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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sein kaltes Licht auf einen Felsen im Vordergrund, auf dem ein schwarzhaariges Mädchen lag, das ein weißes Kleid trug.
    Candice Lee.
    Sie schien ohnmächtig zu sein.
    Natürlich lag sie auf keinem richtigen Felsen, sondern nur auf einer Attrappe, die allerdings sehr echt aussah, vor allem bei dieser spärlichen Beleuchtung.
    Wieder erklang das Heulen des Wolfs, näher und lauter. Wie ein Faustschlag traf es uns alle.
    Und dann betrat der unheimliche Werwolf die Szene. Er trug eine blaue Hose und ein rotes zerfetztes Hemd. Mit abgespreizten Armen näherte er sich dem Mädchen, und aus seinem offenen Mund kam ein furchterregendes Knurren. Wallace Olson sah als Monster großartig aus. Wenn er mir nachts auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihm mit Sicherheit eine geweihte Silberkugel verpaßt.
    Sein Knurren »weckte« das Mädchen, Musik setzte ein, Candice erhob sich und begann zu tanzen. Es war ein Erlebnis, ihr zuzusehen. Sie zeigte Furcht vor der Bestie, gleichzeitig konnte man sehen, wie gern sie lebte, wie sie an diesem Leben hing, es nicht verlieren wollte. Sie zeigte uns das mit ihrem Körper, nicht nur durch Mimik. Ich hatte noch nie gesehen, daß sich jemand so perfekt mitteilen konnte, ohne ein einziges Wort zu sagen. Ich sah Mut, Hoffnung, Verzweiflung und schließlich Resignation -alles getanzt.
    Am Ende bekam der Wolf sein Opfer.
    Wie, das mußte sich jeder einzelne Gast in seiner Phantasie ausmalen, denn kurz davor wurde es wieder dunkel, und ein greller Mädchenschrei klang in unseren Ohren.
    Die Begeisterung war unbeschreiblich, als das Licht aufflammte. Wallace Olson nahm grinsend die Wolfsmaske ab und verbeugte sich mit Candice, die völlig ausgepumpt war. Beide schwitzten, und der Applaus, an dem auch ich mich beteiligte, fand kein Ende. Es war die ungewöhnlichste Problembewältigung, die ich je gesehen hatte.
    ***
    Der echte Werwolf saß hinter Ellen Murphy!
    Das Mädchen sah ihn nicht, nahm aber seine scharfe Ausdünstung wahr und drehte sich erschrocken um. Ein heiserer Schrei entrang sich ihrer Kehle, als sie direkt in die Lichter der Bestie blickte.
    Sie war fassungslos.
    Panik befiel sie.
    Sie wollte aus dem Auto springen, doch das verhinderte das Ungeheuer. Ellen wehrte sich verzweifelt, doch der schreckliche Wolf ließ ihr keine Chance.
    Er biß mehrmals zu, und Ellen erschlaffte. Sie fiel auf die Hupe, die sofort losbrüllte und nicht mehr verstummte. Wütend ließ die Bestie von ihrem Opfer ab und schnellte aus dem Wagen. Die Hupe plärrte weiter, als wollte sie ganz Soho alarmieren.
    Der Lärm blieb auch nicht ungehört.
    Doch Hilfe kam für Ellen Murphy zu spät.
    ***
    Mr. Silver wollte Bruce O’Hara folgen, doch Alan Burstyn ließ ihn nicht vorbei. »Die Tür ist hinter Ihnen«, sagte Kubys Freund.
    »Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht, hier Stammgast zu werden«, erwiderte der Ex-Dämon. »Aber Sie erlauben doch, daß ich vorher meinen Freund hole?«
    »Sie wissen, wo er steckt?«
    »Nein, aber ich werde ihn bestimmt schnell gefunden haben.«
    »Das werden Sie nicht. Sie verlassen das Lokal jetzt sofort, und ich suche O’Hara.«
    »Ich suche ihn lieber selbst«, entgegnete Mr. Silver. »Ich möchte nicht, daß meinem Freund etwas zustößt, verstehen Sie?«
    »Jetzt reicht’s!« herrschte Alan Burstyn den Ex-Dämon an. »Entweder du gehst freiwillig, oder ich pack’ dich bei Arsch und Genick und werfe dich hinaus!«
    »Das versuch mal!« knurrte der Hüne.
    Burstyn versuchte es tatsächlich. Er war kein fairer Kämpfer, war es noch nie gewesen, und er hatte auch diesmal nicht vor, einen Preis für sauberes Boxen zu gewinnen. Er wollte Mr. Silvers Untergang mit einem blitzschnellen Tritt in den Unterleib einleiten, der Rest wäre dann nur noch ein Kinderspiel gewesen. So stellte er es sich vor, doch der Ex-Dämon war schneller und kampferfahrener. Burstyn konnte nicht wissen, daß er sich mit einem Gegner einließ, der ihm in allem haushoch überlegen war.
    Um ihn zu verblüffen, spielte Mr. Silver mit ihm. Er wich dem gemeinen Fußtritt nicht aus, sondern blockte ihn wenige Zentimeter vor dem Ziel mit unsichtbarer Magie ab. Burstyn kam es so vor, als hätte er gegen eine Gummiwand getreten. Sie schleuderte das Bein mit verstärkter Wucht zurück.
    Burstyn verlor das Gleichgewicht und ruderte mit den Armen, um nicht zu stürzen.
    Es war ihm unbegreiflich, daß Mr. Silver den Treffer so mühelos verkraftete.
    Mit wirbelnden Fäusten drang er auf den Ex-Dämon ein,

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