160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
– ausnutzt, um mich deinem Willen zu unterwerfen. Wenn ich mich entschlossen habe zu bleiben, werde ich wieder zu dir kommen. Aber vorher nicht.“
Er blickte ihr tief in die Augen. „Ich bin gespannt, wie lange du mir widerstehen kannst, wenn ich alles daransetze, dich zu verführen.“
„Wenn du auch nur versuchst, mich zu küssen“, begann sie und schaute ihn drohend an, „werde ich zu Clara ziehen, bis ich mich entschieden habe.“
„Gut. Keine Küsse. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass du deine Entscheidung hinauszögerst, wird nichts und niemand mich davon abhalten, meine ehelichen Ansprüche geltend zu machen.“
„Ich werde es dich in einigen Tagen wissen lassen“, versicherte sie ihm. Schweren Herzens öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer.
„Warte!“
„Ja?“
„Es tut mir Leid, dass ich dir nicht früher alles erzählt habe. Ich hätte nicht so egoistisch sein dürfen! Ich habe dir deine Unschuld und deine Aussichten auf eine respektable Heirat mit einem anderen Mann genommen, obwohl ich wusste, dass ich dir nicht alles würde bieten können, was du von einer Ehe erwartest.“
Abby lächelte ihn traurig an. „Als ich dir zum ersten Mal begegnet bin, wusste ich, dass es für mich nie einen anderen Mann geben würde. Du hast mich also schon ruiniert, bevor du mir meine Unschuld genommen hast. Aber ich bereue nichts. Und ich wünschte, du würdest es auch tun.“
. Ihre Worte hallten noch in seinen Ohren nach, als Abby schon längst sein Schlafzimmer verlassen hatte. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass sie es vielleicht nie wieder betreten würde.
Er hatte keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen sollte, wenn sie ihn für immer verlassen würde. Aber war er wirklich bereit, sich auf ihre Forderungen einzulassen?
Zum Teufel mit ihrer Sturheit und all dem Gerede von Wagnissen, die man eingehen musste! Was wusste sie denn überhaupt von Wagnissen?
Sie war um die halbe Welt gereist, weil sie seinem Bruder und einigen gefälschten Briefen geglaubt hatte. Sie hatte versucht, eine Person zu werden, von der sie annahm, dass sie seinen Vorstellungen entsprach. Und obwohl er ihr keinerlei Versprechungen gemacht hatte, hatte sie sich ihm hingegeben und damit ihre Aussichten auf eine respektable Heirat mit einem anderen Mann für immer ruiniert.
Spencer musste sich eingestehen, dass Abby wirklich kein Risiko scheute. Er lief zu seinem Bett zurück und betrachtete nachdenklich den Fleck, den ihr jungfräuliches Blut auf dem Bettüberwurf hinterlassen hatte.
Wenigstens hatte sie ihm versprochen, so lange zu bleiben, bis Nat gefunden worden war. Somit blieb ihm noch Zeit, sie davon zu überzeugen, wie wunderbar ihr gemeinsames Leben sein könnte. Und je mehr Zeit verging …
Ein leises Lächeln huschte über Spencers Gesicht. Er würde dafür sorgen, dass Abby ihn nicht so bald verließ.
22. KAPITEL
Manchmal sollten Diener nur zu sehen, aber nicht zu hören sein.
Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
Am frühen Montagabend, nur zwei Tage nachdem Abby und Spencer sich geliebt hatten, klopfte es an der Tür zu Abbys Schlafzimmer. Sie befand sich gerade in ihrem Ankleidezimmer und trocknete sich nach ihrem Bad ab.
„Mrs. Graham, könnten Sie bitte aufmachen?“ rief Abby. „Es wird Marguerite sein, die mein Kleid bringt.“
„Das wird aber auch Zeit“, ließ sich Mrs. Graham aus dem angrenzenden Raum vernehmen.
Abby hörte einzelne gedämpfte Gesprächsfetzen. Sie zog ihren Morgenmantel an und blickte neugierig in ihr Schlafzimmer. Aber dort war niemand. War Mrs. Graham gegangen, um nach dem Kleid zu sehen? Falls ja, so schien sie nachlässig zu werden – sie hatte die Tür offen gelassen.
Während Abby sich mit einem Handtuch ihr Haar trockenrieb, ging sie durch den Raum, um die Tür zu schließen, und blieb wie gebannt stehen, als sie durch den Spalt hindurch auf den Gang spähte.
Du lieber Himmel – Mr. McFee und Mrs. Graham in inniger Umarmung!
Nein, sie sollte ihr wirklich nicht nachspionieren … Aber war es nicht ihr Recht oder gar ihre Pflicht, sich für die Belange ihrer Dienerin zu interessieren und sich um ihr Wohlergehen zu kümmern? Wenngleich die Intensität von Mr. McFees Kuss vermuten ließ, dass er diese Verantwortung gern selbst übernehmen wollte.
Abby hielt den Atem an und konnte ihren Blick nicht von der Szene losreißen. Als Mr. McFee nach einer Weile seine Hand auf Mrs. Grahams fülliges Gesäß legte und es drückte, musste Abby sich
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