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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bißchen für den Chef und seinen ersten Arbeitnehmer übrigblieb.
    Joshu zerrte den schwerbeladenen Leiterwagen durch die Tür. Joe Vermouth schritt voran, die Flinte entsichert und einsatzbereit. Die Plünderer hatten sich inzwischen jedoch verzogen. Als Joshu den Wagen durch das Portal des Hauptgebäudes zog, sah er auf der gegenüberliegenden Straßenseite, weiter zum Xi He hinab, zwei Gestalten, die sich Mühe gaben, einen Baumstamm als Sichtdeckung zu verwenden.
    Wenn Kemeny Huskabor feststellte, daß eine seiner Lagerstätten ausgeraubt worden war, würde er die Schuld eher bei den Plünderern als bei einer Gruppe gestandener Geschäftsleute suchen, dachte Joshu Ionson.
    Und das war ja dann auch wieder etwas wert.
     
    *
     
    Alsbald wurde auf dem Gelände der Firma Acme Intertech eifrig gearbeitet. Ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens ließen sich dazu bewegen, an ihre Plätze zurückzukehren.
    Innerhalb von zwei Tagen war der erste Gleiter auf Elektromotorbetrieb umgestellt. Man verpaßte ihm die Räder, die sich bis dahin an Joe Vermouths Leiterwagen befunden hatten. Erste Fahrtests verliefen zufriedenstellend. Das Gefährt machte auf den hölzernen, blechbeschlagenen Rädern einen fürchterlichen Krach, und mehr als zwanzig Kilometer pro Stunde durfte man unter diesen Bedingungen auf keinen Fall fahren. Aber das war mehr, als Joshu Ionson auf seinem Fahrrad zuwege brachte - zumindest im Dauerbetrieb -, und zweitens konnte der umfunktionierte Gleiter noch eine Menge Lastgut befördern.
    Joe Vermouth ließ sich gut an. Er schränkte seinen Alkoholkonsum ein, als er merkte, daß er bei diesem Unternehmen tatsächlich gebraucht wurde und Gelegenheit hatte, sich nützlich zu machen. Er ließ sich sogar dazu überreden, ein Bad zu nehmen und sich neu auszustaffieren. Nur dem dichten, ungepflegten Bartwuchs wollte er nicht zu Leibe rücken. Zum Rasieren sei er zu faul, erklärte er.
    Am 13. Januar lieferte Joe sein Meisterstück. Er war morgens früh aufgebrochen, um sich, wie er sagte, ein wenig umzusehen. Inzwischen herrschte auf der Sheffield Mall wieder ein wenig Betrieb. Fußgänger waren unterwegs. Ein paar Kleinbetriebe versuchten, die Arbeit wieder anzukurbeln. Das Beispiel der Acme Intertech hatte Schule gemacht. Es war bekanntgeworden, daß eine der Firmen entlang der Sheffield Mall wieder zu arbeiten begonnen hatte. Daraufhin besannen sich andere Unternehmer, daß es vielleicht auch für sie etwas zu tun gäbe, wenn ihnen nur etwas einfiele, womit sie sich auf die veränderte Marktlage einstellen könnten. Der unternehmerische Geist regte sich. Einfallsreichtum war gefragt. Die terranische Wirtschaft lag danieder. Die Not würde bald ihren Einzug halten, wenn es den Bewohnern der Erde nicht gelang, Wege zu finden, wie man die Verluste, die durch den Ausfall der Transmitter, durch das Versagen der überlichtschnellen Raumfahrt und durch den Zusammenbruch aller Geräte, die irgend etwas mit syntronischer Technik zu tun hatten, neutralisieren könnte, Not macht erfinderisch, heißt es im alten Sprichwort, und tatsächlich waren nur selten während der langen und verworrenen Geschichte des Menschengeschlechts so viele neue Ideen geboren worden wie in den Tagen, die unmittelbar auf den 10. Januar 1200 folgten. Der Mensch machte seinem Namen als Dickschädel, der sich weigerte, Schicksalsschläge ohne jegliche Gegenwehr über sich ergehen zu lassen, alle Ehre. Ähnliche Gedanken, wenn auch nicht ganz so philosophisch, mochten Joe Vermouth im Bewußtsein spuken, als er sich am Morgen des 13. Januar auf den Weg machte. Er hatte sich die Schrotflinte am Riemen über die Schulter gezogen, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war, weil die Plünderer ihr Unwesen immer ärger treiben sollten. Joshu Ionson und Boris Siankow waren auf dem Fabrikhof mit der Umrüstung eines weiteren Gleiters beschäftigt, als Joe davonzog. Er winkte den beiden zu und meinte, er werde nicht lange wegbleiben.
    Tatsächlich kam er nach drei Stunden wieder zurück. Sein Gesicht war verrußt. Die Stirn über der rechten Augenbraue war blaurot verfärbt und aufgeplatzt. Die Lippen waren zerschunden, die Kleidung war ramponiert. Aber Joe Vermouth trug ein fröhliches Grinsen zur Schau. In der rechten Hand hielt er ein knorriges Aststück, mit dem er ein Rad vor sich hertrieb. Das Rad bestand aus einer Felge und einem darübergezogenen pneumatischen Wulst aus synthetischem Gummi.
    Geschickt, als hätte er sein Leben lang nichts anderes

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