Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
Theaterbesuche fielen für ihn in dieselbe Kategorie wie alle anderen sozialen Pflichten – sie dienten nur der Pflege seiner Kontakte. Auch in die Oper ging er lediglich, um herauszufinden, welcher Regierungsbeamte mit welcher Sängerin liiert war, weil solches Wissen vielleicht einmal von Nutzen sein konnte. Oder er zeigte sich der Form halber auf einem Ball.
    Aber heute Abend war dank Abby alles anders. Jetzt schaute er das Stück mit Vergnügen, was eine sehr ungewöhnliche Erfahrung war. Ihm fielen die verbalen Schlagabtausche und die Doppelbödigkeit der Dialoge auf. Er achtete auf die einzelnen Figuren und darauf, wer wen täuschte und wer in wen verliebt war. Als der vierte Akt sich dem Ende zuneigte, stellte er fest, dass er sogar gespannt war, wie es weiterging. Wann war ihm das zum letzten Mal passiert?
    Plötzlich bückte Abby ihn an, peinlich berührt. „Es tut mir Leid, Spencer, ich dachte, ich könnte bis zur Pause warten. Aber ich muss den Erfrischungsraum aufsuchen.“
    „Ich bringe dich hin“, murmelte er, und schon war jeder Gedanke an das Stück vergessen.
    Spencer wartete in der Nähe des Erfrischungsraumes auf Abby und war sehr zufrieden mit sich selbst. Der Abend verlief besser, als er befürchtet hatte. Abby vergnügte sich bestens und hatte sich mit Evelina angefreundet. Das war ein guter Anfang.
    Als sie auf dem Weg zu ihrer Loge die Treppe emporstiegen, unterhielten sie sich über das Stück, bis sie den Gang direkt hinter den Logen erreicht hatten. Um die anderen Gäste nicht zu stören, schwiegen sie, während sie den Korridor entlangeilten.
    Als ihnen jemand entgegenkam, traten sie zur Seite, um die Person vorbeizulassen. In diesem Moment konnten sie ein Gespräch hören, das aus einer der angrenzenden Logen zu ihnen drang.
    „Sie ist nicht seine Frau“, sagte eine weibliche Stimme. „Eine Amerikanerin von zweifelhafter Herkunft! Niemals würde Ravenswood so weit unter seinem Stand heiraten. Hat er zu der Heirat überhaupt schon öffentlich Stellung genommen?“
    Spencer verfluchte den unglücklichen Zufall, der sie in diesem Augenblick in die Nähe der Loge gebracht hatte, und er versuchte Abby an der geöffneten Tür vorbeizudrängen. Aber sie schüttelte seine Hand ab und blieb mit großen, schmerzerfüllten Augen wie angewurzelt stehen.
    „Auf dem Verlobungsdiner hat mir jemand erzählt, dass Ravenswood gar nicht plant, dazu Stellung zu beziehen“, ließ sich eine andere Frau vernehmen. „Sie kann nur seine Geliebte sein.“
    „Sei nicht albern“, wandte eine gelangweilte männliche Stimme ein. „Ravenswood würde doch seine Geliebte niemals Lady Tyndale und Lady Evelina vorstellen. Nein, wahrscheinlich ist sie die Geliebte seines Bruders, und Ravenswood deckt diesen Halunken.“
    Jetzt war es Spencer, der fassungslos dastand, vor allem, da er die Dummheit dessen, was er hörte, nicht glauben konnte. Schlimm genug, dass Evelina diesen Gedanken hatte – aber alle anderen? Das war einfach lächerlich!
    „Ravenswood war immer sehr auf die Hochzeit seines Bruders mit Lady Evelina erpicht“, verkündete die erste Frauenstimme. „Er würde alles dafür tun, dass sie stattfindet.“
    „Sogar irgendein Mädchen aus Amerika heiraten?“ fragte die andere zweifelnd.
    „Er hat sie natürlich nicht geheiratet“, entgegnete die Männerstimme. „Ravenswood hat wahrscheinlich nur behauptet, dass sie seine Braut ist, um ihr plötzliches Auftauchen beim Verlobungsdiner zu erklären. Ich vermute, dass so die Verwirrung darüber entstand, ob sie nun seine Frau ist oder nicht. Aber es ist trotzdem dreist von ihm, sie hier seinen zukünftigen Verwandten vorzuführen.“
    Spencer spürte eine maßlose Wut in sich aufsteigen, und als er Abbys Gesicht sah, fluchte er leise. Er musste sie unbedingt zu seiner Loge zurückbringen, damit sie nicht länger diesen bösartigen Klatsch zu hören bekam.
    Plötzlich sagte eine der Frauen: „Oh, der Akt ist gleich zu Ende. Komm, Lucille, lass uns eine Orangen Verkäuferin suchen, bevor der große Ansturm losgeht. Ich brauche unbedingt eine Erfrischung.“
    Spencer und Abby saßen in der Falle. Sie würden nicht an der Loge vorbeikommen, bevor die beiden Frauen heraustraten. Aber andererseits … vielleicht sollte er den dummen Klatschgeschichten ein für alle Mal ein Ende bereiten.
    Er drängte Abby gegen die Wand des engen Korridors und betrachtete ihr überraschtes Gesicht. „Spiel mit“, flüsterte er.
    Dann küsste er sie.
    Zunächst war er

Weitere Kostenlose Bücher