160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
dem Geld machen?“
„Nun, was wohl? Ich werde den Met herstellen und verkaufen.“ Sie biss erneut mit solchem Appetit in die Birne, dass sein Herz bei dem bloßen Anblick schneller schlug. Abby strahlte eine solch furchtlose Zuversicht und Begeisterung aus, dass sie vor Lebensfreude zu leuchten schien.
Er zwang sich, ihren eigenwilligen Charme zu ignorieren. „Sie wollen also die Firma Ihres Vaters übernehmen.“
„Oh nein, das kann ich ja nicht.“ Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Auf dem Papier sind Sie immer noch mein Ehemann, und meine Hälfte des Unternehmens gehört Ihnen. Alle Dokumente sind auf Ihren Namen ausgestellt.“
„Welche Dokumente?“
„Die Unternehmenspapiere, die Nathaniel in seinem Besitz hat. Er hat sie an sich genommen, damit Sie sie durchsehen können.“
„Nat hat auch wirklich an alles gedacht.“
„Es sieht ganz so aus. Lügen scheint nicht das einzige Talent zu sein, das in der Familie liegt.“
„Was soll denn das heißen?“ fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Sie denken doch nicht etwa, dass ich etwas mit diesem … diesem Betrug zu tun habe?“
Sie seufzte. „Das nehme ich nicht an. Aber sie profitieren beide davon. Er bekam meine Mitgift, und Sie besitzen jetzt die Hälfte des Unternehmens – und Ihr Bruder die andere.“
„Ich versichere Ihnen, dass ich kein Interesse an der Firma Ihres Vaters habe. Ich werde Ihnen meinen Anteil anstandslos überschreiben, sobald ich die Papiere in die Finger bekomme.“
Eine ihrer dunklen Augenbrauen hob sich leicht. „Und wann wird das sein?“
„Das weiß ich nicht.“ Er betrachtete die Rosensträucher, die entlang der Gartenmauer wuchsen und kurz vor der Blüte standen. Wie traurig sie doch wirkten im Vergleich zur „Wildrose“! „Ich habe zwei meiner besten Ermittler ausgesandt, um nach Nat zu suchen. Aber was sie bislang herausgefunden haben, war wenig hilfreich. Ich weiß nicht mehr, als dass Nat einen Spähposten zum Hafen geschickt hat.“ Spencer ging weiter. „Sie haben den Burschen befragt, aber er ist nur dafür bezahlt worden, nach Ihrem Schiff Ausschau zu halten und Nat dann eine Nachricht zu schicken. Wohin Nat verschwunden sein könnte, wusste er auch nicht.“
Trotz seiner längeren Schritte, konnte Abby mühelos mit Spencer mithalten. „Sie glauben aber nicht, dass ihm irgendetwas zugestoßen sein könnte?“
Es beeindruckte Spencer, dass sie sich nach allem, was Nat ihr angetan hatte, noch Sorgen um seinen Bruder machte. „Nein. Es sieht immer mehr danach aus, dass er die Stadt mit Ihrer Mitgift und allen dazugehörigen Papieren verlassen hat. Scheinbar war er es leid, nur sein eigenes Geld zu verprassen, und macht jetzt mit Ihrem weiter.“
Als sie wie angewurzelt stehen blieb, drehte er sich zu ihr um. Sie war aschfahl geworden.
Er musterte sie besorgt. „Sie werden doch nicht wieder in Ohnmacht fallen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich … nein, natürlich nicht. Ich habe Ihnen gesagt, dass mir das nur wegen des engen Korsetts passiert ist.“
„Ja, richtig“, murmelte er, wich aber trotzdem nicht von ihrer Seite. „Meine Leute werden Nat finden, das verspreche ich Ihnen. Aber es könnte ein Weilchen dauern.“
„Zeit genug, mein gesamtes Vermögen durchzubringen.“ Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. „Sie können nicht von mir erwarten, dass ich hier mittellos ausharre, bis Sie ihn gefunden haben.“
„Sie können Ihr Unternehmen nicht zurückbekommen, bevor wir ihn gefunden haben.“
„Es geht auch ohne das Unternehmen“, entgegnete sie. „Strecken Sie mir eine Summe vor, mit der ich meine Rückfahrt nach Amerika, eine einfache Unterkunft und einige Vorräte finanzieren kann. Dann stelle ich den Met unter meinem Namen her. Ich werde ihn … Miss Mercers medizinisches Met nennen.“
„Ein Unternehmen besteht nicht nur aus der Herstellung des Produkts.“
„Ich bin nicht dumm, Mylord. Mir ist klar, dass es nicht einfach wird. Aber ich kannte viele von Papas Kunden und alle seine Lieferanten. Es mag eine Weile dauern, bis das Geschäft wieder läuft, aber ich bin mir sicher, dass ich es schaffe.“ Mit einer trotzigen Geste biss sie erneut von ihrer Birne ab.
„Sogar für einen Mann ist es nicht leicht, ein Unternehmen zu führen. Für eine Frau ist es noch viel schwieriger. Was macht Sie so sicher, dass die Geschäftspartner Ihres Vaters mit Ihnen verhandeln werden? Sie könnten zu dem Schluss kommen, dass Miss Mercers medizinisches Met unmöglich
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