160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
genauso wirksam sein kann wie das Original. Sie werden sich fragen, warum Sie den Namen geändert haben. Sie könnten sogar vermuten – und das zu Recht –, dass Ihr Vater Ihre Unternehmungen nicht gutgeheißen hätte.“
Sie reckte ihr Kinn in die Höhe. „Dann werde ich ihnen beweisen, wie unbegründet ihre Bedenken sind. Ich wüsste nicht, warum mir das nicht gelingen sollte.“
Als sie sich etwas Birnensaft von ihren vollen Lippen wischte, begann das Blut in Spencers Schläfen … und tiefer … zu pulsieren.
Er verwünschte seine unkontrollierten Reaktionen. Es wurde Zeit, endlich zur Sache zu kommen, bevor er es sich anders überlegte. „Ich habe einen besseren Vorschlag.“ Er deutete auf eine Bank am Wegesrand. „Setzen wir uns einen Moment hin.“
Sie musterte ihn argwöhnisch, folgte aber seinem Vorschlag.
Er nahm neben ihr Platz. „Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen die doppelte Summe dessen, was Nat Ihnen gestohlen hat, zurückzahle?“
„Wieso sollten Sie das tun?“ Sie zog fragend eine ihrer wohlgeformten Augenbrauen in die Höhe. „Nur aus der Güte Ihres Herzens heraus?“
„Nein, ich fürchte nicht. Ich erwarte eine Gegenleistung.“ Als sie ihn entsetzt ansah, verstand er, was sie denken musste. Schnell fügte er hinzu: „Ich möchte, dass Sie als meine Frau hier in London bleiben. Zumindest für eine Weile.“
„Aber ich bin nicht Ihre Frau. Weder rechtlich noch in irgendeiner anderen Hinsicht. Die Papiere sind gefälscht …“
„Das weiß nur leider niemand. Verschiedene Leute, darunter eine sehr hartnäckige Dame, die eine Klatschkolumne für die Zeitung schreibt, haben bereits gehört, dass Sie, oder zumindest Ihre Dienerin, behauptet haben, dass Sie meine Frau wären. Dies rückgängig zu machen, würde bedeuten, entweder einen anderen Grund für Ihre Behauptung zu erfinden – und mir ist noch kein glaubhafter eingefallen – oder aber die Wahrheit zu sagen.“
„Dann sagen Sie doch die Wahrheit“, fuhr sie ihn an.
„Das kommt überhaupt nicht infrage. Es würde meinen Bruder in einen Skandal verwickeln, der nicht nur ihm, sondern auch der Familie seiner Verlobten schaden würde. Ganz zu schweigen von meinem eigenen Ruf. Das kann ich nicht riskieren. Die Annullierung der Ehe wäre zudem nur in Amerika möglich, und ich bin derzeit im Parlament unabkömmlich. Wir würden zahlreiche Anwälte aufsuchen müssen, was wiederum die Gefahr erhöht, dass etwas an die Öffentlichkeit gelangt und einen Skandal auslöst.“
„Für einen Mann, der normalerweise tut, was ihm gefällt, sind Sie ziemlich besorgt darüber, einen Skandal auszulösen“, entgegnete sie und ahmte seinen Akzent nach.
Er fand das jedoch gar nicht lustig. „Ich habe Ihnen erklärt, dass die Regierung in einer tiefen Krise steckt. Der Innenminister trat kürzlich zurück, weil seine Maßnahmen bei der Mehrheit des Parlaments auf heftigen Widerstand stießen.“ Maßnahmen, die auch Spencer abgelehnt hatte. „Der neue Innenminister hat zwar eine breite Mehrheit hinter sich, aber ein Skandal um seinen Staatssekretär könnte auch ihn zu Fall bringen. Und das kann ich nicht verantworten.“
Sie schaute ihn überrascht an. „Sie sind Ihrem Land so sehr verpflichtet, dass Sie lieber mit einer Frau verheiratet bleiben, die Sie gar nicht wollen?“
„Dieser Zustand wird nicht ewig dauern. Ich dachte an eine vorübergehende Scheinehe. Bis ich meinen Bruder gefunden habe, bleiben Sie hier als meine Frau. Danach können Sie sich bis zur Parlamentspause auf meinen Landsitz zurückziehen. Wenn ich dann Zeit habe, England zu verlassen, reisen wir nach Amerika. Offiziell, um die Angelegenheiten Ihres verstorbenen Vaters zu regeln, aber bei der Gelegenheit lassen wir auch die Ehe annullieren.“
„Aber wie wollen Sie erklären, dass Sie ohne Ihre Frau zurückkommen?“
„Ich werde erzählen, dass Sie so glücklich darüber waren, wieder in Ihrer Heimat zu sein, dass Sie beschlossen haben zu bleiben. Dass Eheleute sich entfremden, kommt häufiger vor, als Sie annehmen, und niemand wird Anstoß daran nehmen.“
„Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte sie spitz. „Nachdem Ihre Bekannten sich gefragt haben, warum Sie eine unbedeutende Amerikanerin geheiratet haben, werden sie nicht überrascht sein, dass Sie sie wieder loswerden wollten.“
„Das habe ich nicht damit gemeint.“
Ärger blitzte in ihren Augen auf. „Niemand würde daran zweifeln, wenn Sie erzählten, wie froh Sie sind, Ihre
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