energie, die wir herbeizitiert haben. Sie befindet sich zwischen uns. Schnell, Schwester, laß sie uns formen!«
Nobitha streckte die Hände vor, hielt sie - mit den Handflächen nach unten -über dieses schwarze Etwas, das noch nichts Hechtes war, jedoch den wichtigen Kern schwarzen Lebens in sich trug. Auch Yolanda streckte ihre Hände vor. Sie griffen gemeinsam nach der Schwärze und modellierten sie mit feinfühligen Fingern. Nach wenigen Augenblicken schon bemerkte Nobitha: »Es ist vollbracht, Schwester. Es ist gelungen. Mach Licht, damit wir bewundern können, was wir geschaffen haben.«
Yolanda erhob sich, begab sich zum Lichtschalter und drückte darauf. Blendende Helligkeit erfüllte den Kaum. Yolanda drehte sich um. Auch Nobitha hatte sich erhoben. Stolz blickte die rothaarige Hexe auf das Tier, das sich nur einen Meter vor ihr befand.
Ein Vogel war es.
Eine Krähe.
Sie plusterte ihr bläulich schimmerndes Gefieder auf und stieß einen krächzenden Schrei aus, dann stieß sie sich vom Boden ab, schlug mit den Flügeln und flatterte hoch.
»Was sagst du dazu, Yolanda?« fragte Nobitha überwältigt.
Die dunkelhaarige Hexe schmunzelte. »Ich muß gestehen, ich bin von dem Ergebnis unserer vereinten Kräfte beeindruckt.«
Nobitha zeigte auf einen Tisch und befahl der Krähe, sich dorthin zu setzen. Der Vogel gehorchte sofort. Er unterschied sich nur unwesentlich von normalen Krähen, war etwas größer und kräftiger - und seine Augen waren nicht schwarz, sondern die rote Glut der Hölle befand sich in ihnen.
Sowohl Nobitha als auch Yolanda würden mit der Krähe selbst auf große Entfernungen in Verbindung bleiben. Dadurch konnten sie den Vogel dirigieren. Wo immer er sich befand, sie würden ihn lenken können. Jeden ihrer Befehle würde er empfangen und unverzüglich ausführen.
Doch nicht nur das…
»Wenn wir uns auf ihn konzentrieren«, sagte Nobitha, »können wir mit ihm und durch ihn sehen. Er ist unser fliegendes Auge. Versuchen wir es einmal?«
Yolanda war von diesem Vorschlag begeistert und nickte erwartungsvoll.
»Öffne das Fenster«, verlangte Nobitha.
Yolanda gehorchte sogleich, und Nobitha schickte die Krähe hinaus. Der Vogel sollte einen weiten Kreis ums Haus ziehen und danach zu ihnen zurückkehren. Die Krähe startete, und Nobitha und Yolanda konzentrierten sich auf das Tier. Sie schufen damit so etwas wie einen magischen Bildschirm - jede für sich -, auf dem deutlich zu erkennen war, was die Krähe sah. Yolanda und Nobitha hatten den Eindruck mitzufliegen. Sie sahen alles aus der Vogelperspektive, umrundeten das Haus und »flogen« wenig später darauf zu.
Als die Krähe zum Fenster hereinkam, sahen sich die Hexen selbst.
Sie brachen den Kontakt mit der Krähe ab.
»Ich hätte nicht gedacht, daß wir dazu fähig wären«, bemerkte Yolanda beeindruckt.
»Dies ist ein guter Platz für magische Höchstleistungen«, erklärte Nobitha.
Yolanda nickte. »Deshalb gehe ich von hier auch nicht weg. Nicht einmal dann, wenn ›Giant City Project‹ sein Angebot verzehnfachen würde.«
***
Ich fühlte mich gut. Solange Boram auf dem Posten war, konnte Shelley Robinson nichts zustoßen. Ich brauchte an Shelleys Sicherheit keinen weiteren Gedanken zu verschwenden, konnte mich mit Mr. Silver auf die Suche nach Nobitha und deren Komplizin konzentrieren. Ich hoffte, daß der Ex-Dämon mit einer brauchbaren Idee aufzuwarten hatte, denn ich wußte nicht, wie wir die Hexen finden sollten. London war in solchen Fällen immer deprimierend groß. Hier jemanden aufzustöbern war manchmal ein Ding der Unmöglichkeit. Ich setzte auf Mr. Silvers Magie. Vielleicht schaffte er, was mir unmöglich war. Unter Umständen gelang es ihm, einen telepathischen Kontakt zu den Hexen herzustellen, über den er dann herausfand, wo sie sich aufhielten. Ab und zu gelang es Mr. Silver immer noch, mich zu verblüffen.
Ich verließ das Haus,
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