160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Ahnung, wie viel dieser Apotheker ihr zahlt.“
„Was kümmert es dich? Wenn sie dich verlässt, hast du deine Ruhe. Du kannst dir Zeit lassen, Nat zu finden.“
„Ich möchte einen Skandal vermeiden.“ Spencer leerte sein Glas und winkte einen der Diener herbei, um sich ein neues zu nehmen. „Es könnte passieren, dass ich morgen früh aufwache, und sie ist fort. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Klatschtanten.“
Blakely zog eine Augenbraue hoch. „Ich vermute, dass du dich gar nicht um den Skandal sorgst.“
„Aber natürlich!“ Natürlich nicht – und diese Erkenntnis verunsicherte Spencer zutiefst. Er wollte, dass Abby blieb. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, weil er sie brauchte. Spencer fluchte leise.
„Du musst dir keine Sorgen machen“, beruhigte ihn Blakely. „Abby würde dich nicht im Stich lassen, nur weil sie plötzlich etwas Geld in der Tasche hat. Und hast du ihr nicht zudem einen großen Betrag in Aussicht gestellt, wenn sie sich an eure Vereinbarung hält? Sie wäre dumm, wenn sie sich das entgehen ließe.“
Das stimmte allerdings. Andererseits hatte sie schon einmal damit gedroht, ihn zu verlassen, und es war ihm nur gelungen, sie zu halten, weil er unwissentlich bei ihr Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft geschürt hatte. Nach dem Zwischenfall in seinem Arbeitszimmer gab es jedoch nichts mehr, was sie noch bei ihm halten könnte.
Spencer sah, wie Abby ein Papier, das ihr die Marquise gegeben hatte, in ihren Handbeutel steckte. Wahrscheinlich noch mehr Geld, mit dem sie ihn verlassen konnte …
„Diese verdammte Lady Brumley“, murmelte er leise.
Blakely legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nimm dir das nicht so zu Herzen. Was wir beide jetzt brauchen, ist eine gute Flasche Brandy.“ Blakely winkte einen der Diener herbei. „Unsere Frauen werden wahrscheinlich noch eine ganze Weile beschäftigt sein – und statt auf sie zu warten, sollten wir die Zeit nutzen!“
19. KAPITEL
Vermeiden Sie Auseinandersetzungen mit Ihrem Dienstherrn, wenn er betrunken ist.
Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
Es dämmerte bereits, als die Gruppe der Frauen um Abby und Lady Brumley sich lichtete. „Puh“, sagte Abby leise zu Lady Brumley. „Es ist kaum zu glauben, welche Begeisterung ein Parfüm auszulösen vermag.“
„Habe ich Ihnen das nicht prophezeit?“
„Diesen Erfolg habe ich allein Ihnen zu verdanken“, erwiderte Abby.
„Unsinn. Der Duft spricht für sich. Aber die Vorstellung, dass ich ihm den Weg geebnet habe, gefällt mir natürlich …“
„Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe wirklich sehr dankbar“, entgegnete Abby „Sie ahnen gar nicht, was es mir bedeuten würde, wenn Heaven’s Scent sich gut verkaufen sollte.“ Sie würde sich keine Sorgen mehr darüber machen müssen, ob Nat jemals wieder auftauchte.
Lady Brumley winkte ab. „Sie können unbesorgt sein, meine Liebe. Das Parfüm wird ein Selbstläufer. Es kursieren schon die ersten Gerüchte, dass Ihr wunderbarer Duft es war, der einen reichen Mann wie Lord Ravenswood auf Ihre Spur lockte.“ Lady Brumley blickte an einigen Damen vorbei, die sich mit Lady Clara unterhielten. „Und da wir gerade von Ihrem Mann sprechen …“
Abby wandte sich um und sah einen wild entschlossenen Spencer auf sich zukommen. Captain Blakely folgte ihm mit hängenden Schultern dicht auf den Fersen.
„Er scheint verärgert zu sein“, meinte Lady Brumley. „Sie haben ihm doch von unserer kleinen Aktion erzählt, oder?“
„Natürlich.“ Abby setzte ihr verbindlichstes Lächeln auf. „Beachten Sie ihn gar nicht. Er war in den letzten Tagen so schlecht gelaunt, dass ich schon gar nicht mehr wusste, was ich mit ihm machen sollte.“
„Männer sind einfach gestrickte Wesen, meine Liebe. Wenn sie gutes Essen bekommen und ihren Spaß haben, sind sie zufrieden. Um Ersteres müssen Sie sich wahrscheinlich nicht den Kopf zerbrechen, weshalb Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Letzteres richten können. Gehen Sie mit ihm ins Bett! Das hat bislang noch jeden Mann wieder aufgeheitert.“
Abby war so schockiert von der Offenheit Lady Brumleys, dass ihr keine Antwort außer der Wahrheit einfiel – und die behielt sie einer Klatschkolumnistin gegenüber besser für sich.
Bevor ihr Schweigen auffiel, hatte Spencer sie auch schon erreicht. „Es ist spät, Abby. Wir gehen nach Hause.“
„Spät?“ Lady Brumley lächelte ihn süffisant an. „Aber mein guter Lord Ravenswood, es ist erst sieben Uhr!
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