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1605 - Besucher aus dem Irgendwo

Titel: 1605 - Besucher aus dem Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Sheravyl-Monster gelingen sollte, einen Zellaktivatorträger samt Aktivator zu verschlingen, wagte niemand sich auch nur in den Anfängen auszumalen.
    Erst nachdem sie einen halben Kilometer zwischen sich und ihren früheren Standort gebracht hatten, wurden die Menschen langsamer und blieben schließlich stehen. Als sie sich umdrehten, war der Platz, von dem aus sie gestartet waren, bereits vom Grün überwuchert, und aus dieser Biomasse erklang das Knirschen und Kreischen geschundenen Metalls, als die Ranken und Schlingen mit unbarmherziger Gewalt das Luftkissenfahrzeug zerquetschten. „Das war knapp!" keuchte Julian Tifflor; Kara Dombrowsky lehnte sich gegen Reginald Bull und schnappte keuchend nach Luft. Über ihr Gesicht liefen Tränen. „Dieses Zeug muß bekämpft und ausgeschaltet werden, bevor es sich über den ganzen Mars ausbreiten kann. So etwas habe ich noch nie gesehen."
    „Wir brauchen diesen Tyler Danning!" stieß Myles Kantor hervor. „Nur er kann diese Pest stoppen. Wir brauchen Danning. Also werden wir ihn holen müssen, am besten mit der SJ 3428.
    Sie ist zur Zeit das schnellste Schiff im System."
    Reginald Bull nickte heftig. „Einverstanden", sagte er. „Und bei dieser Gelegenheit sollten wir uns vielleicht auch auf Titan sehen lassen. Vielleicht ist man dort endlich einen Schritt weitergekommen!
     
    5.
     
    Nora Bierer starrte mit hervorquellenden Augen auf die stählerne Wandung; sie wußte es genau - auf der anderen Seite dieser Wand lag ein Raum der NEPTUN ORBITER IX, der vor einigen Stunden leergepumpt worden war. Dort herrschten Weltraumbedingungen: vollständiges Vakuum, in dem kein bekanntes Leben existieren konnte. „Na, das nenne ich vielleicht eine Überraschung! So etwas von Heimtücke habe ich noch nie erlebt! Habt ihr völlig den Verstand verloren, ihr Schalfe und Kapeiken, eure Besucher derartig zu empfangen?"
    Die Menschen in der Zentrale der NEPTUN ORBITER IX standen erstarrt; sie holten Luft, schluckten, und wahrscheinlich schickten einige ein stilles Stoßgebet gen Himmel. „Ein saumäßig unfreundlicher Empfang ist das!" sprach die Stimme weiter.
    Es war nicht möglich; es war nach allem, was als gesichertes Wissen bezeichnet werden konnte, vollständig unmöglich.
    Und doch stellte es die Wirklichkeit dieses Augenblicks dar.
    Langsam drehte sich Tyler Danning herum. In der Bewegung konnte er die fahlweißen Gesichtszüge von Nora Bierer sehen, die gleich ihm die größten Schwierigkeiten hatte, das Geschehen zu begreifen.
    Er war aufgetaucht, als hätte er sich herbeigezaubert, mitten in der Zentrale der NEPTUN ORBITER IX.
    Er - das war ein Lebewesen, das man als Mensch oder doch wenigstens menschenähnlich bezeichnen konnte.
    Er - vermutlich war es ein Er, die Stimme jedenfalls klang danach, und die äußeren Merkmale wiesen in die gleiche Richtung - er war schätzungsweise 1,90 Meter groß und sehr mager, geradezu grotesk dürr. Sein Gesicht war schmal und blaß, als habe er lange Zeit keine Sonne mehr gesehen; vielleicht war er da ein wenig empfindlich, denn in seinem Gesicht waren einige Pigmentierungen, vor allem um eine schmale und spitze Nase herum, die man bei Menschen als Sommersprossen bezeichnete. Zu diesem Typus des Rotblonden paßten auch die Haare, ein reichlich wirrer, ungeordneter Bewuchs, den man schwerlich als Frisur bezeichnen konnte, in einem strohigen Blond, das einen leichten rötlichen Schimmer aufwies. Komplettiert wurde der Anblick von blauen, wasserhellen Augen. „Schau an", entfuhr es Tyler Danning. „Ein Schelm!"
    Er wußte selbst nicht, wie er zu dieser Bezeichnung kam, aber sie schien zu passen; vielleicht lag es an dem Lächeln des Fremden. Er lächelte andauernd, aber es fiel schwer, dieses Lächeln vom Ausdruck her einzuordnen - mal wirkte es einfach wie ein idiotisches Grinsen, mal war der Ausdruck gezeichnet von milder Ironie. Im nächsten Augenblick wieder sah es herablassend, ja geradezu arrogant und maliziös aus, und einige kurze Augenblicke lang hatte Tyler Danning sogar den Eindruck, als zeige das sonst lausbübische Gesicht dieses Wesens einen Anflug tiefer Weisheit und Klugheit.
    Der Fremde sah sich in der Zentrale um, mit einer Ungeniertheit, die wirklich erstaunlich war.
    Begriffe wie Scham, Höflichkeit, Zurückhaltung, Manieren und dergleichen schienen im geistigen Repertoire dieses Schalks nicht enthalten zu sein. „Ganz schön heruntergekommen, euer Wanderer", stellte der Fremde fest; er hatte eine hohe, beinahe

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