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1601 - Die wilde Schlacht

1601 - Die wilde Schlacht

Titel: 1601 - Die wilde Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass Raniel sie festhalten musste. Dann sah sie mich aus der Kirche kommen, und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Raniel ließ sie los, und sie fiel in meine Arme, in denen sie als zitterndes Bündel zunächst blieb.
    Ich strich automatisch über ihren Rücken hinweg und nickte dem Gerechten zu.
    »Danke, dass du gekommen bist, Raniel.«
    Er hob nur die Schultern. Raniel war kein Freund großer Worte. Er mochte auch kein Lob. Er verließ sich auf seine Gesetze. Damit hatte er mal wieder ein Menschenleben gerettet. Der dämonische Engel war verglüht. Nur Reste waren in den Schnee gefallen und dort zu Asche geworden.
    »Und wo bist du gewesen?«, fragte ich.
    Er hob wieder die breiten Schultern an. »Es kann sein, dass ich mir zu viel vorgenommen habe. Ich war in der Höhle, aber die Kreatur hatte sie schon verlassen. Bei dem schmalen Eingang muss ihr die Hölle zu Hilfe gekommen sein.«
    »Ja«, sagte ich, »sie ist unterwegs.«
    »Das ist nicht gut, John.«
    Wenn Raniel so etwas sagte, wurde ich automatisch hellhörig. »Kann ich davon ausgehen, dass du seinen Plan kennst?«
    »Ja. Ich hatte es angenommen, nun aber bin ich überzeugt, dass er so handeln wird.«
    »Und wie?«
    »Du weißt es!«
    Ja, ich wusste es, und als ich es aussprach, stieg mir das Blut in den Kopf. »Du meinst die wilde Schlacht?«
    »Genau die. Eine Schlacht zwischen Gut und Böse. Der Urteufel kann sich nicht damit abfinden, was in sehr früher Zeit geschehen ist. Er will wieder von vorn beginnen, und er ist dabei, sein Heer zu sammeln. Daran können wir leider nichts ändern.«
    Ich hatte ihn verstanden, fragte aber trotzdem nach: »Du hast von einem Heer gesprochen?«
    »Ja, das habe ich.«
    Ich schwieg.
    »Willst du eine Erklärung?«
    »Wenn es geht.«
    Raniel deutete auf die Reste des dämonischen Engels. »Er ist einer von vielen. Man kann sagen, dass er nur so etwas wie eine Vorhut war. Andere kommen nach.«
    »Wie viele werden es sein?«
    Der Gerechte hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht sagen, aber wenige sind es nicht.« Er drehte den Kopf. »Sie haben sich dieses Tal hier ausgesucht, und ich weiß nicht, ob die Menschen, die hier wohnen, überleben können.«
    »Das wäre fatal.«
    »Es ist leider so.«
    Anna Eichler hatte bisher nichts gesagt. Sie hielt sich an mir fest und stieß sich jetzt ab. In ihrem Gesicht sah ich einen entsetzten Ausdruck.
    »Stimmt das wirklich, was ich gehört habe?«
    »Wir sollten Raniel vertrauen.«
    »Und was können wir tun?«
    Unsere Antwort bestand aus einem Starren in den Schnee. Anna Eichler war zwar gerettet worden, trotzdem fühlte ich mich wie jemand, der eine Niederlage erlitten hatte.
    Ich kam allmählich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und wurde die Frage los, die mich beschäftigte.
    »Wann können wir mit einem Angriff rechnen?«
    Der Gerechte überlegte nicht lange. »Ich weiß es nicht. In diesem Kampf gibt es keine Uhrzeiten.«
    Ich wollte es noch mal wissen. »Aber du bist felsenfest davon überzeugt, dass die wilde Schlacht stattfinden wird. Oder irre ich mich da?«
    »Sie wird stattfinden, John. Ihr Beginn könnte der Einbruch der Dunkelheit sein.«
    »Dann bleibt uns nicht viel Zeit.«
    »Du sagst es.«
    Die Zeit reichte auch nicht aus, um das Tal zu evakuieren. Zudem würde uns kaum jemand glauben, dass hier so etwas wie eine Urschlacht wiederholt werden sollte.
    Es sah nicht gut aus.
    Raniel nickte mir zu. »Ich werde mich wieder zurückziehen, John.«
    »Und wohin?«
    Er ließ seinen Blick schweifen, als könnte er in der nahen Umgebung irgendetwas entdecken. »Ich möchte herausfinden, ob bereits irgendwelche sichtbaren Vorbereitungen im Gange sind. Irgendwo müssen sie sich ja sammeln.«
    Ich hob die Schultern. »Wie du willst.« Helfen konnte ich ihm sowieso nicht. Und so schaute ich zu, wie er sich umdrehte und einfach fort ging.
    Anna stand noch immer da wie angewurzelt. Jetzt schien sie aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Nachdenklich strich sie über ihre Stirn. »Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich lebe. Es war einfach grauenhaft, was ich durchlitten habe. Ich bin völlig von der Rolle.« Sie drehte sich um und deutete auf die Kirche. »Nicht nur, dass sie entweiht worden ist, man hat auch Pfarrer Ernesto getötet.« Sie hob die Schultern. »Bitte, was machen wir mit ihm? Wir können ihn doch nicht einfach in seiner Sakristei liegen lassen.«
    Da war ich anderer Meinung. »Das müssen wir, Anna. Wohin willst du seine Leiche

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