160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
nicht so weit kommen zu lassen.“
Abby blickte angelegentlich auf ihre Hände. „Und deshalb hast du mich in dem Glauben gelassen, dass du mich für ein dummes Ding hieltest, das deinen Ansprüchen allenfalls mit ihrem Körper genügen kann?“
„Zum Teufel, nein!“ Er fasste Abby unters Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass du mir die Ausrede mit meiner Karriere glaubst. Wenn ich gewusst hätte, was du stattdessen denkst …“
„Hättest du mir dann die Wahrheit gesagt?“
Er ließ ihr Kinn los. „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Mir wurde erst heute klar, wie du meine abweisende Haltung ausgelegt hast.“
„Und weshalb hast du deine Ansicht über unsere gemeinsame Zukunft geändert?“
Ein brennendes Verlangen leuchtete in seinen grauen Augen auf. „Ich hatte erkannt, dass ich es nicht ertragen könnte, dich zu verlieren. Und ich hoffte, nachdem wir das Bett geteilt hätten, würdest du bei mir bleiben. Zumindest eine Weile. Es war falsch und eigennützig, aber ich bereue es nicht. Ich …“ Er senkte seine Stimme und flüsterte: „Mir hat noch nie ein Mensch so viel bedeutet wie du, Abby.“
Abbys Herz schlug schneller. Wie viel Überwindung musste dieses Eingeständnis einen Mann gekostet haben, der so stolz und scheinbar selbstgenügsam war wie Spencer? Aber von Liebe hatte er noch immer nicht geredet. Und was um alles in der Welt meinte er mit „zumindest für eine Weile“?
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst“, erwiderte sie. „Möchtest du, dass ich deine Frau bleibe?“
„Unter den gegebenen Umständen habe ich kaum das Recht, dich darum zu bitten. Aber ich wünsche es mir. Ich weiß jedoch auch, dass du Kinder möchtest – die ich dir nicht geben kann. Früher oder später wirst du deine Entscheidung bereuen, und ich will nicht, dass du … dass du dich in unserer Ehe gefangen fühlst. Wir können meinen ursprünglichen Plan, die Ehe aufzulösen, auch noch nach Monaten oder Jahren umsetzen. Du bist noch jung.“
Abby spürte Wut in sich aufsteigen und sah Spencer fassungslos an. „Was meinst du damit?“
„Wenn dich unsere kinderlose Ehe unglücklich macht, werden wir nach Amerika fahren, rechtliche Schritte einleiten und uns trennen.“
„Nachdem wir viele Jahre zusammengelebt haben?“
„Davon muss vor Gericht niemand erfahren. Wir könnten uns eine Erklärung zurechtlegen, weshalb wir erst vor kurzem davon erfahren haben …“
„Ich zweifle nicht daran, dass dieser Schritt durchführbar ist, Spencer, aber wie kommst du auf den Gedanken, dass ich dich verlassen möchte?“
Er lachte bitter. „Ich will dir nur eine Hintertür offen halten.“
„Ich brauche keine Hintertür! Ich glaube daran, dass eine Ehe dauern sollte, bis dass der Tod sie scheidet“, entgegnete Abby aufgebracht.
„Ich glaube dir ja“, versuchte Spencer sie zu beruhigen. „Aber das sagst du jetzt. Ich werde dir jedoch nie Kinder schenken können.“
„Ist es denn so wichtig, ob die Kinder die eigenen sind? Es gibt so viele Findelkinder …“
„Nein.“ Seine Stimme klang verärgert, und sie bemerkte den unerbittlichen Ausdruck in seinem Gesicht. „Ich nehme keine fremden Kinder an.“
Beunruhigt horchte Abby auf. „Warum nicht? Du glaubst doch hoffentlich nicht diesen Unsinn, dass die Herkunft eines Kindes seinen Charakter bestimmt! Wir könnten sicher auch eine Adlige finden, die einen Fehltritt …“
„Das ist keine Frage der Herkunft“, fiel Spencer ihr unwirsch ins Wort. „Zwischen einer Mutter und ihrem Kind gibt es eine Bindung, die zwischen einer Frau und einem angenommenen Kind niemals entstehen kann.“
Abby bemerkte, wie verbittert Spencer klang. „Eine Mutter“, wiederholte sie nachdenklich. Das war also der Grund dafür, dass er sich so heftig gegen eine Adoption wehrte.
„Sie scheint dich zutiefst verletzt zu haben.“
„Wer?“
„Deine Stiefmutter.“
Spencer fluchte leise, stand auf und zog sich seine Unterhose an. „Das hat nichts mit ihr zu tun.“
„Mir scheint, dass es ausschließlich mit ihr zu tun hat. Sie hat deinen Vater unter gewissen Bedingungen geheiratet und dann versucht, ihn umzustimmen. Sie hat dich zunächst bemuttert und dich dann verlassen.“
„Es war nicht ihre Schuld. Sie wollte nur, worauf jede Frau ein Anrecht hat. Und als ihr bewusst wurde, was sie aufgegeben hatte, bereute sie ihre Entscheidung.“
„Und du glaubst, dass es mir genauso gehen wird.“ Ihr Ärger
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