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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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getan, dirigierte Joe das Rad bis dorthin, wo Joshu Ionson und Boris Siankow am Gleiter arbeiteten. Dort warf er das Aststück achtlos beiseite. Das Rad fiel um, tanzte noch eine Zeitlang von Kante zu Kante auf dem Boden herum und lag schließlich still. „Das ist nur eine Warenprobe", sagte Joe Vermouth. „Ich wußte, da war irgendwo was. Hatte es früher mal gesehen, konnte mich nur nicht richtig daran erinnern, wo das Lager war. Gar nicht weit von hier, wie sich herausstellte. Da liegen mindestens hundert solcher Dinger herum. Ich glaube, da muß Luft rein. Pumpen hat's dort auch, sogar batteriebetriebene."
    Joshu stemmte sich in die Höhe und klopfte Joe auf die Schulter. „Mann, du bist dein Gewicht in Gold wert", lobte er. „Wer hätte gedacht, daß aus einem ehemaligen Wermutbruder ein zuverlässiger Lieferant von Einzelteilen wird!"
    „He, he!" schimpfte Joe Vermouth. „Ich tu' dir einen Gefallen; da brauchst du mich nicht gleich zu beleidigen."
    „Ich sagte ehemaliger Wermutbruder", versuchte Joshu ihn zu beruhigen. „Du bist längst rehabilitiert. Übrigens siehst du aus, als wärst du in die Mangel genommen worden. Was war los?"
    „Nicht viel", antwortete Joe. „Da waren ein paar Penner, die hielten das Räderlager besetzt.
    Wenn ich Räder haben wollte, müßte ich dafür bezahlen, meinten sie. Ich fragte sie, ob denn das Lager ihnen gehörte. Nein, meinten sie, sie wären nur zuerst dagewesen. Dann brauchte ich ihnen auch nichts zu bezahlen, erklärte ich, denn ich hätte denselben Anspruch auf die Räder wie sie.
    Das wollten sie nicht so recht verstehen. Sie wollten mich verprügeln. Da hatten sie allerdings nicht mit meinem Mädchen hier gerechnet." Er tätschelte liebevoll die beiden Läufe der Schrotflinte. „Sie erhob ihre Stimme, und auf einmal stellte niemand mehr Forderungen an mich."
     
    *
     
    Damit war Acme Intertech nun endgültig im Geschäft. Weitere Lagerstätten des AMOKTOMI wurden angesteuert und die dort aufbewahrten Kernzerfallsbatterien einer nicht musealen Verwendung zugeführt. Das Reifen- und Räderlager wurde ausgeräumt. Man hinterließ eine Nachricht für den Eigentümer des wertvollen Materials. Man wollte ihn keineswegs bestehlen.
    Wie es jedoch der Lauf der Dinge wollte, kam der Angesprochene nie zum Vorschein. Die Ereignisse des 10. Januar mußten ihm einen solchen Schock versetzt haben, daß er sich nie mehr um seine Räder kümmerte. Infolgedessen konnte auch nicht in Erfahrung gebracht werden, warum sich jemand im Zeitalter des Antigravmotors und der schwerelos schwebenden Fahrzeuge einen derart stattlichen Vorrat von Felgen und pneumatischen Reifen angelegt hatte.
    Joshu Ionson sorgte dafür, daß die Tätigkeit der Firma Acme Intertech in der Stadt und im Umland bekannt wurde. Jeder fertiggestellte Umbau-Gleiter erhielt einen neuen Lacküberzug, auf dem in großen Lettern zu lesen stand - mit Straßenadresse und Radakom-Rufkode -, wo der Umbau stattgefunden hatte und daß Acme Intertech dank vorausschauender Vorratshaltung und vernünftiger Beschäftigungspolitik in der Lage sei, weitere Umarbeitungsaufträge zu übernehmen.
    Der Erfolg blieb nicht aus. Menschen, die des Zufußgehens müde geworden waren, brachten ihre Gleiter zum Umbau, zumeist auf hölzernen Plattformen, die mit primitiven, selbstgebastelten Rädern ausgestattet waren und von Jaks, Trampeltieren, Pferden oder Ochsen gezogen wurden.
    Tagsüber wurde der kleine Gebäudekomplex der Acme Intertech von potentiellen Kunden förmlich belagert. Es gelang Joshu Ionson, seinen Chef Lep Wagner davon zu überzeugen, daß er seine Fertigungsmöglichkeiten durch den Erwerb benachbarter Liegenschaften erweitern und eine Menge zusätzliches Personal anstellen müsse. Die Menschen, die kamen, um ihre Fahrzeuge auf rollenden, bodengebundenen Elektrobetrieb umstellen zu lassen, waren bereit, nahezu jeden geforderten Preis zu zahlen. Etwas haariger wurde es später, als auch die Behörden von Acme Intertech erfuhren und ihre Gleiter dort umgerüstet haben wollten. Mit Behörden kann man nicht handeln, stellte Joshu Ionson rasch fest. Dafür brachten sie ganze Flotten von Fahrzeugen an, so daß die Umrüster trotzdem ihren Reibach machten. Außerdem ließen sich im Umgang mit Ämtern Vorteile anderer Art erwirtschaften. Die Beamten wußten zum Beispiel, wo sich weitere Lager mit Felgen und Reifen befanden. Sie kannten Lagerstätten für Elektromotoren und waren bei der Beschaffung radioaktiver Substanzen für

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