1605 - Blutnacht - Liebesnacht
des Blutsaugers, der diese kostbare Nahrung mit großem Vergnügen trank, um sich für weitere Taten zu stärken…
»Was ist los mit dir, Harry?«
»Ich bin sauer.«
Dagmar Hansen seufzte. »Ja, das sehe ich dir an. Aber du hast zugestimmt. Vergiss das nicht. Du bist mit mir in die Eifel gefahren.«
»Und warum das?«
»Weil mich eine Freundin darum gebeten hat.«
Harry verzog den Mund. »Mal ehrlich gesagt, hat diese Anne Höller nicht ein Rad ab? Sucht sich im Internet einen Bekannten, um ihn dann auf einem Friedhof zu treffen.«
»Das ist auch blöde«, gab die rothaarige Dagmar Hansen zu. »Ich habe sie davon abhalten wollen, aber das hat nichts genutzt. Sie war entschlossen, ihren Weg zu gehen, und hat mich dazu überreden können, ihr so etwas wie Rückendeckung zu geben.«
»Und das bei dieser Kälte.«
»Das habe ich da noch nicht gewusst, als ich ihr das Versprechen gab. Erinnere dich.«
Harry Stahl sagte nichts. Er winkte nur ab und schaute aus dem kleinen Seitenfenster in die dunkle und schneebedeckte Eifeilandschaft, die sich vor ihnen ausbreitete wie eine Filmkulisse, über der ein Mond wie ein gelber Wachtposten stand und als großes Auge auf sie nieder glotzte.
Hinzu kam die Kälte der Nacht, die allmählich auch durch das Blech des Opels drang und dafür sorgte, dass Dagmar Hansen und Harry Stahl anfingen zu frieren.
Es war Wochenende, deshalb hatten auch beide Zeit. Ansonsten arbeitete Harry Stahl für die Regierung. Er war für Fälle zuständig, die aus dem Rahmen fielen und wo nqrmale Methoden nicht mehr griffen, denn die schwarzmagische Seite arbeitete international. Er war so etwas Ähnliches in Deutschland wie John Sinclair in London.
Harry lebte mit seiner Partnerin Dagmar Hansen zusammen, die beruflich ebenfalls von der Regierung bezahlt wurde, und Anne Höller gehörte zu den Frauen, die Dagmar seit einigen Jahren kannte. Zwischen ihnen hatte sich eine Freundschaft entwickelt.
Dass die Polizistin ohne Partner war, ärgerte sie. Aber sie hatte mit den Bekanntschaften und den Männern stets Pech gehabt, aber nie aufgegeben, den richtigen Typ zu finden.
Über das Internet war sie an einen gewissen Darius gekommen, den sie nun auf einem Friedhof in der Eifel treffen wollte.
Die Idee war verrückt, das sagte einem auch der normale Menschenverstand. Auf der anderen Seite war sie wieder so originell gewesen, dass es Anne gereizt hatte, auf dieses Treffen einzugehen. Allerdings nicht ohne Rückendeckung. Die sollten ihr Dagmar und Harry geben.
Beide saßen in ihrem Wagen und standen unter den Kronen einiger Bäume. Auf deren Ästen und Zweigen lag eine Schneeschicht, die im Laufe der Zeit mehr zu Eis geworden war.
Wenn sie durch die Frontscheibe schauten, sahen sie die Mauer des Friedhofs vor sich liegen. Allerdings war sie mehr ein Schatten, der unbeweglich in der Dunkelheit stand.
Völlig finster war es nicht, obwohl hier in der Umgebung keine Laternen standen, die ihr Licht abgaben. Es war der Mond, der die Schneefläche bestrahlte, und hätte jemand sie überquert, hätten sie ihn deutlich sehen können.
Bisher war ihnen nur ein Hase aufgefallen, der über die weiße Fläche gelaufen war.
Bis vor Kurzem hatte Dagmar noch mit Anne Höller über Handy in Verbindung gestanden. Zuletzt hatte sie angerufen und gemeldet, dass sie sich auf dem Weg zum Friedhof befand. Sie würde ihn von einer anderen Seite betreten, sodass Dagmar und Harry sie nicht sehen konnten.
Dagmar schielte auf die Uhr am Armaturenbrett. »In einer Minute wird sie ihn treffen.«
»Wenn er pünktlich ist.«
»Natürlich.«
Harry Stahl runzelte die Stirn. Dabei fragte er: »Weißt du, womit ich Probleme habe?«
»Nein, aber du wirst es mir sagen.«
»Klar. Ich habe damit Probleme, dass ich ihn nicht gesehen habe. Seine Ankunft ist mir verborgen geblieben. Wir haben kein Fahrzeug gesehen, wir haben ihn auch nicht als Fußgänger zu Gesicht bekommen. Wie hat er denn sein Ziel erreicht?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Jedenfalls glaube ich nicht daran, dass er aus dem Nachthimmel gefallen ist.«
»Er wird sich anders vorbereitet haben.«
Harry Stahl wiegte den Kopf. »Du kannst sagen, was du willst, Dagmar, das alles gefällt mir nicht. Das ist Mist, denn dieses Treffen hat nichts Normales mehr an sich.« Er schlug gegen seine Stirn. »Wer macht denn solch einen Blödsinn?«
»Anne war nun mal angetan von diesem Treffpunkt auf dem Friedhof.«
»Weißt du denn, woher der Typ stammt?«
»Da fragst du
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