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1604 - Der Fluch von Rubin

Titel: 1604 - Der Fluch von Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verschwunden war, ohne eine Nachricht zu hinterlassen und ohne daß es vorher Anzeichen für ein Ausbrechen gegeben hätte. Er war mit einem bodengebundenen Fahrzeug nach Rubbikar gefahren, weil er gehofft hatte, sie hier zu finden. Allerdings hatte ihn beim Anblick der hier versammelten Massen schon bald der Mut verlassen. Daß er sie. nun doch noch sah, erschien ihm wie ein Wunder. „Vara!" Er versperrte ihr den Weg, griff nach ihrem Arm und drängte sie zur Seite an den Rand der Straße, wo sie die anderen nicht behinderten. „Was geht hier vor? Was ist mit dir los?
    Warum bist du weggelaufen? Hast du den Verstand verloren?"
    Sie blickte ihn mit ängstlich flackernden Augen an. „Verstehst du denn nicht?" fragte sie. Ihr schmales, ausdrucksvolles Gesicht war staubig und grau. Sie hatte es schon lange nicht mehr gereinigt und mit pflegenden Cremes versehen, und sie trug nicht das geringste Makeup. Ihr rötliches Fell sah stumpf aus, als habe sich Talg darin festgesetzt, und es schien den Staub förmlich anzuziehen. Ihre Kleidung, die nur einen Teil ihres Körpers bedeckte, wies an einigen Stellen Risse auf. Nie zuvor hätte seine Frau sich derart vernachlässigt in der Öffentlichkeit gezeigt. Für ihn war sie stets der Inbegriff der gepflegten Erscheinung gewesen, Ausdruck der hohen Kultur seines Hauses. „Was hier geschieht, ist wohl kaum zu verstehen", erwiderte er.
    Die anderen Rubiner zogen an ihnen vorbei, ohne sie zu beachten. Sie bewegten sich mit eigentümlich mechanischen Schritten, die schwerfällig und unbeholfen wirkten. Keiner von ihnen sprang, um auf diese Weise einmal mehrere Meter auf einmal zu überwinden und schneller voranzukommen.
    Rubiner ähnelten terranischen Känguruhs. Sie waren fast drei Meter groß und hatten überwiegend ein rötliches Fell. Sie hatten kurze Arme, mit denen sie äußerst geschickt hantieren konnten. Ihre Gesichter waren ausdrucksstark. Die Nasen- und Mundpartien waren klein, beinahe zart und hatten kaum noch Ähnlichkeit mit den Schnauzen der Känguruhs von Terra. „Die Neue Sekte hat eine Erklärung gefunden", sagte Vara mit gedämpfter Stimme, so als dürften die anderen sie nicht hören. „Sie weiß, warum geschehen mußte, was geschehen ist."
    „Natürlich", spottete Ketrion. „Die Geister der Vergangenheit sind auferstanden, um uns büßen zu lassen, was wir unserem Planeten angetan haben. Die Krater der Zeit wollen uns verschlingen, weil wir es gewagt haben, Jahrzehntausende unserer natürlichen Entwicklung mit der Hilfe von Roi Danton in wenigen Jahrhunderten zu überspringen."
    Er packte seine Frau mit beiden Händen bei den Schultern und blickte sie beschwörend an. „Vara, komm zu dir!" bat er eindringlich. „Was auch immer geschehen ist, es läßt sich mit den Mitteln der Kosmophysik erklären und hat nichts mit den Geistern zu tun, an die unser Volk vor Jahrtausenden einmal geglaubt hat, als es noch in der Steinzeit lebte."
    „Du irrst dich", erwiderte sie sanft, beinahe mitfühlend. „Man kann nicht alles naturwissenschaftlich erklären! Es gibt Dinge zwischen den Zeiten, von denen wir Rubiner noch keine Ahnung haben. Die Neue Sekte führt uns zu ihnen, und sie versöhnt uns mit den Kratern der Zeit, damit sie uns nicht verschlingen!"
    „Ja, sie versöhnt uns!" rief Ketrion. Der Zorn drohte ihn zu übermannen. „Sie versöhnt uns vor allem mit dem Gedanken, daß wir ihr unser gesamtes Vermögen überschreiben sollen. Sie macht uns mit dem Gefühl vertraut, wieder arm zu sein, während sie selbst allen Reichtum anhäuft, den Rubin zu bieten hat."
    „Reichtum blendet", antwortete sie. „Er hindert uns daran, mit klaren Blicken die Wahrheit zu erkennen."
    „Blind macht dich die Neue Sekte. Sie plündert uns aus. Wieso leben ihre Priester nicht in tiefster Armut, wenn Reichtum ihnen so widerstrebt? Wieso umgeben sie sich mit einem derartigen Prunk?" Für einen kurzen Moment wandte er ihr den Rücken zu, um auf den Tempel zu zeigen. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen, da er fühlte, wie hilflos er gegen das geistige Gift war, mit dem die Priester der Neuen Sekte seine Frau infiziert hatten. Tief in seinem Innern wußte er, daß jedes seiner Argumente von ihr abprallen würde und daß es vollkommen sinnlos war, mit ihr zu diskutieren. Sie würde nicht von ihrem Irrglauben abweichen, mit dem viele Rubiner dem bisher unerklärlichen Versagen der Hyper-Tech-Geräte begegneten und mit dem sie sich ihre Angst nehmen wollten. „Nicht ich bin blind",

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