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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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wünscht, werde ich die Stirn auf Eure Stiefel drücken und Euch um Verzeihung anflehen, weil ich das gedacht habe.«
    Das Lächeln, das ich damit hatte provozieren wollen, zuckte tatsächlich um ihre Mundwinkel. Sie setzte sich ins Stroh und streckte die Beine zu mir aus.
    »Sie müssten zumindest mal geputzt werden.« Sie wackelte mit ihren Stiefeln. »Wenn Ihr schon mal an meinen Füßen seid, könntet Ihr sie auch sauber lecken.«
    »Wie es aussieht, könntet Ihr selbst ebenfalls eine Reinigung vertragen, Mademoiselle. So sieht zum Beispiel Euer Gesäß aus, als müsse es einmal kräftig abgestaubt werden.«
    Sie legte die Finger auf den Mund und unterdrückte ein Kichern.
    »Ich habe eine Nachricht für Euch«, verkündete sie, bevor ich etwas sagen konnte. Wie ein Kind schloss sie auf herzzerreißende Art die Augen, um sich die Botschaft wieder ins Gedächtnis zu rufen.
    Dann öffnete sie sie wieder, dunkel und voller Wasser. »Sir Robert Cecil sagt, dass er nicht eine Minute daran geglaubt hat, dass Ihr Euch in England etwas habt zu Schulden kommen lassen, und überdies empfindet er große Dankbarkeit für Euch wie auch Seine Majestät.«
    Damit beendete sie die scheinbar wörtliche Wiedergabe von Cecils Rede.
    »Er sagt«, fuhr sie ungezwungener fort, »dass er Euch hier behalten wird, bis er sich um die Jesuiten und die Königin gekümmert hat. Er sagt, das sei sicherer für Euch.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass er so denken würde«, sagte ich und versuchte, den kalten Schweiß zu ignorieren, der sich vor Erleichterung auf meinem Rücken sammelte. Darioles Blick war zu warm. Ich wusste es. Ich fand einfach nicht die Kraft, sie fortzuschicken, nun da sie ihre Botschaft übermittelt hatte.
    Wir müssen noch immer über Robert Fludd miteinander reden, aber … Ich kann sie einfach nicht fortschicken. Nicht jetzt.
    Ich lehnte mich an die kalte Steinmauer. Mademoiselle Dariole krabbelte rücklings über das Stroh und setzte sich neben mich, Hüfte an Hüfte.
    Ich konnte nicht anders: Ich hob den Arm und nickte ihr zu, sich an mich zu schmiegen.
    Sie saß an meinem Leib, und ich hatte ihr den Arm um die Schulter gelegt. Ihre Wärme strömte durch mich hindurch. Dennoch brachte ich die Kraft auf zu sagen: »Ich sollte das nicht tun, Mademoiselle.«
    »Warum nicht? Deswegen?« Mit einem Nicken deutete sie auf meinen Schoß.
    Es war sinnlos zu versuchen, den Beweis für mein Verlangen zu verbergen. Ich antwortete: »Deswegen und auch aus vielen anderen Gründen.«
    Ein Schauder lief durch sie hindurch, kaum wahrnehmbar außer für einen Mann, der sie so fest an sich drückte wie ich in diesem Augenblick. Mir kam der Gedanke, dass ich die Steinwand in meinem Rücken und das Stroh zu meinen Füßen ja vielleicht als tröstlich empfinden mochte, doch sie hatte vermutlich andere Assoziationen dabei.
    Teils um sie abzulenken, sagte ich: »Ihr werdet wieder zum Herrn Minister gehen müssen. Ihr müsst ihn warnen. Ich glaube, das hier ist lediglich dem Verlangen der Medici zu verdanken, mich tot zu sehen – allerdings möchte ich auch nicht ausschließen, dass Robert Fludd etwas damit zu tun hat. Es ist zwar unwahrscheinlich, doch James könnte noch immer in Lebensgefahr schweben.«
    Dariole zuckte mit den Schultern und schaute zu mir hinauf. »Saburo-san hat ihm das schon gesagt, und ich auch. Seine Majestät sorgt sich jedoch mehr wegen der Pest … Und Master Cecil ist fest davon überzeugt, Seine Majestät mit genug Wachen umgeben zu haben, um selbst eine Armee aufzuhalten, auch wenn Robert Fludd nicht eingesperrt wäre. Außerdem … Würde Fludd Euch nicht lieber frei sehen wollen? Schließlich seid Ihr der Mann, der am Ende den König töten soll.«
    »Was das betrifft, so können wir nur solch weltliche Dinge tun, wie Vermutungen anzustellen.« Frustriert schüttelte ich den Kopf. Ich bemerkte, dass ich ihren Unterarm drückte, und zwang mich, damit aufzuhören. Ihr Herz schlug an meiner Seite.
    »Messire, warum haben sie Euch gebrandmarkt?«
    Ich blickte ihr ins Gesicht. »Ich habe Euch gewarnt, dass ich kein guter Mensch bin.«
    »Das muss mir niemand sagen.« Das Lachen zog sich wie das Meer bei Ebbe aus ihrer Stimme zurück. »Ich weiß, was Ihr seid. Ich sollte mich hüten, allzu stolz zu sein. Es ist, als wäre da ein wilder Hund, der jedem an die Kehle geht außer mir selbst.« Sie schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen. »Das heißt aber noch lange nicht, dass Ihr kein Mörder seid.«
    Das

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