Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
in dem Shelley Robinson wohnte, und begab mich zu meinem Rover.
    Plötzlich setzte sich in meinem Nacken ein eigenartiges Gefühl fest.
    Gefahr!
    Mein sechster Sinn reagierte.
    Ich drehte mich um und erblickte in einer Entfernung von schätzungsweise 50 Yards eine merkwürdige Gestalt: einen Kerl, dessen Augen rot leuchteten, der eine schwarze Kapuze trug und von einem türkisblauen Gewand umhüllt war. Über seinen Schultern hing eine dickgliedrige Kette, und auf seiner Brust prangte ein riesiger Drudenfuß.
    War er meinetwegen hier?
    Oder wollte er zu Shelley Robinson?
    Meine Hand stieß ins Jackett, ich riß den Colt Diamondback aus der Schulterhalfter und kehrte um.
    Der Kapuzenmann zog sich zurück. Das mußte nicht Feigheit sein, konnte zu einer raffinierten Taktik gehören. Als der Maskierte um die Ecke verschwand, fing ich an zu laufen. Ich erreichte die Ecke und stellte fest, daß uns nur noch 30 Yards trennten. Der Unbekannte huschte in eine finstere Hofeinfahrt. Ich folgte ihm und hoffte, ihn zu stellen. Für mich stand fest, daß er zu Nobitha gehörte. War er von den Hexen hier zur Beobachtung abgestellt worden?
    Hatten sie vorhergesehen, was ich tun würde, wenn Vicky ihren Mordbefehl aus irgendeinem Grund nicht richtig ausführte?
    Ich schlich durch die Einfahrt, meine Nerven waren so straff wie Klaviersaiten gespannt. Dieser Kerl konnte mir viele Fragen beantworten. Er durfte mir nicht entwischen.
    Als ich mit schußbereiter Waffe den Hof betrat, schien sich der Maskierte über eine Backsteinmauer absetzen zu wollen. Er streckte sich soeben, griff mit beiden Händen nach der Mauerkrone. Ich eilte auf ihn zu, blieb drei Schritte von ihm entfernt stehen und schnarrte: »Halt!«
    Er erstarrte.
    »Okay, Freundchen, du läßt die Hände oben und drehst dich ganz langsam um. Ich halte einen Revolver in der Hand, der mit geweihten Silberkugeln geladen ist. Ich hoffe, wir verstehen uns!«
    Der Maskierte gehorchte zögernd.
    Mir kam vor, daß das Licht der Drudenfußlinien pulsierte, mal stärker, mal schwächer wurde. Sollte ich abdrücken müssen, so würde das Zentrum dieses magischen Zeichens das Ziel für meine Kugel sein, Irgend etwas irritierte mich, ich wußte im Moment jedoch nicht, was.
    »Was wollen Sie von mir? Ich habe nichts getan!« sagte der Mann.
    »Mir gefällt deine Aufmachung nicht. Du kannst mir nicht einreden, daß das der letzte Schrei in Sachen Mode ist.«
    »Ich gehöre einer religiösen Sekte an. Wir sind harmlos.«
    »Das bin ich auch, wenn man mich nicht für dumm verkauft. Warum bist du vor mir weggelaufen?«
    »Ich weiß nicht. Ich hielt Sie für gefährlich.«
    »Ich verstehe, du dachtest, ich wäre ein Straßenräuber. Schluß mit dem Theater. Wie heißt du?«
    »Mein Name ist Homer Sykes.«
    »Und du steckst mit Nobitha und deren Freundin unter einer Decke!«
    »Mit wem?«
    »Nimm die Kapuze ab! Ich will dein Gesicht sehen!« verlangte ich hart. »Niemand darf unser Gesicht sehen.«
    »Du wirst bei mir eine Ausnahme machen«, entgegnete ich rauh.
    »Ich habe ein Gelübte abgelegt.«
    »Du wirst es brechen müssen. Einmal ist keinmal. Also los, runter mit der Maske, Sykes!«
    Seine Hände senkten sich. Gleichzeitig vernahm ich hinter mir ein leises Klirren, und im selben Augenblick wußte ich, was mich vorhin irritiert hatte: die Kette hing nicht mehr über seinen Schultern!
    Als ich mich umdrehte, sah ich sie. Sie lag nicht auf dem Boden, sondern schwebte, ausgespannt, waagrecht in der Luft. Ich hatte mit solchen und ähnlichen Phänomenen immer wieder zu tun, deshalb war ich nicht verblüfft. Mit Magie konnten die meisten irdischen Gesetze auf den Kopf gestellt werden.
    Und hier war zweifelsohne Magie im Spiel.
    ***
    Nobitha streichelte die Höllenkrähe lächelnd. »Ich bin dafür, daß wir unser fliegendes Auge gleich einsetzen. Es kann nicht schaden, wenn wir über die Dinge, die weit von uns entfernt passieren, Bescheid wissen.«
    Yolanda betrachtete den Vogel so wohlgefällig, als hätten sie ein einmaliges Kunstwerk geschaffen.
    »Wir werden erfahren, ob Tony Ballard noch lebt, was Shelley Robinson treibt, wie es um die Manager von ›Giant City Project‹ steht«, sagte Nobitha. »Wenn wir wollen, haben wir auch jederzeit Kontrolle über Homer Sykes.«
    »Traust du ihm nicht?« fragte Yolanda. »Du hast ihm das Leben gerettet.«
    »Irgendwann wird seine Dankbarkeit erschöpft sein, und er wird eigene Wege gehen«, meinte Nobitha. »Wie heißt es doch so schön?

Weitere Kostenlose Bücher