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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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    Aber so etwas Unüberlegtes würde nicht einmal sie tun. Sie mochte von einer naiven Zuversicht sein, aber sie war nicht dumm.
    Zum Glück. Denn wenn sie seinem Vorschlag zustimmte, würden sie beide in den kommenden Wochen noch sehr viel Zeit miteinander verbringen – und dumme Menschen fand er unerträglich.
    Als Spencer in den Garten trat, konnte er sie zunächst nicht entdecken. Er schritt die Kieswege ab, schaute unter Bäumen und in kleinen Seitenpfaden nach, aber zu seiner Überraschung fand er Miss Mercer in dem Teil des Gartens, wo er sie am wenigsten vermutet hatte: im Küchengarten.
    Sie trug keine Haube, aber dafür immer noch die entsetzliche Trauerkleidung. Über ein Beet gebeugt, untersuchte sie methodisch einige Pflanzen und bog die Zweige vorsichtig mit der Hand auseinander. Die Sonne ließ ihr schwarzes Haar glänzen, und ihre Wangen schimmerten so seidig wie Rosenblätter.
    „Was zum Teufel tun Sie da?“ herrschte er sie an, verärgert über die Wirkung, die sie auf ihn ausübte.
    Als sie sich umdrehte und ihn erblickte, richtete sie sich auf, und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich suche Rosmarin.“
    „Wer ist Rosmarin?“
    Sie lachte leise. „Das ist eine Kräuterpflanze, Mylord. So wie Thymian und Salbei.“
    „Ah ja. Eine Pflanze. Und warum um alles in der Welt suchen Sie um diese Zeit eine Pflanze in meinem Garten?“
    Ihre Augen funkelten schelmisch. „Wo würden Sie denn eine Pflanze suchen? In Ihrem Arbeitszimmer? Oder im Speisesaal? Obwohl ich mir auch vorstellen …“
    „Miss Mercer“, sagte er streng, „Sie wissen genau, was ich meine.“
    Er bereute seine Worte sofort, als er sah, wie die Fröhlichkeit aus ihrem Gesicht wich. „Ja.“ Sie streifte Erde von ihren Handschuhen und schlug einen sachlichen Ton an. „Ich brauche Rosmarin für den Met. Mein Fläschchen ist verschwunden, nachdem Sie es gestern benutzt haben. Ich setze gerade eine neue Mischung an, und der Rosmarin ist frisch am besten. Deshalb beschloss ich, in Ihrem Küchengarten nachzuschauen.“
    „Warum haben Sie nicht einen der Diener gefragt?“
    „Ich war mir nicht sicher, ob Sie es wünschen, dass ich mit dem Personal spreche. Ich habe beschlossen, selbst nach Rosmarin zu suchen und niemanden damit zu behelligen.“
    Gegen seinen Willen musste er lächeln. „Wenn man bedenkt, dass die gesamte Dienerschaft gerade eine halbe Stunde nach Ihnen gesucht hat, wäre es einfacher gewesen, Sie hätten stattdessen gefragt.“
    „Weshalb haben sie mich gesucht?“
    „Weil ich mit Ihnen sprechen wollte.“ Er zeigte zum Gartenpfad. „Laufen wir ein Stück. Und nach unserer Unterredung werde ich den Koch anweisen, Ihnen so viel Rosmarin zu holen, wie Sie benötigen.“
    Sie zog ihre schmutzigen Handschuhe aus und steckte sie in eine der Taschen ihres Kleides. „Solange es Ihnen nichts ausmacht, dass ich frühstücke, während wir uns unterhalten.“
    „Frühstücken?“
    Sie holte eine Birne aus der anderen Tasche und schwenkte sie vor ihm hin und her. „Die habe ich aus dem Frühstückszimmer stibitzt. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
    „Natürlich nicht. Sie sind mein Gast, und der Gastgeber kommt in der Regel für die Verpflegung seiner Gäste auf.“
    Ihre natürliche Überschwänglichkeit war zurückgekehrt, und Abby lächelte ihn übermütig an. „Auch dann, wenn der Gast den Gastgeber in eine sehr heikle Lage bringt?“
    „Gerade dann. Satte Gäste sind leichter zu handhaben.“
    Sie biss in die Birne und lief ihm ein Stück voraus. „Haben Sie häufig Gäste, die versuchen, Ihnen Ärger zu machen?“
    Keine, die ich so einnehmend finde wie Sie, dachte er, als er sie einholte. Laut fügte er hinzu: „In letzter Zeit nicht. Und was unser beider Arger anbelangt …“
    „Bevor Sie weitersprechen, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich nicht vorhabe, wegen einer nicht existenten Ehe einen Rechtsstreit zu führen. Ich will von Ihnen nur das Geld zurückerstattet, das Ihr Bruder mir nahm.“ Sie blieb stehen, um eine Dolde von den Fliederbüschen, die den Weg säumten, zu pflücken, und steckte ihn in ihr Haar. „Sie müssen mir nicht sofort die gesamte Summe zurückzahlen. Wenn Sie mir einen Vorschuss geben, warte ich auf den Rest, bis Sie Ihren Bruder gefunden haben.“
    Ihr das Geld zu geben und sie dann verschwinden zu lassen, entsprach nicht seinen Vorstellungen. Aber er war trotzdem neugierig darauf, etwas über ihre Pläne zu erfahren. „Was wollen Sie mit

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