Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
war der wahre Lord Ravenswood: der vertraute Freund, der sie gerade geküsst hatte, oder der hochmütige Fremde, der ihr jetzt gegenüberstand?
    Aber beide Möglichkeiten würden die Scheinehe erschweren. Denn wenn sie soeben einen Vorgeschmack auf den wahren Mann bekommen hatte, dann hatte sie wahrlich ein Problem …
    Aber für einen Rückzieher war es nun zu spät. Sie hatte ihre Forderung gestellt, er war ihr nachgekommen, und nun musste Abby sich an ihren Teil der Abmachung halten.
    „Setz dich, Abby“, forderte er sie auf. „Wir haben einiges zu besprechen.“
    Trotz allem durchfuhr sie eine freudige Erregung. Selbst in Amerika hatte er sie nie bei ihrem Vornamen genannt. Auch wenn sie wusste, dass er es nur tat, um ihre Vereinbarung glaubwürdiger zu machen, so klang es doch wunderbar vertraut aus seinem Mund, und sie musste wieder an den Kuss denken, den sie gerade gemeinsam genossen hatten. Sie spürte immer noch, wie ihre Knie zitterten, und dankbar ließ sie sich auf die Bank sinken.
    „Du wirst neue Kleider brauchen“, sagte er. „In verschiedenen Farben und aus unterschiedlichen Stoffen, außerdem …“
    „Entschuldigen Sie, aber wäre es nicht angemessen, wenn ich weiter Trauer tragen würde?“
    Er musterte ihr Kleid so genau, dass sie unter seinem kritischen Blick unruhig zu werden begann. „Schwarzer Rippentaft erscheint mir nicht einmal für meine vorgebliche Frau die angemessene Garderobe.“
    „Glauben Sie. nicht, dass die Leute mich für eine schlechte Tochter halten werden, wenn ich meine Trauerkleidung so schnell ablege?“
    „Nicht, wenn es niemand weiß. Über deinen Vater wird nicht mehr bekannt werden, als ich zu verbreiten gedenke. Und wie kürzlich er verstorben ist, muss niemand erfahren.“ Er lächelte. „Aber wenn du darauf bestehst …“
    „Nein.“ Als sie erkannte, wie herzlos das klingen musste, fügte sie hinzu: „Mamas Verwandte waren der Ansicht, dass man um seine Angehörigen nur zehn Tage trauern solle. Danach feiert man ein Fest und lässt die Verstorbenen ziehen. Selbst beim Tod ihres eigenen Vaters hat meine Mutter nach diesem Ritual um ihn getrauert. Sie sagte immer, dass man den Toten die beste Ehre erweist, wenn man sich wieder am Leben erfreut.“
    „Sie muss eine sehr kluge Frau gewesen sein.“
    Abby lächelte. „Das war sie. Und da wir von meiner Mutter sprechen, Mylord …“
    „Du sollst mich nicht ‚Mylord’ nennen, Abby. Du bist jetzt meine Frau, und nicht meine Dienerin.“
    Es überraschte sie, dass Seine Lordschaft nicht länger auf den Standesunterschieden bestand. „Aber wie soll ich Sie dann nennen?“
    „Normalerweise würdest du mich Ravenswood nennen. Aber da es uns ohnehin schwer fallen wird, die Welt davon zu überzeugen, dass wir tatsächlich verheiratet sind, ist es vielleicht besser, wenn du vertraulicher bist und mich auch mit meinem Vornamen ansprichst. Spencer.“
    „Also gut. Spencer.“
    Für einen Moment glimmte die Leidenschaft in seinem Gesicht wieder auf. „Du wolltest von deiner Mutter erzählen …“
    „Wie wirst du meinen familiären Hintergrund erklären?“
    „Ganz wie du möchtest.“
    „Ich wünschte, du würdest einfach die Wahrheit sagen – aber das ist vielleicht nicht ratsam …“
    „Die Wahrheit ist immer vorzuziehen, meine Liebe. Es ist nur nicht immer weise, die Wahrheit zu sagen. Aber in diesem Fall wäre es beides.“ Sein feierlicher Gesichtsausdruck unterstrich, dass er es ernst meinte. „Soweit ich mich entsinne, war deine Mutter die Tochter eines Häuptlings. Ich sehe darin keinen Makel.“
    Die Familie ihres Vaters hatte das sehr wohl als Makel betrachtet. Abby konnte kaum glauben, dass ein Mann vom Rang Seiner Lordschaft nicht dieselben Vorbehalte hatte. „Ich meinte auch nicht die soziale Stellung meiner Mutter, Mylord.“
    „Spencer“, verbesserte er sie.
    „Spencer. Ich dachte an ihre indianische Herkunft, die Anstoß erregen könnte.“
    Er setzte sich neben Abby auf die Bank, und nun war er es, der nach ihrer Hand griff. „Ich habe die Hälfte meines Lebens unter Menschen aller Völker verbracht. Ich habe, Wilde* getroffen, die intelligenter waren als englische Spione, Afrikanerinnen, die es an Schönheit mit jeder französischen Kurtisane aufnehmen konnten, und Stammesführer der Sikh, die so friedliebend wie Landpfarrer waren. Ich habe schon früh gelernt, die Menschen nicht nach Äußerlichkeiten zu beurteilen. Die Herkunft deiner Mutter ist für mich nicht von

Weitere Kostenlose Bücher