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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fahrrad das Flüßchen Xi He knapp südlich des Goshun-Sees überquert und näherte sich dem Regierungsviertel. Ein paar Menschen waren auf der Straße, allesamt Fußgänger. Sie sahen dem Radfahrer verwundert hinterdrein. Ein paar lachten; anderen wiederum sah man an, daß sie sich auch so ein Vehikel wünschten, damit sie schneller vom Fleck kämen.
    Von Plünderern war nirgendwo etwas zu sehen, stellte Joshu mit Erleichterung fest. Allerdings befand er sich noch immer nördlich des eigentlichen Stadtkerns, und entlang den Zufahrtswegen zu den Gebäudekomplexen des Regierungsviertels gab es zwar Bibliotheken, Auskunftsstätten, Theater und sonstige Orte der Kultur, aber keine Ladengeschäfte, die einen auf illegale Bereicherung Bedachten hätten anlocken können.
    Joshu fand die Gebäudegruppe des Innenministeriums ohne sonderliche Mühe. Vor dem größten Bauwerk stieg er ab, lehnte sein Fahrrad gegen eine Säule mit ornamentreichem korinthischem Kapitell und stieg die breite Freitreppe hinauf. Das Portal wollte sich nicht freiwillig vor ihm öffnen. Er lehnte sich mit der Schulter gegen den metallenen Rahmen und drückte mit aller Kraft.
    Fast war ihm die Luft schon ausgegangen, da begann der vier Meter hohe Türflügel sich endlich zu bewegen. Ein Spalt entstand, der gerade breit genug war, daß Joshu hindurchpaßte.
    Er gelangte in eine riesige Halle. Zur Rechten und zur Linken lagen die Pförtnerkabinen, in denen Roboter installiert waren, die jeden Besucher nach seinem Begehr fragten und ihm die Richtung wiesen, in die er sich zu wenden hatte. Aber die Pförtnerrobots waren außer Betrieb, weil ihr synthetisches Bewußtsein von mikrominiaturisierten Syntrons gesteuert wurde.
    Die Halle war leer. Joshu klopfte sich mit der flachen Hand gegen den Brustteil seiner Jacke, um sich zu vergewissern, daß der Brief, den Joe Vermouth in bewundernswerter Kalligraphie abgefaßt hatte, noch an Ort und Stelle war. Dann schickte er sich an, den großen Raum zu durchqueren, und nahm Kurs auf die Treppe, die zu den höher gelegenen Stockwerken hinaufführte. „Moment mal, mein Freund", sagte da eine tiefe, kräftige Stimme hinter ihm. „Wohin willst du denn?"
    Joshu Ionson blieb stehen und drehte sich um. Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann, schätzungsweise Anfang der Neunzig, war aus der zur rechten Hand liegenden Pförtnerkabine zum Vorschein gekommen. Der Himmel mochte wissen, wie Joshu es fertiggebracht hatte, ihn nicht zu sehen. Der Mann trug eine Uniform, die ihm viel zu klein war: Die Ärmel reichten ihm bis halbwegs zwischen Ellbogen und Handwurzel, und vorne bekam er den Verschluß der Jacke nicht zu. Er wirkte ein wenig unglücklich in seiner Staffage, und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, schien er der Intelligenteste auch nicht gerade zu sein. „Ich will zum AMOKTOMI."
    Der große Breitschultrige bekam Falten auf der Stirn, so angestrengt mußte er nachdenken. „Wie heißt der Mann?" fragte er schließlich. „Das weiß ich nicht", antwortete Joshu. „Du sagtest etwas von ... von ..."
    „AMOKTOMI."
    „Richtig. Also, einen Angestellten oder Beamten dieses Namens gibt es bei uns nicht. Hast du es schon mal drüben bei Wirtschaft oder Äußeres versucht?"
    „Hör zu, Jose", sagte Joshu. „Wie lange..."
    „Ich heiße nicht Jose", unterbrach ihn der Breitschultrige barsch. „Mein Name ist Nadjib.
    Merk dir das gefälligst!"
    „Also schön, Nadjib: Wie lange arbeitest du schon hier?"
    „Seit heute morgen. Die Pförtnerrobots sind ausgefallen. Da hat man Leute angestellt, Menschen, Orgs."
    „Gut. Das erklärt vieles. Also, AMOKTOMI ist nicht der Name eines Beamten oder Angestellten. Es ist die Bezeichnung einer Abteilung im Innenministerium. Amt für ordnungsgemäße Koordination technischer Objekte von musealem Interesse."
    „Muß ich nachsehen", erklärte Nadjib und verschwand eilends wieder in seinem Verschlag.
    Nach knapp zwei Minuten kam er zum Vorschein. „Gibt es", nickte er gewichtig. „Siehst du!" strahlte Joshu. „Zum Anführer dieser Abteilung möchte ich."
    „Das geht nicht", sagte Nadjib. „Warum nicht?"
    „Er ist in einer Besprechung."
    „Dann zu seinem Stellvertreter."
    „Hat er keinen. Kemeny Huskabor ist das Amt für ordnungsgemäße Koordination und so weiter. Er hat keinen Stellvertreter, keine Mitarbeiter. Was willst du eigentlich von ihm?"
    „Ich will ihm einen Brief übergeben."
    „Einen was?"
    „Einen Brief."
    „Was ist das?"
    „Ein Stück Schreibfolie,

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