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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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verletzten Bein schmerzte.
    »Hätte ich Fludd davon überzeugt, dann … dann wärt Ihr jetzt tot, Mademoiselle.«
    Sie funkelte mich von unten her an.
    »Er hätte Euch trotzdem geholt«, beendete ich meine Rede, »und dann hätte er Euch einfach umgebracht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Und? Es ist trotzdem Eure Schuld, dass Ihr überhaupt so besessen wart.«
    »Oh, das räume ich sogar ein.« Ich schob meinen Stock zwischen die Teppiche, die den Boden des Pavillons bedeckten, und stocherte in dem trockenen Gras darunter herum. »Die einzige Möglichkeit, wie Eure Vergewaltigung – oder Eure Ermordung – hätte verhindert werden können, wäre gewesen, wenn ich nicht diese Gelüste verspürt hätte.«
    Sie schaute mir in die Augen, und nur mit Mühe vermochte ich, ihrem Blick standzuhalten.
    »Und … Mademoiselle, wenn ich dieses Verlangen nicht empfunden hätte … dann hätte ich Euch getötet. In der Normandie.«
    »Ach ja?« Ihre Stimme war voller Wut und Verachtung. Sie schaute nach unten, starrte das Kissen an, als würde sie es erst jetzt bemerken, und warf es angewidert beiseite. Dann trat sie die Pamphlete weg, um sich Platz zu verschaffen, und stand steif auf. Sie musste das Kinn heben, um mich anzufunkeln.
    »Ihr hättet mich getötet, Rochefort? Ihr und welche Armee?«
    In ihrem gebleichten Leinenwams und der braunen venezianischen Hose sah sie wie ein hochrangiger Diener aus. Sie trug keinerlei Klinge, die sie als Gentleman ausgewiesen hätte. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Rundungen ihrer Hüfte bestaunte und die Brust unter dem halb geöffneten Hemd.
    Gütiger Gott, nein! Kalte Furcht ersetzte die Erregung in meinem Geist. Das ist das Letzte, was sie jetzt sehen will. Verlangen, Lust … wie man es auch nennen mag. Perversion!
    Ich strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Ich schwitzte und das nicht nur von der Hitze, sondern auch wegen eines leichten Wundfiebers.
    Dariole hob die Schultern. Ihre Bewegungen waren steifer als üblich. »Wie auch immer, ob in der Normandie oder in London … Es ist Eure Schuld, Rochefort.«
    »Begeht keinen Fehler.« Ich blickte auf sie hinunter. »Ich bin hier, um mich zu entschuldigen und alle Schuld auf mich zu nehmen. Aber eines will ich noch sagen … Ihr seid mit mir aus Paris gekommen. Auch Ihr wart Teil all dessen, was wir getan haben … und Ihr habt es genossen, Mademoiselle.«
    »Geht zum Teufel!«
    Ich schüttelte den Kopf. Wenn das Paris wäre; wenn die Dinge noch so wären, wie sie gewesen waren … Von Schuld wie von Ärger erfüllt sagte ich: »Ich warne Euch, Mademoiselle … Wenn die Dinge anders stünden, würde ich tun, was ich stark versucht bin zu tun, nämlich Euch in einen Sack zu stecken und wegzutragen!«
    Sie sah mir voll in die Augen.
    »Ja. Aber eines Tages würdet Ihr diesen Sack wieder öffnen müssen.«
    Zu jeder anderen Zeit hätte sie mich damit provoziert. Nun jedoch sprach sie mit einer Mischung aus Hass und Sorge, die mir Schmerzen bereitete. Mit der freien Hand rieb ich mir über die Augen.
    »Hört mir zu, Mademoiselle. Ich habe nicht die geringste Absicht, Robert Fludds König zu töten.«
    Ich nahm die Hand vom Gesicht, sodass ich sie wieder klar sehen konnte. Ich wünschte mir nichts mehr, erkannte ich, als tröstend den Arm um ihre Schulter zu legen. Instinktiv bewegte ich mich mit Hilfe des Stocks nach vorn.
    Darioles Körper verspannte sich wie der eines Fechters, wenn ein Schwert gezogen wird. Ihre ganze Haltung sprach von Wachsamkeit, Misstrauen und Hass.
    Sie sagte: »Fludd wird hierher kommen – entweder das, oder jemand hier weiß, wo er steckt. Ich werde ihn umbringen, irgendwie. Habt Ihr mich verstanden? Ich werde Robert Fludd töten.«
    Ich wich ein Stück zurück und stützte mich auf meinen Stock. Sofort entspannte sie sich wieder ein wenig.
    Ihr ist gar nicht bewusst, wie sie reagiert.
    Ah, aber das kommt nicht unerwartet.
    Kurz blickte ich auf meine Hände und dann wieder zu Dariole. »Und wie?«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Wie?«
    »Verzeiht mir, Mademoiselle, aber wie wollt Ihr Robert Fludd töten? Ihr habt keine Waffe. Die habt Ihr zerbrochen.«
    Dariole öffnete den Mund ein Stück und presste dann die Lippen aufeinander.
    »Wenn ich ein Schwert haben wollte, so gibt es einen Waffenschmied in Wells«, antwortete sie schließlich. »Zum Teufel noch mal, es gibt sogar hier Waffenschmiede, unter Alleynes Männern. Ich habe sie gesehen. Ein Rapier kann man überall kaufen. Wenn ich

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