Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
auf die Zunge beißen, um nicht laut zu lachen.
    Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass die beiden einander küssten. Oder der sonst so zurückhaltende Butler kam ungewohnt forsch zur Sache.
    „Das reicht jetzt, Arthur“, hörte Abby Mrs. Graham flüstern. „Wir haben heute Abend noch genügend Zeit, ungestört zu sein.“
    Abby wich von der Tür zurück, als Mr. McFee antwortete: „Ich zähle die Stunden, meine Süße.“
    Eilends durchquerte sie das Zimmer und schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich vor das Kaminfeuer zu setzen. Mrs. Graham kam herein und blinzelte irritiert, als sie ihre Herrin mit Kamm und Bürste dort sitzen sah. „Oh, Sie sind schon fertig mit Ihrem Bad?“
    Abby musste sich ein Lächeln verkneifen. „Ja. Wo ist Marguerite?“
    „Sie war noch gar nicht hier.“ Mrs. Graham errötete leicht und wandte sich ab. „Einer der Diener kam, um Ihnen etwas von Seiner Lordschaft zu bringen.“ Mrs. Graham reichte Abby eine kleine samtene Schatulle.
    Jeder Gedanke an Mrs. Graham und Mr. McFee verflüchtigte sich, als Abby das Etui öffnete. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Oh mein Gott“, flüsterte sie und nahm eine Kette mit einem juwelenbesetzten Medaillon heraus.
    „Das ist reines Gold“, sagte Mrs. Graham ehrfurchtsvoll und deutete auf die Gravur. Sie nahm Abby das Medaillon ab und schaute es sich genau an. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier Smaragde sind. Seine Lordschaft hat mich heute Nachmittag gefragt, welches Kleid Sie am Abend tragen würden, und ich teilte ihm mit: ‚Das Grüne.’ Wahrscheinlich hat er deshalb Mr. McFee … äh, ich meine, den Diener den passenden Schmuck schicken lassen.“
    Abby zweifelte daran, dass das der einzige Grund war. „Spencer gehört zu den Männern, die sich anmaßen zu glauben, dass sie von jeder Frau bekommen können, was sie wollen.“ Sie gab Mrs. Graham ärgerlich die Schatulle zurück. „Ich weiß, warum er mir die Kette gegeben hat.“
    „Weil er Ihnen den Hof macht.“
    „Nein, weil er mich verführen will.“ Wütend begann sie ihr Haar zu kämmen. „Aus demselben Grund hat er gestern in der Kirche auch immer »zufällig* meine Hand berührt, wenn er mir ein Gesangsblatt gereicht hat. Oder er streifte, natürlich wieder rein zufällig, während der Kutschfahrt meinen Arm.“ Spencer hatte hingegen nicht einmal versucht, ihre Vereinbarung zu brechen und Abby zu küssen. Oh nein, seine Art der Verführung war viel raffinierter …
    Abby dachte beschämt daran, dass sie sich letzte Nacht im Bett ihre Brüste gestreichelt und sich dabei vorgestellt hatte, Spencers Hände auf sich zu spüren. Unwillig schüttelte sie den Kopf.
    „Er will Sie nicht nur verführen, meine Liebe. Diese Smaragde müssen ein Vermögen wert sein.“ Mrs. Graham nahm einen Zettel aus dem Kästchen und hielt ihn Abby hin. „Lesen Sie wenigstens, was er geschrieben hat.“
    Abby seufzte, nahm die Notiz entgegen und las laut vor: „Meiner wunderbaren Frau, damit sie auch in Zukunft nur in meinen Armen schwach wird. Die Kette gehörte meiner Mutter.“ Abbys Augen füllten sich mit Tränen. „Oh, dieser Mann ist so durchtrieben! Er wusste, dass ich ihm vorhalten würde, er wolle sich meine Zuneigung erkaufen, wenn er mir neuen Schmuck geschenkt hätte. Und deshalb gibt er mir nun eine Kette, die ein Erbstück seiner Mutter ist …“
    Ärgerlich wischte sie sich die Tränen weg. „Er will mich glauben machen, dass ich zur Familie gehöre. Wenngleich dem nicht so ist.“
    „Es könnte aber so sein.“ Andächtig legte Mrs. Graham das Medaillon wieder in die Schatulle. „Wenn Sie nur nicht so stur wären.“
    Abby verspürte kurz den Impuls, Mrs. Graham alles zu erzählen. Sie hatte ihr schon gesagt, dass Spencer sie gebeten hatte, als seine Frau bei ihm zu bleiben. Doch wenn sie ihr auch erklären wollte, warum sie zögerte, auf sein Angebot einzugehen, würde sie ihr die ganze Wahrheit anvertrauen müssen und damit Spencers Geheimnis verraten – und dazu hatte sie kein Recht. Vor allem nicht gegenüber ihrer Dienerin, die alles andere als die Verschwiegenheit in Person war.
    „Sie möchten ja nur selbst in England bleiben“, meinte Abby bitter, „damit Sie mit Ihrem Mr. McFee zusammen sein können.“
    Mrs. Graham starrte sie mit offenem Mund an. „Sie haben uns nachspioniert?“
    „Sie haben sich beide nicht wirklich um Diskretion bemüht.“
    Mrs. Graham verschränkte die Arme vor der Brust und bückte Abby herausfordernd an.

Weitere Kostenlose Bücher