Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Bremspedal und beförderte die Krähe, deren Augen glühten, mit einem Kopfstoß gegen die Windschutzscheibe.
    Der Rover blieb eine Handbreit vor dem Plakat eines Reisebüros stehen. Ich hatte einen flamingofarbenen Strand mit schattenspendenden Palmen, blauem Himmel und blauem Meer vor mir, und ein hübsches Bikinimädchen mit einer atemberaubenden Figur lächelte mich einladend an.
    VISIT THE BAHAMAS.
    Wenn es nach dem Höllenvogel ging, würde ich nirgendwo mehr hinkommen.
    Ich versuchte meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter zu kriegen, aber der Sicherheitsgurt behinderte mich, und die Krähe ließ nicht von mir ab.
    Immer wieder griff sie mich an. Da ich mich auf das Lenken des Fahrzeugs nicht mehr zu konzentrieren brauchte, konnte ich mich ganz dem Kampf mit der Krähe widmen. Hexen, Homer Sykes, Rufus und eine Höllenkrähe! Die schwarze Macht hatte ihr Füllhorn wieder einmal großzügig über mir ausgeschüttet.
    Ich versuchte den Vogel zu packen, erwischte einen Flügel, der zwischen meinen Fingern zuckte. Die Krähe wollte sich losreißen, doch ich hielt sie fest, drückte sie auf das Armaturenbrett und kam endlich an meinen Revolver.
    Als das Tier die Waffe sah, drehte es durch. Es hackte mit dem Schnabel nach meiner Hand. Um nicht verletzt zu werden, mußte ich loslassen. Die Krähe flitzte sogleich aus dem Fenster und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
    Schwer keuchend schob ich den Diamondback ins Leder und wischte mir mit einem Taschentuch Gesicht und Hals ab.
    Ein Mann kam auf meinen Wagen zu. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und fragte erbost: »Parken Sie immer so?«
    ***
    Tammy Duvall fühlte sich in ihrem Haus nicht mehr sicher. Kurzentschlossen packte sie das Nötigste in eine Reisetasche aus gelbem Schweinsleder und bestellte telefonisch ein Taxi. Vermummt, beinahe maskiert, mit großer Sonnenbrille und einem schwarzen Tuch über den weißblonden Haaren, verließ sie das Haus und sagte dem Fahrer, wohin er sie bringen solle.
    Man kannte sie in dem Hotel, das sie aufsuchte. »Giant City Project« brachte hier seine Geschäftsfreunde unter. Daß Tammy selbst einmal hier wohnen wollte, fand der Mann an der Rezeption zwar verwunderlich, aber er ließ es sich nicht anmerken.
    Tammy wollte eine bestimmte Suite haben. »Ist sie frei?« fragte sie.
    »Wie lange möchten Sie bleiben, Miß Duvall?« erkundigte sich der korrekt gekleidete Angestellte.
    »Vielleicht nur eine Nacht«, antwortete Tammy. »Ich weiß es noch nicht.«
    »Ein Gast aus Holland hat die Suite ab Sonntag gebucht.«
    »Bis dahin steht sie Ihnen sicher wieder zur Verfügung«, sagte Tammy, die sich nicht vorstellen konnte, daß das unheimliche Treiben so lange anhalten würde.
    Sie bestellte eine Flasche Pommery, und die köpfte sie dann allein in ihrer Suite, die so groß war, daß sogar ein Wintergarten mit Springbrunnen und exotischen Pflanzen darin Platz hatte.
    Tammy nahm die Flasche und das Glas mit auf den Balkon und schaute über das Lichtermeer der Großstadt, in die das Grauen Einzug gehalten hatte. Kaum zu glauben, dachte sie. Alles sieht so friedlich aus.
    Sie füllte ihr Glas und hob es. »Auf dich, London!« sagte sie, nun schon mit einer etwas schwer gewordenen Zunge.
    »Und auf das Leben! Möge es mir noch lange erhalten bleiben.«
    Sie leerte das Glas und fröstelte leicht. Besser, du kehrst in die Suite zurück, sonst erkältest du dich noch, sagte sie sich und wandte sich um.
    Vorsichtig setzte sie ihre Schritte und bemühte sich, kerzengerade zu gehen, nicht zu wanken. Sie glaubte, daß ihr das gelang, doch sie irrte sich.
    Nachdem sie die große Schiebetür aus Glas geschlossen hatte, schüttelte sie ihre Schuhe von den Füßen und begab sich ins Bad. Der Alkohol kam erst jetzt voll zur Wirkung. Sie hatte zu schnell getrunken. Mit umnebeltem Geist betrachtete sie sich im großen Spiegel und sagte: »Hier wird er dich nicht finden, hier bist du vor ihm sicher. Dies ist ein gutes Versteck.«
    Sie duschte, zuerst warm, dann eiskalt, klapperte mit den Zähnen und schlang das große Frotteetuch, das über einer Chromstange hing, um ihren schlanken Körper, der nixenhaft glänzte.
    Viele Gedanken purzelten durch ihren Kopf, ließen sich nicht festhalten. Da waren Namen: Homer Sykes, Nobitha, Yolanda… Und sie erinnerte sich an Joshua Mackendricks Anruf: »Wir haben angeblich Yolanda gereizt, und nun wird uns dafür die Rechnung präsentiert…«
    Sie kannte keine Yolanda.
    Aber eine Jessica Bruce,

Weitere Kostenlose Bücher