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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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verursachen.
    Da waren die Schlüssel endlich.
    Die Zentralverriegelung schnappte, und Ellen Murphy stieg ein.
    Gleichzeitig öffnete der Werwolf die hintere Tür und setzte sich ebenfalls in den Wagen.
    ***
    Bruce O’Hara schwenkte vor den Toiletten ab und verschwand durch eine Tür, an der KEIN ZUTRITT stand. Ein nacktes Mädchen, mit wenigen bunten Federn vor der Scham, kam ihm entgegen - fahler Blick, lustlose Miene. So sahen hier alle Mädchen schon nach kurzer Zeit aus. Wen konnte dieser Job schon befriedigen.
    »Wen suchst du denn hier?« fragte die nackte Schöne. »Hast dich wohl in der Tür geirrt. Kannst du nicht lesen? Hier hat niemand Zutritt, nur das Personal.«
    »Ich kann lesen«, entgegnete Bruce. »Ach, so einer bist du. Dir genügt nicht, was wir euch draußen bieten, du bist scharf auf eine Privatvorstellung. Okay, kannst du haben. Wieviel bist du bereit, lockerzumachen?«
    »Gar nichts.«
    »Dann läuft auch nichts, Süßer, und außerdem sorge ich dafür, daß man dich von hier entfernt. Wenn es sein muß, mit Gewalt.«
    Bruce drückte ihr einen Geldschein in die Hand.
    Ihre Augen leuchteten sofort. »Oh, du bist ein Gentleman, sehr großzügig, das muß ich schon sagen. Was möchtest du, daß ich dafür tue? Ich bin zu allem bereit.«
    »Kein Interesse.«
    Sie stemmte die Faust in die Seite. »Gefalle ich dir nicht?«
    »Ich suche Rita«, erklärte Bruce O’Hara.
    »Rita? Und wie noch?«
    »Rita Owen.«
    »Kenne ich nicht. Meinst du etwa die Neue, die Ivan aus Olsons Bar, herübergeholt hat?« fragte das Mädchen. Der weiße Wolf nickte. »Ja, genau die meine ich. Wo ist sie?«
    »Die Kleine hat noch eine Galgenfrist bis morgen. Bist du etwa verliebt in sie? Das ist nicht gut - weder für sie noch für dich noch fürs ›Pussy Cat‹. Mit verliebten Gockeln gibt es immer Ärger. Hör mal, warum läßt du Rita nicht sausen und suchst dir eine andere Mieze?«
    »Keine Chance. Ich werde Rita hier rausholen.«
    Das Mädchen verdrehte die Augen und seufzte. »Der Ärger geht schon los. Sag mal, wie naiv bist du eigentlich? Glaubst du, du könntest hier einfach hereinspazieren, deine Rita bei der Hand nehmen und mit ihr fortgehen ins Land der Erfüllung? Du kriegst von Burstyn eins auf die Nase und landest in der Gosse, so sieht die harte Wirklichkeit aus. Du bist ein netter Junge, deshalb mag ich nicht, daß dir etwas zustößt. Also nimm meine Warnung ernst und verdrück dich, solange es noch möglich ist, und vergiß vor allem Rita Owen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Ach Gott, muß Liebe schön sein. Okay, hör zu, Rita hat ihre Sachen bereits hier, liegt alles in dem Raum dort hinten, dritte Tür rechts. Eigentlich müßte ich dich melden, aber was soil’s? Du bist mir sympathisch, und Geld hast du mir auch gegeben. Ich betrachte es als Schweigegeld.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Hör mal, wenn aus Rita und dir nichts werden sollte, meldest du dich bei mir.« Sie ging weiter.
    Bevor sie durch die Tür verschwand, drehte sie sich noch einmal um. »Viel Glück euch beiden. Vielleicht schafft ihr es. Keine Regel ohne Ausnahme.«
    Bruce O’Hara betrat den Raum, von dem Tina gesprochen hatte. An einem fahrbaren Kleiderständer hingen zwei bunte Trikots und ein Hosenanzug.
    Ritas Eigentum. Gedankenverloren berührte Bruce den Stoff, da knallte hinter ihm die Tür zu, und jemand knurrte: »Jetzt sitzt du in der Falle, weißer Wolf!«
    ***
    Die Lichter gingen aus, man konnte die Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Jemand lachte nervös in meiner Nähe, er hatte wohl Angst im Dunkeln. »He, was soll das?« rief ein Mann. »Stromausfall!« rief ein anderer. »Quatsch, Wallace Olson will die Stromkosten senken.« Viele lachten, aber dann verstummten die Gäste, denn das schaurige Geheul eines Wolfs hallte durch die undurchdringliche Finsternis. Unheimlich hörte es sich an. Selbst mir rieselte es kalt über den Rücken, obwohl ich einiges gewöhnt bin.
    Das Heulen verlor sich in der Schwärze, die unendlich zu sein schien. Hinter mir hüstelte aufgeregt ein Mann, ansonsten war es sehr still.
    Es begann ganz langsam zu »dämmern«, ich nahm die Silhouetten der Gäste wahr, die sich nicht rührten. Jeder saß unbeweglich da und schaute zur Bühne.
    Im Hintergrund befand sich eine Leinwand, und auf diese wurde eine nächtliche Szene projiziert: links und rechts hohe, schlanke Bäume, darüber ein fahler Mond, über den sich waagrechte Wolkenschlieren zogen. Groß und voll leuchtete der Mond. Er sandte

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